Wer keinen Cut hat, kommt halt in ansprechender Garderobe.
Auch wenn das die in der Realität am meisten praktizierte Lösung sein wird, ist sie trotzdem unglücklich: Für gewöhnlich möchte ich mich als Gast ja nicht über die Wünsche des Gastgebers hinwegsetzen, ergo bleibt am Ende nur die Lösung Cut-Kauf oder Zuhause-Bleiben. Ob das wirklich dem Willen des Gastgebers entspricht, oder ob der -passend zum Rundum-Sorglos-Paket des örtlichen Weddingplaners- einfach einen Dresscode ohne besonderen Spielraum ausgewählt hat, bleibt offen.
Sicherlich spielt auch der gesellschaftliche Hintergrund eine entsprechende Rolle, aber abseits von wirklich kleinen Nischen und Enthusiasten ist der Cut heute (leider) nicht mehr besonders weit verbreitet. Das kann man nun bedauern, aber ob die Hochzeitseinladung gerade der richtige Ort ist, das zu ändern - wer weiß? Was zu der eher grundsätzlichen Frage führt, warum Hochzeiten heute für alle Beteiligten eigentlich Kostümfeste sein müssen?
Angenommen ich zähle mich (und meine Gäste) zum Nischen-/Enthusiastenpublikum, dann ist es sicher authentisch, auch im entsprechenden Rahmen zu feiern - das dem aber in den meisten Fällen offensichtlich nicht so ist, beweist diese und viele weitere ähnliche Fragen.
Generell: Das von der Friseurin bis zum Großstadt-Yuppie sich jetzt jeder für einen Tag einen Oldtimer mietet, in irgendeinem "Schloss" feiert und rumläuft wie der dritte Komparse von links aus Downton Abbey, hat etwas befremdliches. Zumal selbst der willige Durchschnittsgast, der bereit ist einen entsprechenden Cut-Einkauf zu tätigen, relativ sicher mit etwas am Körper aufkreuzen wird, was jeden Kenner klassischer Garderobe ästhetisch eher herausfordern als erfreuen dürfte.