defensortweedei
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Jein.
Ich möchte einmal eine kleine Parallele ziehen. Ich bin, wenn auch nur als Amateur, ein ausgewiesener Freund der Barockmusik, und in dieser Szene ist die Diskussion über „historische“ oder „authentische“ Aufführungspraxis in den letzte Jahrzehnten ausführlich und teilweise mit harten Bandagen geführt worden. Mittlerweile sind selbst einige der höchsten Autoritäten wie z.B. der Dirigent Niklaus Harnoncourt vom Anspruch höchstmöglicher Authentitzität wieder ein wenig abgerückt, da dieser Ansppruch notwendigerweise im Jahr 2014 immer unerfüllt beliben muß – ich glaube es war Harnoncourt selbst, der – sinngemäß – einmal ausgeführ hat, dass man ja sein Orchester ausschließlich mit Violinen des späten sechzenten Jahrhunderts aus Absam und Cremona bestücken, kein Vibrato spielen und ungleichmäßg schwebend stimmen könne, man sei damit aber immer noch nicht im Jahr 1700 und allein damit unvermeidlich nicht authentisch im eigentlichen Sinne. Authentischer ist immer die Interpretation der Gegenwart, wobei eine gewisse Werktreue sicher kein Fehler ist.
Genauso kritisch sehe ich mittlerweile auch allzu angestrengte Versuche, sich in historischem Sinne vollkommen „authentisch“ oder „historisch korrekt“ zu kleiden – das kann schnell in Kostümierung umschlagen. Ich bin ja selbst ein Freund von altem Zeugs, mit Anzügen in meinem Schrank, die nur unwesentlich jünger, und Tweedjacken, die noch älter sind als Leer Rs Anzug, trotzdem halte ich dazu moderne Schuhe in einem einigermaßen klassischen Schnitt für durchaus passend, solange man eine gewisse Harmonie in Formalitäts- und Rustikalitätsgrad schafft. Den von Leer R. zuletzt ins Rennen geworfenen Vass Norweger fände ich z.B. wahrscheinlich zu diesem Anzug ganz großartig passend, ob dieser nun im Wien der Nachkriegszeit ein übliches Modell gewesen sein sollte oder nicht.
Wahrscheinlich wolltest Du aber auch gar nichts anderes vorschlagen...
D), wenn's darum geht, ein historisch korrektes Outfit nachzubilden, dann haste' Recht.