Ich bin doch entspannt. Leider wird Stil in solchen Postillen immer nur auf Kleidung reduziert und dann von den Wellenreitern "adoptiert". Jemand, dessen Lieblingsrestaurant McDonalds ist, der Goethe für einen brasilianischen Fussballer hält und der Eßmanieren hat wie ein Schwein, den macht auch die Entdeckung der klassischen Herrenmode nicht stilvoller.
Ich bin kein Gentleman, ich bemühe mich nur - seit nunmehr fast 30 Jahren - einer zu sein. Das ist für mich ständiges Streben und Versuchen. Vielleicht schaffe ich es irgendwann einmal, diesem Ideal nahezukommen, aber ein Ende Reise gibt es nie.
Sätze wie die oben belegen zugegebenermassen, das mir das nicht immer gelingt. Ich schätze, ich habe mich ein wenig an der Umgebung verschlissen und seitdem ich wieder häufiger in Deutschland bin, fällt mir das umso mehr auf. Aber Stil ist doch viel mehr als die Summe seiner Teile. Keiner möchte sicherlich den Rückfall ins viktorianische Zeitalter, aber ein wenig mehr Lernen und Streben täte gerade vielen Mittzwanzigern gut. Es ist nicht cool, auf die Straße zu spucken, Galanterie ist meist reiner Selbstzweck ( und auch noch schlecht gemacht ), Benehmen haben sowie die Wenigsten und Lebensart schon gar nicht. Anachronismen, wie sie hier im Forum vertreten sind, stellen da sicher die Ausnahme da, werden als solche ebenfalls erkannt und unterschwellig belächelt. Damit kann ich leben.
Mir graut vor dem Gedanken, jetzt plötzlich als Fashion Victim zu gelten und ich kann nur hoffen, das der Kelch schnell an uns vorübergeht.