Lions und Rotary

So schlimm ist die Diskussion doch gar nicht. Immerhin wurden die Clubs hier noch nicht bezichtigt, Teil des freimaurerischen Weltverschwörungsplans zu sein.
 
Meine Empfehlung war abzuwägen, ob Kosten (Zeit und Geld) und Nutzen (Gutes Gefühl und Kontakte) im richtigen Verhältnis für einen selbst stehen. Unter den Wohltätigkeitsclubs sind die Rotarier im übrigen sicher die ältesten und angesehensten.

Als weitere Empfehlung sollte man sich die jeweiligen Aktivitäten, im Sinne des oft benutzten Ausdrucks "für den guten Zweck", bzw. deren konkrete Umsetzung und ggf. Vielfalt genauer anschauen: vielleicht bevorzugen die jeweiligen (Regional-)Clubs eher eine Unterstützung des eigenen Nachwuchses im Sinne ihrer Jugendaustauschprogramme und bevorzugter Schulen und Bildungsprojekte ?
- das Clubleben samt Treffen und Veranstaltungen kann durchaus einem Selbstverständnis von "gesellschaftlich gehobeneren Kategorien" (z.B. eher jenseits des gutbürgerlichen Gasthauses:rolleyes:) mit möglicherweise auch zeitlich deutlich aufwendigerem Umfang entsprechen, hier sollte man auch sozusagen die "Transaktionskosten" bedenken, für die man finanziell schon einige "gute Zwecke" bedienen könnte... ;)
- es stellt sich auch die Frage, von wem man aus welchen Gründen "eingeladen" wird bzw. in welcher Form vielleicht eine (langjährige) regionale Verbundenheit besteht, die alternativ auch in Bürgerstiftungen oder bei den diversen "Steuerbegünstigten nach AO" usw. finanziell oder ehrenamtlich unterstützend ausgeübt werden kann - und inwiefern direktere Benefiz-Möglichkeiten im prophylaktisch-gesundheitlichen Bereich, jenseits der evtl. proportional stark vertretenen Ärzteschaft in Serviceclubs, gewollt sind ?
- zum Sponsoring/Sponsorship sollte man auch eigene Vorstellungen haben, wenn man sich bspw. die Adventskalenderprojekte o.ä. anschaut. Jetzt mal etwas polemisch formuliert, könnte man den Eindruck bekommen, dass diese Tätigkeiten wesentlich näher an den klassischen Preisausschreiben oder Verlosungen der jeweiligen örtlichen WirtschaftsInteressen-Vereinigungen liegen - zumindest im Vergleich zum traditionellen "um die Wette Kuchen- und Waffelbacken" und den Spendenbasaren von Oberstufe, Sportverein und Landfrauen oder so.. ;)
 
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Mein erster Beitrag lautet: "... Der Servicegedanke ist aber ein Feigenblatt imo, insbesondere in Deutschland, denn hier gibt es einen Sozialstaat, anders als in den USA.
[...]
1. Feigenblatt: ich halte die Service-Idee der Serviceclubs für nett aber teilweise/größtenteils naiv, gutmenschlerisch. Hat sich imo in der Diskussion bestätigt, jedenfalls wurde das nicht widerlegt. Hauptpunkt, Hauptmotivation ist für die, die ich kenne und mir auch ehrlich und aufrichtig erscheinen der Netzwerkgedanke. Daran ist aber nichts auszusetzen imo.
Auch wenn ich eine Diskussion zu Serviceclubs tatsächlich ebenfalls für wenig zielführend halte, weil die Teilnehmer an solchen Clubs das natürlich für eine extrem sinnvolle Sache halten und das kaum öffentlich in Frage stellen würden (sonst wären sie ja nicht dabei): Bis hierhin bin ich vollauf Deiner Meinung. Für mich sind Serviceclubs primär ein Marketinginstrument für Selbständige, insbesondere im ländlicheren Umfeld, wo das persönliche Bekanntsein im unmittelbaren Umfeld eine wichtige Voraussetzung für ein volles Auftragsbuch ist. Es gibt natürlich sehr viel unsinnigere Lebensziele als an Charityaktionen unterschiedlicher Ausprägung teilzunehmen, von daher hat die Teilnahme an Serviceclubs neben dem "Honoratioren"-Faktor zweifellos auch positive Wirkung, vor allem weil man auch selber als Teilnehmer sieht, dass der eigene Beitrag lokal eingesetzt wird und nicht abstrakt überregional versickert wie bei den Steuern.

Dass jemand gerne daran teilnimmt, kann ich also auf mehreren Ebenen gut verstehen und daran ist nicht das Geringste auszusetzen. Aber wenn es nur darum ginge, in seiner Freizeit Gutes zu tun, könnte man auch ehrenamtliche Arbeit als Mitglied von Wohlfahrtsorganisationen (Deutsches Rotes Kreuz etc.) leisten, die suchen händeringend überall Hilfe. Das ist nur halt nicht ganz so cool. ;)
 
Ganz allgemein nochmals zu etwaigen beruflichen Vorteilen. Jeder, der die Dienste eines (Fach-) Arztes, Architekten, Anwalts, Steuerberaters, Notars, etc. in Anspruch nehmen möchte, wird sich eher an einen Vertreter der Berufsgruppe wenden, der ihm bekannt ist, falls ihm dieser Bekannte hinreichend angenehm ist und kompetent erscheint, als Google zu bemühen oder in den Gelben Seiten zu blättern. Folglich werden Freiberufler und Gewerbetreibende, die sich in Gesellschaft bewegen und einen großen Freundes- und Bekanntenkreis haben, zwangsläufig häufiger von Mandanten und Auftraggebern kontaktiert, die sich aus dem Bekanntenkreis rekrutieren. Such ist life. Und das ist natürlich bei rotarischen- und Lionsfreunden auch so, aber nicht anders als in Sport- oder anderen Vereinen. Die Annahmen einiger Poster gehen aber in die Richtung, dass die Mitgliedschaft in einem der Clubs (bevorzugt) gerade aus diesem Grunde angestrebt wird. Wer dies annimmt, möge bedenken, dass die durchschnittliche Größe der Clubs sich so um die 35 Mitglieder bewegen dürfte; für die Bekanntschaft mit einer doch sehr überschaubaren Anzahl potentiellen Kunden viel Zeit und Engagement erkauft werden muss. Wenn man Motivationen über den Servicegedanken hinaus sucht, wird man eher bei menschlichen Bedürfnissen wie "dazugehören wollen" und "Kontakt mit Personen zu haben, mit denen man sich aufgrund ähnlicher beruflicher Hintergrunde gut versteht", fündig.
 
Und das ist natürlich bei rotarischen- und Lionsfreunden auch so, aber nicht anders als in Sport- oder anderen Vereinen. Die Annahmen einiger Poster gehen aber in die Richtung, dass die Mitgliedschaft in einem der Clubs (bevorzugt) gerade aus diesem Grunde angestrebt wird. Wer dies annimmt, möge bedenken, dass die durchschnittliche Größe der Clubs sich so um die 35 Mitglieder bewegen dürfte; für die Bekanntschaft mit einer doch sehr überschaubaren Anzahl potentiellen Kunden viel Zeit und Engagement erkauft werden muss. Wenn man Motivationen über den Servicegedanken hinaus sucht, wird man eher bei menschlichen Bedürfnissen wie "dazugehören wollen" und "Kontakt mit Personen zu haben, mit denen man sich aufgrund ähnlicher beruflicher Hintergrunde gut versteht", fündig.

Man muss auch einkalkulieren, dass im Rotary eher Mitgleider mit Potential zu finden sind als im Kleingärtnerverein. Da ist die relativ kleine Größe der Clubs nicht so entscheidend. Und man lernt schließlich durch die Wohltätigkeit auch Multiplikatoren kennen zmr11"Ich habe guten Kontakt auf privater Ebene zu Leuten aus anderen Branchen und insbesondere aus dem Kulturbereich (Theater, Museen) sowie den Kirchen, den ich ohne Rotary so nicht hätte."
 
Gestern ist mir aufgefallen, das der Vorstandsvorsitzende von einem der größten Arbeitgeber der Stadt bei uns im Studio trainiert.

Hoffe es ist nicht moralisch verwerflich mich mit ihm beim Spinning unterhalten und einen Squash Termin vereinbart zu haben.
 
Da musst Du aufpassen - das könnte für einige schon den Tatbestand des "geschäftlichen Vorteils" erfüllen!
 
Ich hatte ein paar Mal mit Mitgliedern dieser Clubs zu tun und finde beide Clubs ausgesprochen wertvoll. Man darf ja auch ruhig einmal nett zu Mitmenschen sein, denen es vielleicht nicht so gut geht. Die bewegen sozial schon einiges bis hin zu einer recht gut funktionierenden Entwicklungshilfe.

Dass es dabei auch zu geschäftlichen Beziehungen kommen kann, ist irgendwo logisch. Immerhin ist dort erhebliche wirtschaftliche und fachliche Durchschlagskraft, die eben auch für einen guten Zweck eingesetzt wird. In so fern würde ich das nicht negativ sehen.
 
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