Wider die Feminisierung der Herrenmode (Rant)

Liebe Forenmitglieder,

letztens saß ich auf Empfehlung eines Forenkollegen in einem Café am Litfaßplatz und laß dort nach langer Zeit mal wieder die ausliegende GQ. Mir ist fast mein venti decaf frozen caramel latte macchiato wieder hochgekommen. :mad:
Und zwar, weil ich es einfach satt habe, dass die vermeintlichen Fashion-Experten dieses Landes im Verbund mit der interessierten Industrie seit gefühlten 10 Jahren an der völligen Verfraulichung der Männer arbeiten.

- Auf jedem zweiten Blatt wurden irgendwelche IT-Bags für Männer hergezeigt!
- "Modefarben dieses Herbstes: Mauve und Karminrot"
- Dünne Jüngelchen mit sanften Lippen präsentieren enganliegende zu kurze Jeans, dass es unangenehm nach Pädiastrie riecht
- Irgendwelche Designer erklären uns, warum große Kragen diesen Herbst "gar nicht mehr gehen", hochgekrempelte Sakkoärmel aber wohl noch eine Saison machen.

Etc pp.

Mir wird ganz schlecht, wenn ich diesen Mist höre und sehe. Wer glaubt denn sowas? Das hat doch nichts mit Mann-Sein zu tun, oder irre ich mich? Das schlimme: Viele Leute wachsen damit auf und sind vielleicht weniger kritisch und GLAUBEN diesen Mist auch noch. Wenn mein Sohn später mal mit seiner neuen 400-Euro-IT-Bag von Gukki nach Hause kommt, dann weiß ich nicht, was ich tue...
Und das ganze ist ja so durchschaubar. In der Herrenmode gibt's einfach nicht genügend zu verdienen. Männer, die sich Schuhe kaufen, die 10 Jahre halten und Anzüge dito, das ist ja nix für die modernen Fashionkonglomerate (wenn sich diese Männer nicht in gewissen Foren gegenseitig zu Konsum-Höchstleistungen antreiben). In der Frauenmode gibt's schon lange ein vielfaches zu verdienen. Da muss man den Mann doch auch irgendwie hinbekommen! Dass man nebenbei ein ganzes Geschlechtsbild umkrempelt, das scheint den Damen und Herren ja sowas von egal zu sein.

Dabei ist diese Freakshow noch nicht mal besonders "modern" oder ausgefallen, es geht einfach nur um die Kohle. Männer-Rollenmodelle gehen dabei flöten. Ich brauch auch nicht mehr das Herrenbild der 50er, danke sehr. Ich habe auch kein Problem damit, mal ne Baby-Auszeit zu machen. Aber muss man sich von der Industrie deshalb zum Hanswurst machen lassen? I don't think so.

Ich weiß/hoffe, ich trage hier wahrscheinlich großenteils Eulen nach Athen, aber es muss mal raus.

Anbei ein paar Bilder, die das Dilemma verdeutlichen. Wie es sein sollte (und da habe ich jetzt bewusst keine Herren in Zweireiher genommen, sondern welche mit etwas ausgefalleneren Fashionlebensentwürfen) vs. wie es sich der LV/PRADA/Blabla-Fashionindustriekomplex so wünscht.
 

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Weil er ein Damenrad fährt? :D

Ich habe den schon bewusst gewählt, um zu zeigen, dass ich nichts dagegen habe, wenn Männer "modisch" oder "italienisch" gekleidet sind. Es muss nicht immer Tweed sein, wenn das natürlich auch männlicher ist. Mir geht es um Trendopfertum, Markengläubigkeit und Männer, die aussehen wie hässliche Frauen mit *******. Das alles kann man dem Herren m.E. nicht vorwerfen.
 
Der vollbärtige Mann kommt wieder

Interessant in diesem Zusammenhang die Ausrichtung der Herbst/Winter-Mode 2011: - Luxury Moments - Style Vagabund - Vollbärtige Männern sinnierend -.

Geistig-seelisch die Nähe zu Oscar Wilde suchend:

http://www.konen.de/

Im neuen Prospekt ist der junge Neue Mann leicht bis sehr nachdenklich, verträumt, naturverbunden, Lonelywolf, darüberhinaus: Vintage 50er/70er. Der Prospekt in dezent herbstlichbraun bis dunkelerdig.
 
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Sehe ich da bei 0:24 min den Schriftzug "RayBan" auf den Gläsern der Brille? :confused: Als Brillenträger kann ich nur Unverständnis zeigen. :(

Zum Thema "Feminisierung der Herrenmode":
So wünschen sich halt die zum großen Teil homosexuellen Designer, dass die jugendlichen Männer heutzutage aussehen.
Der Playboy ist halt (leider) auch nicht zukunftsweisend, was die moderne Damenkleidung angeht. :D
 
Am allerschlimmsten finde ich diesen Hipster-Einheitslook bestehend aus Bootsschuhen, engen, hochgekrempelten Jeans, einem engen T-Shirt mit V-Ausschnitt und dieser auf-der-Seite-kurz-geschoren-und-oben-lange-Frisur. Es ist wirklich so, als würde irgendwo ein geheimer Dresscode ausgegeben.
 
Alles richtig, Charlie M., wobei mir allerdings beim Anblick manch zartgliedrigen, mandeläugigen und hellstimmigen Bübchens, speziell in Berlin Mitte auch schonmal der Gedanke kam, daß die superdünnen shirts, hautengen Höschen und sonstigen Fummelchen eigentlich ganz gut zu den Trägern passen...so ungefähr wie A.... auf Eimer. In sich irgendwie stimmig albern und bedenklich.

Armin
 
Es muss nicht immer Tweed sein, wenn das natürlich auch männlicher ist.

Liber Charlie,

mir müssen Sie nun wirklich Tweed nicht schmackhaft machen, aber: Daß dieser Stoff nun per se "männlicher" sei als alle anderen, ist wohl eher eine subjektive Ansicht als "natürlich".

Was Ihre Ausführungen über die fashion victims angeht: Volle Zustimmung, daß der gegenwärtige Trend, den "Look" erwachsener Männer optisch dem Klischeebild einer 15jährigen Lesbe nachzuempfinden, eher eine traurige Absurdität als eine wünschenswerte Entwicklung ist. Aber auch hier zwei etwas relativierende Kommentare: 1. Das in der Modepresse verherrlichte Rollenmodell fashion victim ist meines Erachtens immer noch bei Frauen weitaus stärker ausgeprägt, dabei aber nicht weniger bedauerlich als bei Männern - nicht umsonst füllen ja umfangreiche Diskussionen über die unerfreulichen Anblicke vollkommen stilanästhetischer Männer dieses und andere Foren; 2. Auch der hier zelebrierte iGent ist ja oft letztlich nichts anderes als eine weitere Form des fashion victims.

dE
 
Ich befürchte, dass das in eine Diskussion "Was ist männlich?" abgleitet bzw. abgleiten muss. Die Welle der "Metrosexualität" in den Nuller-Jahren hat halt Spuren hinterlassen und es ist häufig ein schmaler Grat, auf dem sich Mode (!) bewegt. Umso wichtiger ist natürlich die Stilbildung, mit deren Hilfe eine Distanz zu Modeerscheinungen möglich ist und den Konsumenten erst in die Lage versetzt, den Unterschied zwischen dem zu erkennen, was Modekonzerne als Bild transportieren und was realiter passiert.
Das dünne Jüngelchen mit den sanften Lippen auf der einen Seite gibt es im echten Leben doch genau so selten wie den austrainierten, vollbärtigen aber doch gepflegten Zweireiher-Träger. Beide sind Werbebilder, die "in echt" so gut wie nicht vorkommen. Wie so häufig liegt die Wahrheit daher in der Mitte, denke ich.

Recht gebe ich Dir in der Hinsicht, dass die Industrie den Mann dazu bekommen möchte, mehr Geld in kurzlebigere Trends zu investieren. Und das ist gewiss eine Art feminine Geisteshaltung und muss sich noch nicht einmal im Äußeren widerspiegeln.

... 2. Auch der hier zelebrierte iGent ist ja oft letztlich nichts anderes als eine weitere Form des fashion victims.

dE

Stimmt wohl, nur halt mit anderen Rollenvorbildern.
 
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... dass die vermeintlichen Fashion-Experten dieses Landes im Verbund mit der interessierten Industrie seit gefühlten 10 Jahren an der völligen Verfraulichung der Männer arbeiten. ...

Die Männer verfraulichen halt tatsächlich immer mehr. Im Zuge falsch verstandener Emmanzipation der Frau ist die "Waschlappenseite" bei Männern (Mann hat ja in vielen Ehen überhaupt nichts mehr zu sagen) immer mehr gewachsen.

Das absurde daran: Die Frauen werden immer unzufriedener mit denen von Ihnen geformten "Waschlappen". Und sehnen sich nach Typen wie dem "letzten Bullen" dargestellt durch Henning Baum, der sich auf Grund des Erfolges o.g. TV-Reihe vor neuen Rollenangeboten nicht mehr retten kann.
 
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