Kleine Fragen, schnelle Antworten

Jein - es gibt da schon sehr nette Sachen aber es erfordert viel Mühe und persönliches Engagement, so etwas zu finden oder gar mit aufzubauen. Also tatsächlich eher noch Nischen.

Ich habe ca. 2002 als Dienstleister in einem wissenschaftlichen Institut gearbeitet, wo der Leiter kurz vor dem Ruhestand stand (d.h. weder intellektuell noch finanziell in einer prekären Situation). Bei einem geselligen Abend hat er mir mal von seiner Vision erzählt, was er nach der Pensionierung machen wollte. Was er da initiieren wollte deckt sich mit Deiner Beschreibung - auch gut 20 Jahre später ist das immer noch kein Massenphänomen (ich wünsche ihm, dass er seine Nische gefunden hat). Ob das in 20 Jahren wirklich anders ist?

Ich denke mittlerweile dass es da ein Interessensgefälle gibt - die Idee ist für junge Leute "naja, ganz nett, irgendwie", und für alte Leute ist das ein "oh ja, super Sache, auf jeden Fall!". Ergo: wie ködert man die eine Hälfte des Deals? Ich weiss es nicht.

Ich könnte mir vorstellen in sowas zu wohnen, am Leben des Jungvolkes teilzuhaben. Hätte ich mir vor 30 Jahren vorstellen können, einen alten Knacker an meinem Leben teilhaben zu lassen? Hmm.

Wenn man das Klima verträgt bleibt ansonsten noch als letzter Ausweg Asien:D

Ja, oder eineN philipinischeN PrivatpflegerIn. Für mich hat das alles einen unangenehmen Beigeschmack von Kolonialismus. Und der gesellige Aspekt, den man sich von Mehrgenerationenwohnen erhofft, fällt bei diesen Lösungen auch weg.

N.H.
 
Ja, oder eineN philipinischeN PrivatpflegerIn. Für mich hat das alles einen unangenehmen Beigeschmack von Kolonialismus.
Das wird die Pflegerin, die für diesen Job dankbar ist, vermutlich anders sehen.
Sie muß auch nicht nach Deutschland migrieren für diesen Job, sondern kann bei ihrer Familie bleiben. Vermutlich kann sich die Familie von dem Einkommen auch bescheidenen Wohlstand aufbauen.
 
Das wird die Pflegerin, die für diesen Job dankbar ist, vermutlich anders sehen.
Sie muß auch nicht nach Deutschland migrieren für diesen Job, sondern kann bei ihrer Familie bleiben. Vermutlich kann sich die Familie von dem Einkommen auch bescheidenen Wohlstand aufbauen.

Ja, den Kolonialismus schön geredet haben sich die Leute schon als er noch offensichtlicher war. Unabhängig vom Einzelfall sehe ich einen Mechanismus, wo wir, weil wirs selber nicht auf die Kette kriegen, von woanders dort dringend benötigte Resourcen abziehen. Brain Drain, Pflege Drain, Medic Drain, you name it. Individuell eine gute Sache (sonst würden sies ja nicht tun), gesellschaftlich eher nicht immer so gut.

Wie praktisch alles ist das Thema nicht schwarz/weiss, aber ich glaube, dass es unterm Strich besser, und ehrlicher, wäre, das selber in den Griff zu kriegen. Ich sehe da doch einen Unterschied zum Auslagern von T-Shirtproduktion an banghladesische Kinder.

(Mit der Privatpflegerin meinte ich die, die in Deutschland bei Dir im Haus wohnt. Bekannte halten genau für diese Option eine kleine Einliegerwohnung vor)

N.H.
 
Ich habe diese Woche mit meinem dreckigen Kapitalistencash massiven Strumpf-Drain aus Norditalien verursacht. Ich hoffe, die gebeutelten Berghangbewohner, die dort jetzt alle barfuß bleiben müssen, können mir diesen fies kolonialen Germanen-Move irgendwann verzeihen. Allein, es war fast so als hätten sich da Angbot und Nachfrage auf dem Markt getroffen und einen Deal zu beiderseitigem Vorteil gemacht. Ich bin sicher, wenn genug Deutsche den Italienern die Strümpfe wegkaufen, gehen da zukünftig sogar mehr Leute ins hochlukrative Fußtextilbusiness und der gesteigete Wettbewerb führt zu noch besseren Strümpfen zu noch besseren Preisen. Bis dahin werde ich mich aber sehr, sehr schuldig fühlen und mich an jedem Waschtag mit den noch nassen Strümpfen geißeln, versprochen.
 
Ich habe diese Woche mit meinem dreckigen Kapitalistencash massiven Strumpf-Drain aus Norditalien verursacht. Ich hoffe, die gebeutelten Berghangbewohner, die dort jetzt alle barfuß bleiben müssen, können mir diesen fies kolonialen Germanen-Move irgendwann verzeihen. Allein, es war fast so als hätten sich da Angbot und Nachfrage auf dem Markt getroffen und einen Deal zu beiderseitigem Vorteil gemacht. Ich bin sicher, wenn genug Deutsche den Italienern die Strümpfe wegkaufen, gehen da zukünftig sogar mehr Leute ins hochlukrative Fußtextilbusiness und der gesteigete Wettbewerb führt zu noch besseren Strümpfen zu noch besseren Preisen. Bis dahin werde ich mich aber sehr, sehr schuldig fühlen und mich an jedem Waschtag mit den noch nassen Strümpfen geißeln, versprochen.
Ja, die alte Kapitalistenlegende: wenn jeder nur an sich denkt ist ja auch an alle gedacht. Und wer mehr Fähigkeiten, Möglichkeiten hat, wird belohnt, weil an ihn auch mehr gedacht wird.
Ich werde da auch nach 176 Jahren (oder auch nach rund 2010 Jahren) nicht hier, in einem sachfremden Forum, dieses egoistische Geschwür zurückdrängen können. Der Markt regelt.

N.H.
 
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