Weihnachtsessen overdressed

Dionysos

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Hallo Zusammen

Ich möchte mal ein Diskussionsthema anschneiden, das dem einen oder anderen bestimmt bekannt vorkommt.
Gestern Abend fand das Weihnachtsessen meines Arbeitgebers in einem gehobenen Restaurant statt. Ich arbeite in einer Privatschule und habe einen direkten Vorgesetzten, den Schulleiter. Alles andere sind Kollegen. Gestern Abend war dann auch noch der Unternehmensleiter anwesend.

Das wusste ich alles im voraus. Ich überlegte mir also, was ich anziehen sollte. Mir war klar, dass die meisten Lehrer sich wohl eher weniger Gedanken zu ihrer Garderobe machen. Das ist heute leider fast überall so in diesem Beruf. Auf jeden Fall wollte ich dann doch nicht all zu fest auffallen. Ich entschied mich für einen dunklen Anzug mit Anthrazit farbigen Nadelstreifen, ein weiss-rosa farbig gepunktetes Hemd, ein dazu passendes Einstecktuch und schwarze Schuhe.
Mit dem Einstecktuch hatte ich meine liebe Mühe, war es doch mein erster Versuch in dieser Richtung und irgendwie gefiel es mir nie, so dass ich fast eine halbe Stunde mit dem Platzieren dieses Tuches verbrachte. Mein WG Mitbewohner dachten wohl ich sei übergeschnappt. :rolleyes:

Nun, als ich dann im Restaurant ankam, waren sofort viele Blicke auf mich gerichtet. Ich bekam einige Komplimente für meine Garderobenwahl und welch Glück, der Schulleiter war ähnlich angezogen. Nur trug er kein Einstecktuch, doch ich denke, es fiel ihm nicht weiter auf. Er hat dann extra sein Jacket wieder angezogen, als er mich sah.
Etwas später kam der Unternehmensleiter. Angezogen mit einer alten Jeans, einem verwaschenen Hemd und auch das Jacket hatte wohl schon bessere Tage gesehen. Ich fühlte mich dann schon etwas overdressed, aber wahrscheinlich hat er gar nichts weiter bemerkt.

Was ich mit dieser Geschichte zeigen will. Man muss dazu sagen, ich bin im Alltag keineswegs immer klassisch angezogen und auch meine sonstigen Kenntnisse bezüglich Mode liegen noch in den Anfängen. Ich finde es einfach etwas schade, denn ausser ein paar Frauen hat sich niemand die Mühe gemacht sich schön anzuziehen. Einige haben es versucht, was sie aber wohl besser gelassen hätten. Rotes Strickgilet über einem grünen Sportpullover war eine dieser Stilblüten.
Ich fühlte mich zwar immer wohler in meinem Outfit, doch dachte ich irgendwie, dass es wohl auch einmal nach hinten losgehen könnte, wenn ich immer besser angezogen bin als meine Vorgesetzten. Gestern war es in Ordnung und ich werde mich beim nächsten Essen durch meine diesjährigen Erfahrungen bestimmt nicht entmutigen lassen. :)

Wie seht Ihr diese Thematik? Wart ihr auch schon besser angezogen als eure Vorgesetzten? Und spielt dies heute, in einer Zeit mit etwas diffusen Rollenbildern, überhaupt eine Rolle?
 
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Danke, ich hoffe, ich bin Ihnen mit meinem pauschalen "Du" nicht zu nahe getreten. Ich bin es mir einfach aus anderen Internetforen gewohnt, sich querbeet zu duzen.
Der Titel ist vielleicht teilweise irreführend. Ich denke nicht, dass das beschriebene Outfit grundsätzlich overdressed ist für einen solchen Anlass. Das Wort ist eher in Relation zu den anderen Teilnehmern zu sehen, eben insbesondere den Vorgesetzten.
Es war wirklich toll, wie gut einige Damen angezogen waren. Und es kann Zufall sein, doch die Englischlehrerin, welche zum Teil auf den Inseln aufgewachsen ist, war wirklich sehr gut angezogen. Kennt sich jemand aus? Ist das zunehmende Unwissen, bzw. Ignoranz in Sachen Kleidung vor allem ein kontinentales, speziell deutschsprachiges Problem? Die Schweiz ist ja zu einem grossen Teil ebenfalls deutschsprachig.
 
Ich schon.

Jetzt mal ganz ironiefrei: ich finde es auch schade, wenn die Frauen sich Gedanken um ihre Kleidung machen und sich apart kleiden, daneben ihre/die Männer wie Schlunz sitzen. Verbreitetes Phänomen, aber was willst du machen?
 
Ziemlich ähnlich erging es mir gestern. Ich war gestern auf der Weihnachtsfeier unseres Lionsclubs in einer kleineren schwäbischen Gemeinde. Dass ich im Anzug overdressed wäre war mir klar, daher hatte ich mich für graue Hose, dunkelblaues Sakko und eine freizeitliche Krawatte entschieden - und war natürlich noch immer völlig overdressed.

Immerhin kam noch ein anderer in Krawatte (billiges Ding, das lustlos rumbaumelte), der Rest in Jeans und irgendwelchen ungepflegten Oberteilen. Ich werde das ja nie verstehen, vor allem weil einige Millionäre darunter waren und gerade die Frauen der am schlechtest angezogenen Männer am besten angezogen waren, schön klassisch-leger-elegant. Keine Ahnung, warum Männer daran so wenig Interesse haben.

PS: Ich hatte glaube ich in Deutschland noch keine Arbeitsstelle, wo ich schlechter als meine Vorgesetzten angezogen gewesen wäre, auch in Praktika. In Mailand war das anders, da war ich recht angepasst.
 
Ich werde das ja nie verstehen, vor allem weil einige Millionäre darunter waren und gerade die Frauen der am schlechtest angezogenen Männer am besten angezogen waren, schön klassisch-leger-elegant. Keine Ahnung, warum Männer daran so wenig Interesse haben..

Naja, kann man auch als Understatement sehen. Bzw. ist denen sowas auch nicht so wichtig. Aus deren Sicht auch nachvollziehbar: Mit der Million und der ansehnlichen Partnerin hat´s ja scheinbar auch ohne solchen Aufwand hingehauen...;)
Wären für mich auch deutlich wichtigere Aspekte im Leben als Klamotten.

PS: Ich hatte glaube ich in Deutschland noch keine Arbeitsstelle, wo ich schlechter als meine Vorgesetzten angezogen gewesen wäre, auch in Praktika. In Mailand war das anders, da war ich recht angepasst.

Schätze mal, dass ein nicht unwesentlicher Teil der italienischem Führungsebene in Zukunft auch eher andere Sorgen haben wird, als sich um ihr Outfit zu kümmern...

Jetzt mal ganz ironiefrei: ich finde es auch schade, wenn die Frauen sich Gedanken um ihre Kleidung machen und sich apart kleiden, daneben ihre/die Männer wie Schlunz sitzen.

Naja, wäre mir als Mann auch lieber als umgekehrt... Abgesehen davon gibt es ja auch noch Stadien zwischen "Schlunz" und dem Duke Of Windsor (wobei für einen "Nicht-Rötzelleser" die Übergänge zwischen den beiden Herren wahrscheinlich manchmal auch fließend sind...;))

Zum eigentlichen Thema:
Dies ist in der Tat manchmal eine schwierige Kiste. Tendenziell sollte m.E. ja eher das Umfeld ein Stück weit ausschlaggebend dafür sein, wie man sich kleidet.
Allerdings hat man ja vorher i.d.R. zumindest irgendwelche Anhaltspunkte, was in den einzelnen Berufsfeldern diesbezüglich Phase ist.
Für wen es essentiell ist, bei der Arbeit unbedingt immer Top gestylt im Dreiteiler mit polierten Schuhen rumzulaufen, der sollte dann eben nicht unbedingt für einen Job bei der Müllabfuhr entscheiden (überspitzt dargestellt).

Ich z.B. bin aktuell bei einer Behörde beschäfitgt (mit regelmäßigen Außendienst- und Gutachterfunktion bei Gericht). Dies bedeutet für mich konkret: Anzug - Nay!
gepflegter Freizeitlook - Yay!
Klar könnte ich trotzdem im dunklen Anzug mit passender Krawatte und Manschettenknöpfen zur Arbeit gehen, verbieten würde mir das wohl niemand. Dennoch würde ich selbst mir damit einfach etwas fehl am Platz vorkommen.
Wenn ich in die entsprechende Funktion vorgedrungen bin, wo entsprechende Kleidung angebracht ist, nehme ich diesbezügl gerne ein Upgrade vor.
Bei offiziellen Anlässen bzw. Feiern war ich (subjektiv!) wahrscheinlich auch "besser" angezogen als die meisten Vorgesetzten bzw. sonstwie "Ranghöheren".
Allerdings war das allen (mich eingeschlossen) relativ piepe, da ich ja - zum Glück - nicht in der Modebranche arbeite bzw. es bei uns um andere Dinge geht. bzw. man es ja nun auch nicht übertreiben muss. Ich will mich ja primär selbst einigermaßen gut angezogen fühlen und mich nicht von anderen absetzen.
Kleidung hat m.E. eben auch eine gesellschaftliche Funktion, und wenn ich mich mit meinen Klamotten nicht einigermaßen souverän (weil verunsichert) in meinem Umfeld - beruflich wie privat - bewegen kann, dann ist dies für mich definitiv nicht diskutabel.
 
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Ich glaub nicht, dass wir einen generellen Konsens dazu finden, wie man sich auf einen Weihnachtsfeier kleiden sollte.

Wobei overdressed in meinen Augen nicht so schlimm ist, als wenn man "schlampig" erscheint. Viele wissen, dass Weihnachtsfeiern einen feuchtfröhlichen Verlauf nehmen, recht rustikal werden und durchaus ein Weiterziehen durch die Nacht von vorn herein eingeplant ist und kleiden sich entsprechend.

In der Regel weiss man auf Grund der Erfahrungen der vergangenen Jahre, wie man sich zu kleiden hat. Ansonsten fragt man mal einen netten Kollegen.
 
Das Hauptproblem der 'Overdressed'-Problematik ist m.E. immer noch die eigene Einstellung und Authentizität. Wer sich in seinen vermeintlich zu guten Sachen richtig wohl fühlt und eine gewisse Ausstrahlung dabei hat, kann fast auch White Tie oder Black Tie bei Lidl einkaufen, ohne dass es jemanden stört. ;)

Man fällt natürlich einigen klar auf, aber meist nur als interessant.

Mal ehrlich, denken Sie zurück als Sie mal irgendwo wie die triste Masse angezogen war, und jemand deutlich besser, aber souverän und natürlich daherkam: Ich hatte dafür immer nur Bewunderung übrig, nie Neid, nie Kopfschütteln o.ä.

Wer die überdurchschnittlich festliche/gute/elegante kleidung nicht regelmäßig trägt, fällt dann aber wegen der fast immer zu erkennenden Unsicherheit/Unstimmigkeit auf...
Gewollt und nicht gekonnt ist ganz übel. ;)
 
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