Wider die Feminisierung der Herrenmode (Rant)

Recht gebe ich Dir in der Hinsicht, dass die Industrie den Mann dazu bekommen möchte, mehr Geld in kurzlebigere Trends zu investieren. Und das ist gewiss eine Art feminine Geisteshaltung und muss sich noch nicht einmal im Äußeren widerspiegeln.
So ungefähr gilt das für diverse Konsumartikel und es ist daher etwas zweifelhaft, ob diese Geisteshaltung feminin ist -
vermutlich genügt dafür schon eine kurz angelegte Feldforschung, z.B. in dem nächstgelegenen Unterhaltungs-Elektronikmarkt ?;)
 
Das dünne Jüngelchen mit den sanften Lippen auf der einen Seite gibt es im echten Leben doch genau so selten wie den austrainierten, vollbärtigen aber doch gepflegten Zweireiher-Träger. Beide sind Werbebilder, die "in echt" so gut wie nicht vorkommen.

Ich erinnere mich gerade an einen Art-Director, der in lilafarbenen Strumpfhosen aufkreuzte. Manche Bilder werden einen ein Leben lang verfolgen ...
 
So ungefähr gilt das für diverse Konsumartikel und es ist daher etwas zweifelhaft, ob diese Geisteshaltung feminin ist -
vermutlich genügt dafür schon eine kurz angelegte Feldforschung, z.B. in dem nächstgelegenen Unterhaltungs-Elektronikmarkt ?;)
Korrekt, deswegen schrieb ich auch "eine Art". ;)

Ich hatte es nur auf Mode bezogen und dabei aus den Augen verloren, dass es in anderen Konsumbereichen durchaus als männlich gilt, immer das neueste, beste, schnellste etc. zu haben. Musste ich mir schon oft anhören: "Ihr Jungs und Eure Spielzeuge!"
 
Liber Charlie,

Was Ihre Ausführungen über die fashion victims angeht: Volle Zustimmung, daß der gegenwärtige Trend, den "Look" erwachsener Männer optisch dem Klischeebild einer 15jährigen Lesbe nachzuempfinden, eher eine traurige Absurdität als eine wünschenswerte Entwicklung ist. Aber auch hier zwei etwas relativierende Kommentare: 1. Das in der Modepresse verherrlichte Rollenmodell fashion victim ist meines Erachtens immer noch bei Frauen weitaus stärker ausgeprägt, dabei aber nicht weniger bedauerlich als bei Männern - nicht umsonst füllen ja umfangreiche Diskussionen über die unerfreulichen Anblicke vollkommen stilanästhetischer Männer dieses und andere Foren; 2. Auch der hier zelebrierte iGent ist ja oft letztlich nichts anderes als eine weitere Form des fashion victims.

dE

Lieber Jean,

ihrem relativierenden Kommentar zu 1. entnehme ich, dass Sie im Grunde meiner Meinung sind. In absoluten Größen ist das Verhalten bei Frauen sicher stärker. In der Relation sieht man aber bei den Männern einen immensen Push in diese Richtung.
Zu 2.: Ja, natürlich. Ich habe auch nichts gegen fashion-victimtum, da wäre auch der Selbsthass vorprogrammiert. Was den iGent aber doch sehr von den oben beschriebenen Phänomenen, jedenfalls mE nach, unterscheidet ist eben dass er zum einen versucht, wie ein Mann auszusehen (auch wenn lilane Herrenstrümpfe etc dies bisweilen zweifelhaft machen) und nicht wie eine - schöne Formulierung - 15jährige Lesbe. Und zum zweiten wird sich hier in diesem Forum durchaus Gedanken gemacht über Qualität, Langlebigkeit und Sinnhaftigkeit von Kleidung. Genau dies ist ja nicht der Fall in einer Fashionbranche, die versucht uns wie Mastgänsen auch noch den letzten Mist zu verkaufen (wann kommen eigentlich endlich Herrenpumps?). Zustimmen muss ich Ihrer Analyse allerdings insofern, als dass auch in der iGent-Branche ein gewisser Markenfetisischmus nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Dennoch behaupte ich jetzt einfach mal, dass es hier auch verschiedene Ausprägungen gibt und es gibt doch auch viele hier, die bspw. über die Konglomeratsverhältnisse in der Luxusindustrie gut genug Bescheid wissen, um sich LVMH-Produkte und Konsorten einfach zu sparen.
 
Lieber Charlie,
ich fühle Deinen Schmerz. Ehrlich. Aber guck Dich auf der Straße um und sag mir, ob Du das, was Dir die Decaf-Plörre vermieste - und ob es männlich ist, das zu trinken, darüber diskutieren wir anderswo :D - auf der Straße überhaupt erblickst. Als vereinzelte Störung in der Matrix der uniformiert, schlecht angezogenen vielleicht. Aber doch nicht in der Masse. In der Masse regiert das Mittelmaß, wie eh und je. Alles andere sind nur die Ausnahmen, die die Regel bestätigen.
Das was die GQ macht und machen muß, ist doch nichts anderes, als der Versuch die eigene Daseinsberechtigung zu rechtfertigen. Ginge es nach mir, könnte alles was ich sehen möchte in einer Ausgabe final abgefidelt werden, um sich dann Wein, Weib und Gesang zu widmen. Deren Uhren-Spezial treibt mir regelmäßig die Tränen in die Augen. Auch da täten es für mich 10 Uhren und aus-die-Maus. Okay.. jetzt hat jeder andere 10 Uhren und andere Anzüge, die er sehen will. Und der eine will Tweed, der andere will Super150. Aber da haben wir die Rechnung ohne den Chefredakteur gemacht, der will nämlich nichts anderes, als den Markt für Männer-Modezeitschriften zu revolutionieren und dabei kommt eben so ein Murks heraus. Und auch ganz ehrlich Charlie: Das hättest Du wissen können. Mit einem Auto- oder Technikmagazin, wäre Dir das wohl nicht passiert. Dir hätte Dein Getränk geschmeckt und beim Blick nach draußen, wäre die Welt noch in Ordnung gewesen. Ich rate Dir also dazu, Deine Magazinauswahl in Zukunft zu überdenken, oder Dir mehr Gelassenheit zuzulegen. Denn eines ist so gewiß wie das Amen in der Kirche: Auch die GQ wird demnächst schon wieder einen längeren Artikel über die Stil-Ikone Steve McQeen schreiben oder über den klassischen James Bond-Stil.. weil sie das schon immer taten und irgendwo, tief in sich wissen, daß Männer lieber Männervorbilder sehen wollen, als 15 Jährigen Lesben (Alle Rechte bei dE).
 
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