Lizenzprodukte - Ja oder nein?

wieso könnte es Zeitverschwendung sein wenn man sich über die Herkunft informiert?

Frag mal den Durchschnittsbürger auf der Straße, ob er sich für die Glaubwürdigkeit von Aguilera-Düften interessiert oder die Kompetenz von diesem Becker-Sproß T-Shirts zu "designen". Die Entscheidungsmechanismen sind regelmäßig deutlich simpler und alles was darüber hinausgeht kann als Zeitverschwendung angesehen werden.
Das meine ich übrigens nur halb-ironisch.
Meine Entscheidungskriterien sind: Optik, Qualität, Preis. Fertig.
Wenn ein Produkt diese Kriterien erfüllt, bin ich ein treuer Kunde bis das Produkt eingestellt wird.
Ich hasse es z. B. mir über Dinge wie Strümpfe und Unterhosen wieder Gedanken machen zu müssen, nur weil eine Firma ein Produkt einstellt und ich neues ausprobieren muss.

Die von Dir angeführten Kunden, die den Namen des Wächters wissen wollen, halte ich im Übrigen für dekadent, und den Untergang für nah ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Vergeben einer Lizenz ohne jede Produktions- und Distributionsteilnahme durch eine etablierte Marke zeigt schon, dass die Marke an diesem Produkt nicht das geringste Interesse hat, sonst hätten sie es ja schon selber hergestellt oder in eigener Verantwortlichkeit herstellen lassen. Es dient also nur als einfaches Ausbeuten des Markennamens ohne das Risiko eines eigenen Engagements. Der Lizenznehmer hingegen besitzt den Markenkern der Marke, die er benutzt, nicht und hat daher auch keine Notwendigkeit, das mit der Marke verbundene Qualitätsversprechen in Relation zum Preis einzulösen. Von daher sehe ich, den Bereich Parfüm mal ausgenommen, weil der ganze Markt da entsprechend vorgeht, bei Lizenzprodukten für den Käufer mehr Risiko als Chance. Und wenn's nur im Verhältnis zu viel bezahltes Geld ist.
 
Da stimme ich vollumfänglich zu.

Meine Bemerkung bezog sich aber darauf, daß das Ideal in der Mitte läge, was so selten nicht ist, weil die Extreme doch sehr polarisieren.
 
Es dient also nur als einfaches Ausbeuten des Markennamens ohne das Risiko eines eigenen Engagements.

Das Risiko ist, dass die Marke durch schlechte Produkte an Wert verliert. Wenn die Lizenzgeber aber darauf achten, dass die Lizenzprodukte hochwertig sind gibt es kein Problem. Positive Beispiele imo: Burberrys - Eduard Dressler (leider vorbei), Zegna - Ferragamo.
 
Ferragamo hat vor einigen Jahren auch mal das Leder, Schuhe und vor allem traumhafte Lederjacken für Porsche Design gemacht - damals war aber die Marke noch nicht weit genug.
 
Ich bin da geteilter Ansicht.

Fast jedes industriell gefertigte Produkt entsteht in Arbeitsteilung. Die Hersteller von Handys kaufen ihre Kameras und Displays extern ein. Uhrenfabriken stellen beiweitem nicht alle Einzelteile der Uhren selbst her. Automobilfirmen fertigen keine Klimaanlagen, Sitze und Abgasanlagen. Airbus produziert keine eigenen Triebwerke. Und selbst der Hersteller hochwertiger Anzüge wird nicht die Stoffe selbst produzieren. Es ist also immer so, dass das Markenlabel ein zusammenfassendes Qualitätsversprechen für alle am Produktionsprozess beteiligten Parteien darstellt.

Warum liegt in dieser Diskussion der Fokus derart stark auf dem "Zusammenbau" des Produkts? Bei einem Anzug ist die Stoffqualität mindestens genausowichtig wie die Verarbeitung der Nähte. Und wenn das Flugzeug wegen eines schlechten Triebswerks nicht fliegt, dann nützt es mir nichts, dass der Hersteller das alles selbst zusammengebaut hat. Der Zusammenbau ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Porsche lässt in Finnland montieren, und auch z.B. bei Karmann sind keine schlechteren Autos entstanden als am VW-Band.

Heutzutage ist es nunmal so, dass es für den Zusammenbau Experten gibt, die das besser und günstiger (und oft auch in höherer Qualität!) schaffen als das Unternehmen, welches am Ende seine Marke draufklebt. Einige Betriebe haben es sogar geschafft, vom "Lohnfertiger" bzw. "Teilelieferanten" zu einem eigenen Markenlabel aufzusteigen - z.B. der Handyproduzent HTC. Und wenn in einem Sony-Laptop eine Festplatte von Western Digital verbaut ist, dann habe ich hohes Vertrauen in das Gesamtprodukt - obwohl nicht alles von Sony stammt.

Viel wichtiger bei der Qualitätsdiskussion ist doch die Frage, wie gut ich meinen Partnerbetrieben auf die Finger schaue. Wenn ich mit erstklassigen Partnern zusammen arbeite, dann wird auch das Endprodukt ein Erfolg und verdient eine "hochwertige" Marke. Wenn ich aber nur den billigsten Schrott mit meinem Markenlogo versehe, darf ich mich nicht wundern, wenn die Marke irgendwann zur wertlosen Hülle verkommen ist.

Übrigens: Die viel gelobten Uhrenhersteller sind inzwischen fast alle auch Teil von großen Markenunternehmen, die sie als Renditeobjekte betrachten. Einfach deshalb, weil diese großen Markenunternehmen die "Schaffung" und "Pflege" einer attraktiven Marke besser können als der normale kleine Mittelständler.

Das Vergeben einer Lizenz ohne jede Produktions- und Distributionsteilnahme durch eine etablierte Marke zeigt schon, dass die Marke an diesem Produkt nicht das geringste Interesse hat, sonst hätten sie es ja schon selber hergestellt oder in eigener Verantwortlichkeit herstellen lassen. Es dient also nur als einfaches Ausbeuten des Markennamens ohne das Risiko eines eigenen Engagements.

Der Lizenznehmer hingegen besitzt den Markenkern der Marke, die er benutzt, nicht und hat daher auch keine Notwendigkeit, das mit der Marke verbundene Qualitätsversprechen in Relation zum Preis einzulösen. Von daher sehe ich, den Bereich Parfüm mal ausgenommen, weil der ganze Markt da entsprechend vorgeht, bei Lizenzprodukten für den Käufer mehr Risiko als Chance. Und wenn's nur im Verhältnis zu viel bezahltes Geld ist.

Der Lizenznehmer besitzt zwar nicht die Marke des Endprodukts, bekommt aber die Vorgaben des Markenunternehmens, die er einhalten muss. Diese können sehr streng sein. Sogar für Billigmarken wie die Aldi-Marken werden den Lieferanten sehr strenge Vorgaben gegeben.

Es ist also nicht immer so, dass Marken schlecht sind, nur weil sie nicht selbst produzieren.
 
Ich glaube, hier werden in der Diskussion beim Begriff Lizenzvergabe zwei grundverschiedene Dinge in einen Topf geworfen, nämlich das Outsourcing der Fertigung und das Outsourcing eines ganzen Produkts, also das Hergeben des Markennamens an ein externes Unternehmen gegen Gebühr.

Wenn Ralph Lauren bei Corneliani einen Anzug fertigen lässt und den als Ralph Lauren selbst distribuiert, ist das keine Lizenzvergabe. Aber wenn Armani seinen Namen einem Hersteller chinesischer Massenuhren leiht, damit der in Eigenregie Billigticker mit dem Logo herstellt und in Relation zur Qualität für Unsummen vertreibt, handelt es sich um eine Lizenzvergabe.

Ersteres ist völlig in Ordnung für den Kunden, weil der Markeninhaber in vollem Umfang die Kontrolle über und die Verantwortung für sein Produkt behält. Letzteres hat die erwähnten Risiken für den Kunden, kann gut gehen, muss aber nicht.
 
Ich glaube, hier werden in der Diskussion beim Begriff Lizenzvergabe zwei grundverschiedene Dinge in einen Topf geworfen, nämlich das Outsourcing der Fertigung und das Outsourcing eines ganzen Produkts, also das Hergeben des Markennamens an ein externes Unternehmen gegen Gebühr.

Wenn Ralph Lauren bei Corneliani einen Anzug fertigen lässt und den als Ralph Lauren selbst distribuiert, ist das keine Lizenzvergabe. Aber wenn Armani seinen Namen einem Hersteller chinesischer Massenuhren leiht, damit der in Eigenregie Billigticker mit dem Logo herstellt und in Relation zur Qualität für Unsummen vertreibt, handelt es sich um eine Lizenzvergabe.

Ersteres ist völlig in Ordnung für den Kunden, weil der Markeninhaber in vollem Umfang die Kontrolle über und die Verantwortung für sein Produkt behält. Letzteres hat die erwähnten Risiken für den Kunden, kann gut gehen, muss aber nicht.

Alles sehr gut und sehr richtig!
Endlich kommen wir mal auf den Punkt hier!

Die Verwässerung des Markenimages auf Mittelklasse durch eine massive Verschiebung des Produktspekturms teilweise gar Richtung Hartz-IV-Produkte muß man einfach nicht nur als Chance sondern als Risiko ansehen.

Früher habe ich mir gesagt, na gut, bei mir steht ja "Giorgio Armani" drauf, das geht, da brauche ich mich nicht unbedingt für peinliche Emporio- und AJ-
Submarken zu schämen, aber das ist lange her. Vielleicht entgehen mir ja einige Topprodukte, aber egal was für ein Armani-Label, mir kommt das nicht mehr ins Haus.

Gilt für einige weitere Marken mit unpassender Lizenzproduktvergabe, die ebenfalls systematisch boykottiert werden.


VW hat sich ja auch lange gewundert, warum die Reichen den Phaeton nicht kaufen... Paßt halt nicht, VW steht halt nicht für Oberklasse (in diesem Falle trotz entspr. Qualität)...


Gibt natürlich auch Lizenzvergaben/Kooperationen, die sogar das Image des Vergebenden erhöhen, denke da an Porsche Design mit IWC-Uhren...
 
Hallo,

ich versuche immer bei Unternehmen mit eigener Kernkompetenz zu kaufen. Ansonsten bin ich immer an Informationen bezüglich der wahren Hersteller interessiert.
 
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