Kleine Jungen, die sich noch nicht gefunden haben, duften jeden Tag anders. Bei gestandenen Männern empfinde ich das eher als lächerlich.
Das ist mir zu einfach. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob man Parfüm als Identitätsmerkmal betrachtet, was, wie Grimod bemerkt hat, im 20. Jahrhundert nicht unüblich war, oder als Stilmittel, also als Teil der ja auch wechslenden Garderobe. Ich bekleide mich mit Parfüm ergänzend zu meinem jeweiligen textilen Outfit und in Abstimmung mit Anlass, Örtlichkeit, Jahreszeit, persönlicher Stimmung. So gesehen nehme ich Parfüm weniger ernst, nicht als Spiegel meines Seins, sondern schlicht als Accessoire, mit dem ich mein Erscheinungsbild inszeniere.
Theorielastig betrachtet kann in der Tat der "signature scent" Ansatz auch korrespondierend zu einem modernen kohärenzbasierten Ich-Verständnis gesehen werden. Wenn man dagegen postmodern vom Ich als changierendem Rollenspiel ohne festen Kern ausgeht, wäre eine Duftmonokultur wenig sinnstiftend...
Im übrigen sollte Parfüm niemals penetrant wirken, sondern dezent unterstreichen, sowie man sich auch nicht von seiner Garderobe tragen lassen sollte. Dosierungen sind allerdings sehr (sub)kulturspezifisch.
Wenn ich mich auf einen Duft beschränken müsste wäre es vermutlich Acqua di Parma Colonia - ein leichtes Cologne geht immer, aber es hat genügend florale Elemente und Substanz um auch zum Smoking zu passen.
De facto würde ich niemals auf den Genuss der Parfümvielfalt verzichten, sowenig wie auf Viefalt von Speisen oder Musik, aber ich betrachte mich da nicht als repräsentativ