Tim, lass dir deine gute Laune nicht von uns verderben.
Proteus gibt seine Ratschläge in der Regel mit ordentlich Pfeffer weiter (ich liebe seine Art, die Dinge – wie könnte man es höflich und zurückhaltend formulieren? – auf den Punkt zu bringen, bin aber selbst noch nie «Opfer» seiner Ausführungen gewesen
), aber alles, woran ich mich aus seiner Feder erinnern mag, hat Hand und Fuss. Irgendwann einmal wirst du ihm (und den andern hier, die sich bemüht haben) vielleicht sogar noch dankbar für seine Ausführungen sein, wer weiss? Vor kurzem habe ich als Neuling hier auch noch regelmässig eingesteckt. Viele würden bestreiten, dass es was gebracht hat
D), aber ich meine, in sehr kurzer Zeit sehr viel Wichtiges über klassische Herrengarderobe gelernt zu haben. Die «Fehler» bringen dich rascher voran als anderes.
Um es ganz salopp zu formulieren: Es gibt Mode, also Bekleidungsstücke, die von ihren Proportionen, Schnitten, Farben, Mustern etc. her auf eine aktuelle Strömung unabhängig vom jeweiligen Träger abgestimmt sind. Das sieht heute besser aus als klassische Bekleidungsstücke, wird aber wahrscheinlich schon in wenigen Monaten schlechter aussehen als die Klassiker, weil sich die allgemeine Strömung dann geändert haben wird. Du bist zu ständigen Neukäufen gezwungen, denen zudem der Makel anhaftet, dass sie nicht zu deiner Person passen (sondern halt eben nur zur allgemeinen Strömung).
Klassische Kleidung durchläuft auch Veränderungen. Die Reversbreiten, die Lage der Kassur, die Taillierung von Sakkos, die Dicke der Schulterpolster etc. ändern von Zeit zu Zeit. Bloss kannst du aus dem Spektrum der sich bietenden und eben gerade nicht zu Unrecht als Klassiker angesehenen (weil zeitlos schön und elegant) Kleidungsstücken jene aussuchen, die zu dir und deinem Typ passen. Ich hoffe, der User Beethoven nimmt es mir nicht übel, wenn ich ihn – zumal mit weniger netter Einführung – als Beispiel missbrauche, aber er ist für mich eines der Musterbeispiele, was klassische Kleidung leisten kann. Er ist nicht gerade Brad Pitt, der einfach in allem cool aussieht (tut mir leid, Beethoven, aber ich reihe mich eh gleich ein, bin auch kein Adonis), aber er hat mir viel Fingerspitzengefühl, theoretischem Wissen und praktischer Erfahrung einen Kleidungsstil gefunden bzw. entwickelt, der so gut zu ihm passt, dass ich mir beim ersten Treffen gedacht habe: «Wow!»
Wenn du jung, gertenschlank und gutaussehend bist, kannst du dir den Drykorn-räusper-«Smoking» kaufen und darin glänzen und die Mädels beeindrucken. Dann gratuliere ich dir, weil du der Typ bist, der fast alles tragen kann und trotzdem gut aussieht. Wenn das aber nicht der Fall ist, kauf einen klassischen Smoking (egal, wie locker der Anlass sein wird), denn dieser wird das Beste aus dir rausholen. Schau dir mal die ersten Bond-Filme an. Da siehst du, wie Connery in seinen Anzügen und im Smoking richtig, richtig gut aussieht. Dann siehst du dir nochmals das Drykorn-Bubi an. Vielleicht verstehst du dann …