Maßprojekte unserer Mitglieder

Eine unnatürliche Haltung auf dem Photo kann u.U diese Falten auch produzieren. [...] Der Rücken selber sollte immer schön glatt sein. Es könnte sein, dass das Sakko nicht ganz in Balance ist und ein wenig kippt. Weiterhin sieht es so aus, als ob Du den Anzug schon ein paar Mal tüchtig getragen hast, stimmt das? Manchmal macht gutes Pressen/Aufbügeln vom Schneider schon einen Unterschied.
Ich habe mir gestern noch mal den Anzug ganz genau angesehen und bis auf die Dellen an der etwas kurzen Weste, die unsauberen Knopflöcher und die verbesserungswürdige Hose und den nicht glatten Rücken und die sehr eckigen Schultern, fühlt er sich toll an.
Ich habe diesen mit einem Suitsupplyanzug verglichen und bei beiden liegt das Sakko am Bauch ähnlich auf, wenn ich den unteren Rücken nach hinten drücke, fällt es herunter. Ist es das, was ihr mit "Sakko fällt nicht gut" meint? Falls ja, sehe ich nur eine Lösung: Hohlkreuz wegtrainieren oder damit leben. Bei diesem Dreiteiler macht der Hosenbund+ die Weste den Bauch nochmals dicker.
Die Stoffalte an den Schultern ist nötig. Wenn ich sie halbiere oder wegklemme, kann ich nicht meine Arme über dem Kopf schwingen, wie ich es bei Auftragsgebung gefordert habe. So hat er nur gemacht, was ich wollte.

Ja, ich habe den Anzug etwa elf mal getragen. Wie oft sollte er in Form gepresst werden? Er ist jetzt viel geschmeidiger als am Anfang.
Die angesprochenen Sachen werde ich den Schneider verbessern lassen.

[...] Was kostet der Stundenlohn eines Selbständigen im UK zur Zeit? [...] Damit Dein Schneider überhaupt über die Runden kommt, muss er irgendwo Abstriche machen, etwa bei den grösseren Toleranzen (weiten Ärmeln), der schnelleren Verarbeitung (Maschine), dem Innenleben, dem Aufbügeln/Pressen usw. Daher: dies ist bei dem Preis das ganz natürliche Resultat, da ist eigentlich nix falsch mit.
Natürlich, ich lege weniger Wert auf viel Handgemachtes, ist doch schon solch ein Anzug ein Luxus, der mir genügt. Dennoch habe ich bei Auftragsgebung "perfekte Passform" gefordert und er hat den Preis erhöht und insagesamt 3-4 Anproben gemacht. Hierbei hatte ich natürlich keine Erfahrung, sonst hätte ich die Schulterbreite gleich angesprochen. Mir ist klar, dass es ein sehr geringer Arbeitslohn ist. Normalerweise macht er MTM, da er sagt, mit 40 Jahren Erfahrung wäre das fast genauso gut, wenn jemand keine ungewöhnliche Figur hat.

Das soll jetzt alles Deinen Spass nicht verderben. Freu Dich über den Anzug und verwende ihn so oft Du kannst, pflege ihn auch so gut Du kannst.
Lincoln ist von Dir doch nicht ganz so weit? Da hat Andrew J. Musson seine Schneiderwerkstatt, er war u.a. bei T.Everest. [...]
Oh nein, ich liebe den Anzug und akzeptiere seine kleinen Macken, letztendlich ist es doch "nur" ein Anzug. :D (Auch wenn ich da gerne ein riesiges Thema draus mache)
Das ist in toller Tipp, ich schätze deine Kommentare sehr, antwortest du doch immer exakt auf meine Fragen und sprichst neue Aspekte an.

Einen Sommeranzug/Sakko lasse ich mir erstmal nicht schneidern. Am schlauesten ist ein einzelnes Sakko, da es weniger kostet. Da werde ich mich in der nächsten Zeit bei diesem erkundigen und den anderen hiesigen Schneider besuchen. Der nimmt etwas mehr und ich sah ihn Hochzeitsanzüge schneidern.

Die Arbeit des Schneiders, egal zu welchem Preis, ist so nicht akzeptabel. [...]
Hier ist eine Erklärung für Bespoke Consulting.
Ah, das ist eine klasse Geschäftsidee. :D Ich habe Spaß daran, dass ich mich damit selber beschäftige, nach und nach mehr lerne und die Kleidung anders sehe. Mit der Zeit kommt die Erfahrung, ich weiß, was mir steht und was nicht (und mehr Geld ;)). Italien ist keine Option für mich, solange ich auf der Insel wohne, erstmal erkundige ich die hiesigen Schneider.

Das sehe ich bei den oben genannten Sachen ebenso, andere reichen mir.
 
Die geforderte Bewegungsfreiheit war mir nicht klar. Dann braucht es wohl ein bisschen Soff- das Sakko dehnt sich ja nicht.

Allerdings hätte ich dann eine andere Schulterkonstruktion gewählt - insbesondere keine überschnittene Schulter. Die finde ich übrigens gelungen, es ist ein Stilmittel, kein Fehler und ich finde, sie passt zu Ihrer Statur. Aber für einen Einsatzzweck wie Ihren wäre eine schmalere Schulter wohl geeigneter.
 
Ich habe Spaß daran, dass ich mich damit selber beschäftige, nach und nach mehr lerne und die Kleidung anders sehe. Mit der Zeit kommt die Erfahrung, ich weiß, was mir steht und was nicht (und mehr Geld ;))

Erfahrungen anderer annehmen oder nutzen, die mehr spezifisches Wissen haben, schließt eine eigene Auseinandersetzung mit einem Thema nicht aus, und spart meist Geld und Zeit.
 
Ich habe mir gestern noch mal den Anzug ganz genau angesehen und bis auf (...), fühlt er sich toll an.

Das ist das Wichtigste. Dann entspricht der Verlauf des "bespoke" Projekts und dessen Resultat überwiegend Euren Abmachungen, die Umstände waren Dir auch bekannt. Du hast nun für künftige Projekte auch schon einen Anzug als Referenz.

...Ist es das, was ihr mit "Sakko fällt nicht gut" meint? Falls ja, sehe ich nur eine Lösung: Hohlkreuz wegtrainieren oder damit leben.

Wenn Du Dir eine Trachtenjacke oder eine Uniformsjacke aus dem 19 Jh. anguckst, siehst Du dass der Stoff dort so formgeschnitten ist, dass er den Körper 1:1 umgibt. Der Träger steckt darin wie die Wurst in der Hülle. Die Jacke "verhüllt" somit auch nix: Wer einen Bauch hat, bekommt noch einen Stoffbauch dazu.

Bei der englischen Jacke hat man eine Illusion von Männlichkeit und Eleganz schaffen können, indem die Jacke nur auf den beiden Schultern ruht. Dadurch kann der Stoff um den Brustkorb fliessen und den männlichen Torso hervorheben. Je nach Schneiderschule kann man dann noch extra "Drape" einbauen oder das Sakko mehr körperbetont bzw. sandglasförmig entwerfen, die Italiener mögen's kürzer und leichter als die Engländer, allen gemeinsam ist aber dass diese Jacken weniger günstige Körperformen verhüllen können.
Gerade in diesem letzten Punkt unterscheiden sich gute Schneider. Schaut man sich Volkmar Arnulfs Anzüge für Helmut Kohl an, dann handelt's sich dabei um wahre Meisterstücke deutscher Schneiderkunst und Verhüllung.

Um genug Raum für diese Illusion zu schaffen, müssen die Jackenteile (hauptsächlich vorne-hinten, aber auch links-rechts) also wie eine Waage in Balance sein. Da jeder von uns eine andere Körperhaltung hat, muss der Schneider beim Kunden den Balancepunkt treffen, den mittigen Punkt wo die Jacke sonst kippen würde. Das macht ein Schneider während der ersten Anprobe. Genauso verhält es sich mit der Haltung der Arme, diese ist auch sehr unterschiedlich von Person zu Person. Gerade deshalb ergibt "bespoke" Sinn, und kann MTM nur in gewissen Punkten der eigenen Körperhaltung gerecht werden.
Ich kann's auf den Bildern wirklich nicht sehen, ob Deine Jacke kippt.

Ja, ich habe den Anzug etwa elf mal getragen. Wie oft sollte er in Form gepresst werden? Er ist jetzt viel geschmeidiger als am Anfang.

Ein schöner Anzug ist wie eine gute Freundin! Wenn man zusammen ist, vergisst man die Welt und erlebt Spass, das Verhältnis bedarf gleichzeitig ständiger Pflege. Nach dem Ablegen ausbürsten, leicht ausklopfen ; Am nächsten Tag lüften, bevor das Teil in den Schrank kommt. Die Hosenfalte nach Bedarf mit feuchtem Tuch aufbügeln bzw. pressen, bei Dir ist sie an den Knien ja fast weg. Die Ärmel und den unteren Rückenteil könnte man selber auch noch vorsichtig mit feuchtem Tuch pressen. Die übrigen Teile des Sakkos überlässt man aber dem Schneider (so wenig wie möglich der Reinigung). Wie oft, hängt von der Beanspruchung ab. Aber wenn Du tanzen gehst, und Du den Anzug auch schon 11 Mal getragen hast, sollte er so wie er jetzt auf den Bildern aussieht schon gepresst werden.

Dennoch habe ich bei Auftragsgebung "perfekte Passform" gefordert...

Hmm, die gibt es eigentlich nicht... einige der besten Schneider kommen manchmal nahe dran. In Deinem Fall vermute ich, dass der Schneider ein sog. vorgegebenes "block pattern" abgeändert hat. Da seine Spezialität MTM ist, wird das auch seine Spezialität sein und bleiben.

Einen Sommeranzug/Sakko lasse ich mir erstmal nicht schneidern. Am schlauesten ist ein einzelnes Sakko, da es weniger kostet.

Richtige Einschätzung wenn die Mittel knapp sind! Für ein Sommersakko würde ich mir vielleicht MTM überlegen, da das Stück beim britischen Klima doch 8-9 Monate im Schrank hängen wird und sowieso eher für luftigere Angelegenheiten herausgeholt werden wird.
 
Cordsamt Sakko und Weste

London diese Woche. Handybilder, sorry. Das Hemd ist hellblau. Krawatte braun, rosa, silber gestreift.
 

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