Lloyd- Schuhe

Dann oute ich mich mal...
Ich trage seit über 30 Jahren Lloyd-Schuhe, warum?
- sie passen mir wirklich gut!
- sie sind in meiner Stadt leicht verfügbar und häufig im Angebot
- keine Sachmängelrügen
Niemals hat sich bei mir eine Sohle gelöst oder ist gebrochen, niemals ist das Leder gerissen, niemals verfärbten sich Socken.

Ich trage Lloyd-Schuhe auch mehrere Jahre, lasse Absätze erneuern, trage sie weiter...
Ja, irgendwann sind die ausgelatscht, dann trage ich sie noch mit Wintersocken bei Schmuddelwetter, bis ich sie irgendwann nicht mehr mag und aussondere. Für den Preis erwarte ich auch nicht, daß mich die Schuhe überleben. Aber daß die nur Saisonware wären, ist einfach nonsense.

Der schleichende Qualitätsverfall ist mir natürlich nicht entgangenen, ist aber auch kein Wunder. Vor 30 Jahren kosteten Lloyds 200 DM, heute 100 Euro. Wenn Inflation nicht auf dem Preisschild stattfindet, muß man sie im Produkt verstecken. Und das gelingt denen von Lloyd auch ziemlich gut, denn die Schaftleder sind - gemessen am Preis - so schlecht nicht.
Inzwischen bin ich allerdings auch geneigt, für Schuhe deutlich mehr auszugeben.

Hinzu kommt auch, daß mir Schuhe in der Preisstufe über Lloyd selten besser paßten oder gefielen. Mag sein, daß Online-Händler da besser sind; meine im Sale erworben Schuhe von SP finde ich jedenfalls recht ordentlich und fair bepreist. Aber bei dem, was der regionale oligopole Einzelhandel für 200 € bietet, da bin ich oft lieber bei Lloyd geblieben.

Nochwas zum Kleben: Allgemein ist Kleben eine sich stetig weiterentwickelnde, effektive, schnelle und leicht automatisierbare Verbindungstechnik. Sie ist kostengünstig, wenngleich die Klebstoffe selbst recht teuer sein können.
Geklebte Schuhe sind nicht deshalb schlecht, nur weil sie geklebt sind, sondern weil - den Endpreis im Blick - zusätzlich auch die anderen Produktionsfaktoren entsprechend billig ausgewählt werden, um ein insgesamt billiges Produkt anzubieten.
Wer Klebstoffen gänzlich mißtraut, kann sich in letzter Konsequenz auch in kein Auto oder Flugzeug mehr setzen.

Eure Leidenschaft für Schuhe kann ich gut nachempfinden. Auch ich mag schöne Schuhe und steige heute preislich höher ein als früher.
Aber wer in der Preisklasse 80-100 € kaufen möchte - oder muß (gibt es ja auch, wird hier nur schnell vergessen), der ist mit Lloyd nicht schlecht bedient, finde ich.
 
Noch vor drei Jahren hätte ich jetzt ein flammendes Plädoyer für den guten Schuh gehalten, damit stille Mitleser nicht daraus schließen, man könnte Lloyd-Schuhe als realistische Alternative zu einem solchen tragen.

Heute verweise ich einfach auf den Vass-Thread und bitte jeden einfach mal die Bilder mit dem oben verlinkten Lloyd-Bild Seite an Seite zu vergleichen. Wer das nicht intuitiv versteht, dem kann ich auch nicht helfen. Und ich muss es dann auch nicht, denn in den heutigen Zeiten glaubt eh' jeder, was er schon immer geglaubt hat. ;)
 
@bluesman528 Das ist es. Der Einzelhandel bietet in der Tat noch schlimmere Sachen an als Lloyd, keine Frage. Aber gemessen an wirklich schönen Schuhen (die auch nicht unbedingt dem oberen Preissegment angehören müssen), ist der Großteil dessen, was Lloyd anbietet, ziemlich hässlich (meiner Meinung nach). Die 1888 sehen zum Teil nicht schlecht aus, gehören eben der gewöhnlichen Einsteigerklasse an (so wie Shoepassion, Loake, Barker etc.). Immerhin die verwendete Sohle ist anständig :)
 
Karosserien zu verkleben ist heute Stand der Technik und branchenüblich. Für jedes einzelne Modell von jedem einzelnen Hersteller kann ich natürlich keine Aussage treffen.

Schuhe von Lloyd mit Schuhen von Vass zu vergleichen, ist - mit Verlaub - genauso dämlich wie einen Twingo mit ner E-Klasse zu vergleichen. Gleichwohl lassen sich die meisten Transportprobleme wohl auch mit einem Twingo lösen.
Soll jemand barfuß laufen, nur weil er sich keine Vass leisten kann oder mag?
Solche Statements finde ich ehrlich gesagt abgehoben (, meine Oma hätte gesagt "großkotzig").
 
Nicht immer alles so eng sehen, unterschiedliche Einsatzzwecke und Budgets....
Ich hole jetzt mal den inneren Urban in mir raus: die meisten GYW Schuhe sind heute auch geklebt, allerdings nur "anders"...
Kleber muss nichts Schlechtes sein, das stimmt, gibt verdammt gute Kleber, die auch Häuser zusammenhalten können, die werden natürlich nicht in Schuhen verwendet, daraus ergibt sich entsprechend auch eine Schwachstelle.
Schuhe, die geklebt sind können auch einiges aushalten, siehe ein Paar Rockports, das weigert sich schon 5 Jahre lang in allen möglichen Extremsituationen aufzugeben (Ich bin öfters Betreuer in Sachen Essen und Trinken auf größeren Veranstalltungen, da fällt einem schonmal was auf die Füße oder man wird mit Bier übergossen. Meine teuren Schuhe würde ich da nicht anziehen wollen...). Dennoch merke ich nach 12 Stunden, dass meine Füße nur halbwegs von den Schuhen begeistert sind..., mit Rahmengenähten Schuhen bin ich schon 16+ Stunden über Kopfsteinpflaster gelaufen, da gabs keine Probleme.
Ich habe aber auch bei geklebten Schuhen schon andere Erfahrungen gemacht, ich erinnere mich an ein Paar Rieker, welches ich vor Jahren gekauft hatte..., da haben sich nach 4 Monaten die Sohlen abgelöst.
Ich kenne noch die Lloyd Schuhe, die noch Rahmengenäht waren, verdammt schöne Schuhe eigentlich!
Dennoch würde ich mich jederzeit für den rahmengenähten/x Schuh entscheiden, weil eben die Formstabilität größer ist und ich mir einbilde, dass ich aufgrund besseren Leders, stabilerer Konstruktion etc. diese Schuhe noch in 20 Jahren tragen kann..., Beispiel dafür sind meine Footjoys, die haben schon mindestens 50 Jahre auf dem Buckel.
Gerade in Zeiten von Greta (die ich regelmäßig mit 240 Ps und 11 Litern Verbrauch glücklich mache) und anderer freudiger Bestrebungen erachte ich die Investition in "teurere" Schuhe für besser, zum einen der Umwelt wegen, zum anderen der finanziellen Ebene wegen...
Wenn man mal gegenrechnet kommt schnell raus, dass man mit teueren Schuhen billiger weg kommt.
 
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