Lizenzprodukte - Ja oder nein?

Viele Modefirmen - besonders auch aus dem höheren Preissegment - stellen nicht alle Waren selber her, sondern lizenzieren auch einiges. Ob Parfums von Joop! oder Uhren von Tommy, da hat vielleicht mal ein Angestellter des Unternehmens sein OK druntergesetzt, im Wesentlichen haben die Sachen aber gar nichts mit der eigentlichen Firma zu tun.

Mein Erweckungserlebnis war ein paar Socken die ich in jungem Alter von Pierre Cardin "billig" erworben habe, nur um dann festzustellen, dass das einzig Cardin-hafte bzw. teure an den Socken der Name war. Ein gutes Beispiel wären auch "Markenbadetücher", die ja gerade in einem anderen Faden hier besprochen werden (käme mir eher nicht ins Haus).

Jetzt die Frage: Stört es Sie, solche Lizenzprodukte zu erwerben? Nicht immer weiß man natürlich, wer genau welche Produkte fertigt. Aber bei einigen Gegenständen, wie zB oft Uhren, ist es ja schnell klar. Es gibt ja auch Firmen, wie eben Cardin oder auch CK, die bekannt dafür sind, viele viele Lizenzen zu verteilen.

Meine persönliche Meinung ist, dass ich gerne von solchen Gegenständen die Finger lassen würde, sofern ich diesen Umstand erkenne. Von "Louis Vuitton" also vielleicht die Lederwaren, aber nicht das Parfum. Von CK keine Schuhe, von Armani einen Anzug, aber nicht die Uhr, etc. Das mag nicht immer durchzuhalten sein und auch nicht immer schlau, da Lizenzprodukte nicht schlechter sein müssen. Wenn ich aber für einen "Markennamen" schon zur Kasse gebeten werde, wenn ich mich für eine Marke entscheide, dann doch bitteschön für die Gegenstände, die auch aus dem Haus kommen und wofür die Marke auch die Kompetenz hat.

Ich bin eigentlich auch der Meinung, dass Unternehmen verpflichtet sein sollten, Lizenzwaren zu kennzeichnen (keine Ahnung, ob das bereits so ist). Weiter die Frage, ob es noch Möglichkeiten gibt, solche Lizenzware zu erkennen?
 
Meine persönliche Meinung ist, dass ich gerne von solchen Gegenständen die Finger lassen würde, sofern ich diesen Umstand erkenne. Von "Louis Vuitton" also vielleicht die Lederwaren, aber nicht das Parfum. Von CK keine Schuhe, von Armani einen Anzug, aber nicht die Uhr, etc.

Ich kaeme nicht auf die Idee das so dogmatisch zu sehen. Ich achte in erster Linie auf Qualitaet und wenn moeglich noch auf Dinge wie Unweltvertraeglichkeit, Produktionsbedingungen usw. Da ist es mir vollkommen egal, ob der Name, der auf dem Produkt steht gegen Lizengebuehren genutzt wird oder nicht.

Ganz abgesehen davon ist die Sichtweise auch zu eindimensional. Dass Firmen unter Lizenz fertigen lassen kann ja genau so gut dazu fuehren, dass ein Markenname eben fuer Qualitaet steht. Ein Beispiel: Wenn Puma seine Unterwaesche in Lizenz von Schiesser fertigen laesst, dann erscheint das doch sinnvoll. Ist doch eben die Kernkompetenz des einen die Fertigung von Turnschuhen, des anderen eben von Unterwaesche. (Mir ist klar, dass das Beispiel etwas hinkt, aber das Prinzip sollte erkennbar sein)
 
Generell dafür oder dagegen zu sein, macht mMn keinen Sinn. Wenn Ralph Lauren seine Anzüge bei Corneliani machen lässt, ist das etwas anderes als wenn Tommy Hilfiger seine Socken bei sonstwem in Schrottqualität machen lässt.

Tendenziell würde ich aber schon eher bei den Häusern kaufen, die es auch selbst herstellen - denke, dass es vielen hier so geht. Otto Normalverbraucher ist da vermutlich anders, einfach, weil es ihn nicht interessiert.
 
Ich denke auch man muß es differenziert betrachten. Praktisch die gesamte Parfümbranche ist ja z.B. ein Lizengeschäft (wobei oftmals die Parfümlizenzen nicht mal in der gleichen Hand sind wie die für die Mode). Problematisch ist eben die angesprochene Ausschlachtung eines Namens - Pierre Cardin ist ja das klassische Beispiel einer völlig ausgehöhlten Marke, die zuletzt nicht mal mehr einen Kern hatte. Am liebsten ist es allerdings auch mir, wenn Schuster bei ihren Leisten bleiben Die Frage ist ja, ob man wirklich Puma Unterwäsche made by Schiesser braucht, wenn man doch gleich Schießer kaufen kann. Um mal aus dem wunderbaren Essay von Luca Turin über Marken zu zitieren:

"After haste, lies and ignorance, the next greatest threat to enlightened self interest is "Strong Brand" syndrome. The CEO starts hearing voices: "Everyone out there just loves your antifouling paint, they'll go nuts about your tinned mussels". Left untreated, this condition can lead to Bugatti fragrance, Porsche Design "engineered" smoking pipes, Ferrari red sneakers, BMW jackets, Aston Martin carbon-fiber luggage as well as lesser flotsam like Victorinox watches, Virgin Cola, Harley Davidson lighters, in short shedloads of future landfill. Enlightened firms that stick to what they know must feel like the girl in a black one piece swimsuit in a Tampax ad. Gresham's Law says that bad money drives out good. "

http://www.thelondonlounge.net/forum/viewtopic.php?f=4&t=345
 
liegt der artikel im kerngeschäft des unternehmens kommts drauf an: porsche baut (lässt bauen) seinen boxster ja auch zum großteil in finnland und nicht selber. stört auch keine sau, einfach weil die qualität stimmt

Das ist genau der Punkt. In dem Moment wo sowieso nicht in eigenen Fabriken im eigenen Land produziert wird, was ja gerade bei Mode in der Regel Fall ist, ist die Frage ob Lizenzfertigung oder nicht sowieso eher theoretischer Natur. Ob Firma A jetzt in Fabrik X in Rumaenien fertigen laesst, oder ihren Namen an B lizensiert und dann B bei Y in China herstellen laesst oder sogar auch bei X ist doch ziemlich das gleiche.

Aber wie die meisten hier, wuerde ich z.B. keine Uhr von irgendeiner Modemarke kaufen. Wenn schon, dann was schoenes Mechanisches. Und sowas ist zu speziell, als das sich eine Lizenzfertigung fuer die grossen Labels lohnen wuerde.
 
Jede Marke hat irgendwann einen Dehnungspunkt erreicht, an dem es anfängt albern zu werden. Diesen kann man ex post fast immer als Wendepunkt identifizieren, an dem der Markenstern anfängt zu sinken. Boss Skin Care, Puma Anzüge (ja, die gab es mal so vor 3 Jahren) und Ralph Lauren Paint sind m.M.n schöne Beispiele. Ich achte eh nicht mehr so auf Marken und kaufe außerhalb der Kernkompetent so gut wie nichts. Parfum ist wohl die Ausnahme, da reicht es mir wenn es gut riecht und es nicht jeder trägt.
 
@ fips: es ist ja schon deprimierend genug, dass die Firmen heutzutage nicht mal mehr eigene Fabriken haben. Es ist für mich aber doch.noch mal was anderes, wenn wenigstens der Designprozess und ähnliches im Hause geschehen. Wenn nicht mal das passiert, dann fùhle ich mich als Kunde eben doch getäuscht.
Darüber hinaus: bei teuren Labels wie LV werden die Lederwaren bspw eben doch in eigener Arbeit produziert. Nicht aber irgendein Lizenzschnickschnack. Da wäre der Unterschied also noch maßgeblicher.
 
Lasst uns doch mal von den unterschiedlichen Qualitäten der Lizenzen sprechen: Bei den genannten Beispielen der Uhren und der Parfums handelt es sich doch um die Stehplätze in den Markentheatern. Wer Armani-Anzüge trägt, wird eher eine Prestige-Uhr tragen als eine Armani Uhr. Ich selbst habe dankenswerterweise hier gelernt, dass es feine Unterschiede bei den Parfums gibt und die meisten Parfums großer Marken von den wahren Duft-Kennern nicht ernst genommen werden.

Was den meisten value-for-money-orientierten Mitforanten hier völlig fremd ist: Die durch die Lizenzgeber aufwendig konstruierten Markenwelten stellen durchaus einen Wert an sich dar - hier geht es um wenig fassbare Faktoren wie Prestige und Selbstvergewisserung. Das beste Beispiel hierfür sind doch gerade die Parfums: Das sind doch zum großen Teil nur Markenwelten die verkauft werden!

Es gibt aber auch Produkte, da reichen die Markenwelten alleine nicht aus, da die Qualität objektiv messbar ist. Dazu gehört die gesamte Bekleidung. Hier hilft nur das eigene Urteilsvermögen (auch im Hinblick auf die Gestaltung!). Es gibt unzählige Beispiele von Konfektionären, die unter dem eigenen Namen nicht die höherwertige Ware verkaufen wollten oder konnten und deshalb eine Lizenz erwarben, zum Beispiel Müller&Meirer Porsche Design, die Holys mit Windsor und Tommy oder Bäumler damals mit Féraud. Ich denke, ein Mitforant könnte hier noch viele Beispiele anfügen.

Pierre Cardin ist ja das Beispiel für Markenausverkauf, dagegen ist Ed Hardy Kindergeburtstag. Diese Marken haben es versäumt die Grundregel lange erfolgreicher Marken einzuhalten: Nämlich das mit dem Markennamen verknüpfte Qualitätsversprechen einzuhalten. Louis Vuitton ist hier sehr konsequent (auch die Uhren sollen in Ordnung sein) oder Hermès (hier werden ja auch die Düfte gut besprochen).

Mein Fazit: Es kommt darauf an.
 
Jede Marke hat irgendwann einen Dehnungspunkt erreicht, an dem es anfängt albern zu werden. Diesen kann man ex post fast immer als Wendepunkt identifizieren, an dem der Markenstern anfängt zu sinken. Boss Skin Care, Puma Anzüge (ja, die gab es mal so vor 3 Jahren) und Ralph Lauren Paint sind m.M.n schöne Beispiele. Ich achte eh nicht mehr so auf Marken und kaufe außerhalb der Kernkompetent so gut wie nichts. Parfum ist wohl die Ausnahme, da reicht es mir wenn es gut riecht und es nicht jeder trägt.

Ich benutze immer noch das Produkt der Firma Microsoft.
 
Ich bin eigentlich auch der Meinung, dass Unternehmen verpflichtet sein sollten, Lizenzwaren zu kennzeichnen (keine Ahnung, ob das bereits so ist). Weiter die Frage, ob es noch Möglichkeiten gibt, solche Lizenzware zu erkennen?

Die Verpflichtung finde ich zu weit gegangen.
Insgesamt bin ich aber Deiner Meinung, daß die Kompetenz des Unternehmens in dem Produkt liegen sollte dem es seinen Namen gegeben hat.
Armani Uhren sind mir genau so suspekt, wie Cardin-Socken.. oder Christina Aguilera Düfte. Allerding setzt das schon wieder einen Gedankengang über Produkte voraus, den man als Zeitverschwendung betrachten kann.
Wenn einer also Cardin-Socken und Armani-Uhren tragen will, von mir aus. Wenn er sie hübsch findet und sie ihren Preis wert sind, dann gibts wahrscheinlich schlimmeres, Axtmörder zu sein zum Beispiel.
 
Zurück
Oben