@fritzl:
Mein erster Schuh, der im Vergleich zu meinen bisherigen in einer qualitativ höheren Liga angesiedelt war, war - auf Empfehlung eines Kollegen - ein schwarzer Handmacher-Derby (Modell 14). Ich war damit grundsätzlich nicht unzufrieden, aber es war halt auch nur ein Schuh, der „ein bisschen schöner“ als meine bisherigen war. Von der Passform her empfand ich ihn ebenso als Kompromiss wie viele meiner bisherigen. Aus heutiger Sicht denke ich aber, dass man dies nicht dem Schuh „in die Schuhe schieben“ kann – dazu noch weiter unten.
Vor etwa zwei Jahren hatte ich dann massive orthopädische Probleme mit meinen Füßen, bekam Einlagen verordnet und stand plötzlich vor dem Problem, de facto kein einziges tragbares Paar Schuhe mehr zu besitzen. Das, was im „normalen“ und im orthopädischen Schuhhandel angeboten wird, hat entweder nicht gepasst (das waren die „normalen“ Schuhe) oder war für mich absolut hässlich (orthopädische sog. Einlagenschuhe , also breit gebaute, irgendwie zusammengeklebte Latschen, teilweise zusätzlich verschlimmert durch Klettverschluss). Bar jeder Erfahrung, begab ich mich im Internet auf die Suche und stieß schließlich auf Livshits. Ein Termin war schnell vereinbart, mein Wunsch war von Beginn an, eine lose Einlage verwenden zu können (dies zu Deiner Frage #833 vom 17.05. – im Nachhinein betrachtet glaube ich auch, dass diese Entscheidung gut war, weil ich seither bereits die dritte Einlage habe).
Allerdings gab es ein Problem: Die Fertigungszeit. Daher habe ich als Übergangslösung den hier zuletzt gezeigten blauen Handmacher gekauft, allerdings bei einem anderen Handmacher-Partner. Nachteil: um ihn passend zu haben, ist er um eine halbe Nummer zu groß, was sich in kürzester Zeit in einer nicht nur unschönen, sondern auch schmerzhaft drückenden Gehfalte bemerkbar machte. Durch Anwendung von Collonil Stretch-Spray habe ich letzteres Problem beseitigt.
Dann kam der erste Livshits-Schuh, in dem ich mich von Anfang an wohl gefühlt habe, und zwar so sehr, dass ich inzwischen 6 Paar aus der Feinen Wiener Schuhmanufaktur besitze – bei Interesse werde ich von allen Fotos hier einstellen.
Vor kurzem habe ich einen weiteren Handmacher-Partner ganz in der Nähe meines Wohnortes entdeckt, der mir einen um Klassen besseren Eindruck als Fachmann (und nicht nur Verkäufer) macht. Habe also bei ihm mein drittes Paar Handmacher-Schuhe (diesmal in Kalb Strauß braun, diesmal in der weitesten Ausführung H und mit Risterhöhung, also Möglichkeiten, die bei meinen früheren Handmacher-Käufen in der Beratung nicht einmal angesprochen wurden) bestellt und inzwischen auch erhalten, aber noch nicht getragen. Soll also heißen: ein wesentliches Kriterium ist wie überall fachliche Beratung und genügend Zeit dafür.
Was abseits von Fachwissen und –können und Zeit für Beratung anzumerken ist: mein laienhafter Eindruck ist, dass sowohl das Leder als auch die „inneren Werte“ des Schuhs bei Livshits durchaus eine höhere Klasse darstellen. Für mich stellt sich das sowohl beim erzielbaren optischen Eindruck (ich bin ein richtiger Schuhputz-Fan geworden) als auch im Schuh-Klima nach vielstündigem Tragen dar. Klarerweise ist letzteres auch von den oben beschriebenen Unterschieden in Passform und Bequemlichkeit stark geprägt, ich schätze aber durchaus die Wertigkeit und die verwendeten Materialien bei Livshits höher ein (ohne zerlegte Schuhe beider Hersteller je gesehen zu haben, aber als Laie würde ich das ohnehin wohl nur mäßig beurteilen können).
ABER wir sprechen hier natürlich auch von unterschiedlichen Preisklassen, die sicherlich auf „Maß“ oder „adaptierte Stangenware“, aber wohl auch auf den verwendeten Materialien beruhen. Anders ausgedrückt: Ich werde Livshits sicherlich nicht untreu werden, aber - falls der zuletzt erworbene Handmacher meine Erwartungen erfüllt – mir noch den einen oder anderen Handmacher zusätzlich kaufen.