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Natürlich, und ich wollte mit meinem oben Geschriebenen nichts anderes ausdrücken, kann die Regimentskrawatte individualistischen Ansprüchen durchaus genügen, oder besser gesagt: individualistische Ansprüche vermitteln, aber absolut nur dann, wenn sie nicht in ihrem uniformistischen Kontext betrachtet und getragen wird, sondern "lediglich" als stilvolles Accessoire.
Ad absurdum wird ihre "Funktion" meines Erachtens erst dann geführt, wenn sie von einem Einzelnen tatsächlich auch um der objektiven Funktion willen, nämlich: wegen des entsprechenden Regiments o.ä. getragen wird.
Wird sie als Teil der Uniform getragen, muss über die Funktion nicht diskutiert werden; wird sie jedoch uniformunabhängig getragen, ist durchaus zu unterscheiden zwischen dem Mode-Accessoire und dem "Bekenner"-Accessoire, wobei dabei sicherlich auch die Grenzen verschwimmen mögen.
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Lieber Alexander,
auch ich leide chronisch unter der gefürchteten Satzblasen-Krankheit (siehe unten), daher rate ich Ihnen als Mitpatient, den obigen Absatz einmal kritisch darauf zu überarbeiten, ob er 1) überhaupt irgendeinen Sinn macht, und, falls 1) mit ja zu beantworten ist, ob Sie 2) ihn vielleicht ein wenig verständlicher formulieren können.
My take on regimental ties: Grundsätzlich stimme ich mit der Ansicht überein, daß der Kontext und die Absicht des Trägers entscheidend sind dafür, ob das Tragen einer solchen angemessen ist oder zumindest am Rande der Hochstapelei entlangschrammt. Wenn Sie am Remembrance Day in British Warm, Bowler und Household Division-Krawatte vor dem Cenotaph auf- und abmarschieren, ohne irgeneine mehr als gefühlte Verbindung mit den Britschen Leibgarderegimentern zu haben, ist dieses nach meinem Emfinden nicht nur unangemessen sondern anmaßend und peinlich. Wenn Sie allerdings dieselbe - sehr kleidsame und flexible kombinierbare - Krawatte zum Elternabend in Sindelfingen tragen, dürfte die Konnotation mit hoher Wahrscheinlichkeit exakt 100% Ihrer Miteltern verborgen bleiben, sofern Sie nicht darauf bestehen, sich mit "Major" anreden zu lassen, und in jeden zweiten Satz einen vagen Hinweis auf Ihre Kriegserlebnisse an der Seite Montgomerys einflechten.
Insgesamt halte ich das Thema "Unberechtigtes Tragen von Regimentskrawatten" für deutlich aufgeblasen in Foren wie diesem, zumal die Begrenzung auf Britsche Regimentsinsignien schon beinahe diskriminierend ist - ich denke, von einem Durchschnittsdeutschen, selbst wenn dieser stilistische Ambitionen Roetzelscher Ausmaße hegt, kann kaum erwartet werden, daß er die Bedeutung sämtlicher naheliegender Streifenkombinationen in der Britischen Armee auswendig beherrsche oder sich daüber auch nur Gedanken mache. Kein Brite käme ja auch auf die Idee, die in den letzten Jahren modisch wiederauferstandenen Totenkopfembleme nur deshalb zu meiden, weil diese von einem Deutschen kaiserlichen Garderegiment als Uniformelement getragen wurden, von geographisch oder historisch noch weiter entfernten Querverbindungen ganz zu schweigen. Oder haben Sie etwa Skrupel, eine dunkelblaue Seidenrips-Krawatte zu tragen, obgleich diese doch eigentlich der Galauniform der Kamel-Bogenschützen-Leibgarde des Großschwachmaten von Schabrackistan vorbehalten ist?
In diesem Sinne: Jedermann hat das Recht auf rot-blaue Streifen!
dE