Was trage ich heute SammelThread, Teil 3

kann es sein, dass die meisten hier ziemlich konservativ sind was die Bekleidung angeht?
Das ist sogar ziemlich wahrscheinlich. Aber man ist ja im Umkehrschluss noch nicht kleidungsbezogen modern und progressiv, nur weil man nicht weiß, wie man konservative Kleidungsstücke wie den Navy Blazer richtig kombiniert. Klar kann man rein technisch auch eine Latzhose zum Blazer tragen, man hat das Kleidungsstück, seine Geschichte, seine Herkunft und seine soziale Ausstrahlung dann nur halt nicht verstanden und sagt das auch nonverbal jedem, der einen anschaut.

Es gibt bei dieser Kleidungsform eine Lernkurve. Manche bekommen die in der Jugend von ihren Eltern (oder deren Schneidern) automatisch mit, die anderen müssen sich die anderweitig erarbeiten und man sollte sich seine Quellen dann schon sorgfältig aussuchen, denn es gibt wie überall viel Desinformation. Aber ohne diese Lernkurve sieht man damit leicht etwas planlos aus. Und das ist kein guter Eindruck, egal, wem man damit gegenüber tritt.

Foren wie dieses haben dafür vielen eine gute Initialzündung gegeben. Es ist keine Raketenwissenschaft, aber es hat über die letzten 100 Jahre durch Trial and Error vieler Generationen von Trägern Erkenntnisgewinne gegeben, an denen heutzutage jeder teilhaben kann, der interessiert ist. Wenn man die einmal hat, entwickelt man sich ohnehin in eine persönliche Richtung. Das kann man auch im WTIH-Thread sehr schön sehen.

Ich habe viele Fotos und Beispiele online gefunden, in denen die edlere Jeans mit Blazer und auch Weste und Krwatte kombiniert wird für einen modernen "Business Casual" Look. Mir gefällt dies, weil es formeller als der Klassiker des Hemdes mit Jeans und Sakko ist, aber nicht so formal wie der komplete Anzug. Es macht dies lockerer, moderner.
Erst mal: Was sind "edlere Jeans"? Eine Jeans ist eine Jeans, es gibt auch keinen edleren Traktor. ;)

Und dann: Würdest Du Deinen Look mit Navy Blazer und Krawatte wie oben abgebildet aus der Sicht eines Streetwear-Trägers wirklich als locker und modern beschreiben? Ich glaube, Du gibst Dich da Illusionen hin. ;) Du glaubst offenbar, durch das Einbringen unpassender Kleidungsstücke würdest Du ein ansonsten formelles Outfit "downdressen" können. Das funktioniert so nicht. Und es kommt selbst bei Laien auch nicht so an. Deswegen kann man's auch gleich richtig machen. Leute, die die entsprechende Vorbildung haben, nehmen das dann wohlwollend wahr und bei den anderen verliert man nichts.

Eine Chino geht auch. Mit einer Anzughose ist die Kombination dem Anzug meiner Meinung nach fast gleichgestellt in unserem beruflichen Kontext. Eine Flanell-, Tweed- oder Cordhose werde ich mir nicht kaufen, denn ich mag diese von der Textur her raueren Stoffe nicht wirklich.
1.) Eine Chino geht immer. Zuhause trage ich fast ausschließlich Hemd und Chinos. Auch eine helle Chino zu einem dunkelblauen Sakko funktioniert gut, insbesondere mit groben Stoffen wie Hopsack oder Mock Leno oder Wolle/Seide/Leinen-Mischungen im Sommer. Aber das Ergebnis ist nie ein formeller Look.
2.) Eine Kombination ist grundsätzlich informeller als ein Anzug. Nun gibt es einigermaßen formelle Kombinationen und sehr legere Anzüge, so dass es da zu Überschneidungen kommt. Das spielt speziell in einigermaßen formellen Kontexten wie dem Beruf oder auch bei Feierlichkeiten eine Rolle.
3.) Flanell und Cord sind viel weicher als Denim. Auch bei Tweed gibt es sehr weiche Varianten wie Donegal und Saxony Tweed aus Lambswool resp. kurzstapeliger Merinowolle vom Sachsenschaf, man darf da nicht von Harris Tweed auf alles andere schließen. Ich würde speziell auch für Menschen mit mehr Volumen in der Körpermitte, zu denen ich mich zählen muss, Jeans nicht empfehlen.

-> Tragt ihr in Eurer Freizeit zumindest mal Jeans mit Sakko, oder auch einer Jeans- oder Lederjacke?
Nein, das ist aber etwas Persönliches. Für mich ist das hier keine Berufsverkleidung. Ich sehe aus, wie ich hier auch im WTIH-Thread aussehe, sobald ich das Haus verlasse. Wenn ich im Beruf mal einen Vortrag halte oder ein wichtiges Präsenzmeeting mit Leuten habe, die mich noch nicht kennen, trage ich auch etwas, was man als gedeckten Geschäftsanzug bezeichnen könnte, in dunkelblau oder grau. Gerade jetzt im Winter trage ich aber ansonsten viele Farben, Muster und Texturen (speziell Flanell), die eher informell sind und die nun keiner bei einem Board-Meeting erwarten würde. Vor allem ist meine Kleidung streng saisonal aufgeteilt, ziemlich dicke, warme Stoffe im Winter, luftige, dünnere im Sommer. Sartoriale Kleidung hat bzgl. Formalitätsniveaus eine enorme Bandbreite. Heutzutage wird das Uneingeweihten auf der Straße nicht unbedingt auffallen, weil für sie unbekannterweise Anzug = Anzug ist, aber es reicht ja, wenn ich es weiß.
 
Und jetzt warten auf die Frau...
Klappstuhltechnisch betrachtet wäre langfristig bspw. ‚Plia‘ eine ganz gute Alternative und zum Beistelltisch frage ich mich:
Ist das LACK von IKEA...?
;)

Erst mal: Was sind "edlere Jeans"? Eine Jeans ist eine Jeans, es gibt auch keinen edleren Traktor. ;)
Also, er hier macht schon einen edleren Traktor-Eindruck :cool:
(beim Strandbistro Weidefelder Strand):

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