Hochzeit im Sommer Dresscode "Cutaway/Black Tie", wo bekomme ich einen Cut?

Für eine Abendveranstaltung ist Black Tie ein vollkommen normaler Dresscode, der auch nichts Egozentrisches hat, sondern eine übliche gesellschaftliche Konvention ist. Die Gäste sollen zum Rahmen passen. Wer eine Feier im entsprechenden Rahmen ausrichtet, darf selbstverständlich von seinen Gästen eine entsprechende Erscheinung erwarten.

Für die Hochzeit am Morgen/Mittag ist die Vorgabe "Cut" etwas streng und eigentlich auch nicht notwendig, aber ein hilfreicher Hinweis an die Besitzer solcher Stücke, dass das Kleidungsstück gern gesehen wird und zum Rahmen passt. Wer keinen Cut hat, kommt halt in ansprechender Garderobe. Weshalb regt man sich über sowas auf?

Was für Kleinwagen sind das, die man für 800 Euro bekommt?
 
Für eine Abendveranstaltung ist Black Tie ein vollkommen normaler Dresscode, der auch nichts Egozentrisches hat, sondern eine übliche gesellschaftliche Konvention ist.

Das hängt wohl von den Kreisen ab, in denen man sich bewegt. Ich zB kenne niemanden der entsprechende Gesellschaftsgarderobe besitzt oder solch eine Festlichkeit ausrichten würde.
 
Genau das, was Lumpenbub und Sebel schrieben.

Es ist zudem die Kombination aus beidem, Morning Dress (wenn schon "Cutaway" auf der Einladung steht...) und Black Tie obligat, nicht "optional" oder "willkommen" o.ä., was ich anmaßend finde. Aber im Prinzip sind wir ja in der praktischen Umsetzung der gleichen Meinung, wenn Beethoven genauso vorschlägt, im Zweifelsfall (einen Teil der) Kleiderordnung zu ignorieren.
 
Wer keinen Cut hat, kommt halt in ansprechender Garderobe.

Auch wenn das die in der Realität am meisten praktizierte Lösung sein wird, ist sie trotzdem unglücklich: Für gewöhnlich möchte ich mich als Gast ja nicht über die Wünsche des Gastgebers hinwegsetzen, ergo bleibt am Ende nur die Lösung Cut-Kauf oder Zuhause-Bleiben. Ob das wirklich dem Willen des Gastgebers entspricht, oder ob der -passend zum Rundum-Sorglos-Paket des örtlichen Weddingplaners- einfach einen Dresscode ohne besonderen Spielraum ausgewählt hat, bleibt offen.

Sicherlich spielt auch der gesellschaftliche Hintergrund eine entsprechende Rolle, aber abseits von wirklich kleinen Nischen und Enthusiasten ist der Cut heute (leider) nicht mehr besonders weit verbreitet. Das kann man nun bedauern, aber ob die Hochzeitseinladung gerade der richtige Ort ist, das zu ändern - wer weiß? Was zu der eher grundsätzlichen Frage führt, warum Hochzeiten heute für alle Beteiligten eigentlich Kostümfeste sein müssen?
Angenommen ich zähle mich (und meine Gäste) zum Nischen-/Enthusiastenpublikum, dann ist es sicher authentisch, auch im entsprechenden Rahmen zu feiern - das dem aber in den meisten Fällen offensichtlich nicht so ist, beweist diese und viele weitere ähnliche Fragen.
Generell: Das von der Friseurin bis zum Großstadt-Yuppie sich jetzt jeder für einen Tag einen Oldtimer mietet, in irgendeinem "Schloss" feiert und rumläuft wie der dritte Komparse von links aus Downton Abbey, hat etwas befremdliches. Zumal selbst der willige Durchschnittsgast, der bereit ist einen entsprechenden Cut-Einkauf zu tätigen, relativ sicher mit etwas am Körper aufkreuzen wird, was jeden Kenner klassischer Garderobe ästhetisch eher herausfordern als erfreuen dürfte.
 
Auch wenn man Morning Dress oder Black Tie drauf schreibt, kenne ich eigentlich niemanden, der dann nicht kommen würde, viele ziehen dann einfach so was anderes an oder fragen nach, ob sie auch anders gern gesehen sind. Zu unserer Hochzeit waren jedenfalls keine Leute eingeladen, die nicht bei uns hätten anrufen können. Bei der anstehenden Hochzeit eines gewissen Prince Henry Charles Albert David of Wales mag das anders sein, da es peinlich sein mag, beim Master of the Household nachzufragen, ob's ein dunkler Anzug nicht auch täte, aber ich glaube über solche Fälle reden wir hier nicht.

Ansonsten finde ich das offenere "optional" die bessere Lösung, obwohl es umgekehrt Leute, die das gefragte Kleidungsstück besitzen davon abhält es auch zu tragen (so bei unserer Hochzeit), dafür umgekehrt ein Verwandter bereits nachmittags im Smoking, pardon Gesellschaftsanzug des Heeres, erschien, offensichtlich gelten dafür andere Regeln ;).

Die Gefahr, dass Leute sich freuen, irgendwelche Wilvorst Gehröcke ausführen zu dürfen, halte ich für gering.
 
Ist das Mindestmaß an gesellschaftlichem Selbstbewusstsein heute wirklich so gering? Ein Dresscode ist ein Hinweis auf den Rahmen der Veranstaltung und keine Hausordnung vom Herbergsvater. Wenn dort "18 Uhr" steht, seid Ihr doch auch nicht um exakt 18 Uhr im Ballsaal und setzt euch an die Tische. Gesellschaftliche Ereignisse erfordern es, dass man auch zwischen den Zeilen lesen kann und das Expliziten um das Implizite ergänzt. Niemand sollte eine exakte Gebrauchsanweisung benötigen, um als Gast zu einer Hochzeit zu gehen.

Wenn man niemanden kennt, der bestimmte Arten von Festen ausrichtet, dann ist die Kenntnis dieser Konventionen eher theoretischer Natur.
 
Ist das Mindestmaß an gesellschaftlichem Selbstbewusstsein heute wirklich so gering? Ein Dresscode ist ein Hinweis auf den Rahmen der Veranstaltung und keine Hausordnung vom Herbergsvater. Wenn dort "18 Uhr" steht, seid Ihr doch auch nicht um exakt 18 Uhr im Ballsaal und setzt euch an die Tische. Gesellschaftliche Ereignisse erfordern es, dass man auch zwischen den Zeilen lesen kann und das Expliziten um das Implizite ergänzt. Niemand sollte eine exakte Gebrauchsanweisung benötigen, um als Gast zu einer Hochzeit zu gehen.

Wenn man niemanden kennt, der bestimmte Arten von Festen ausrichtet, dann ist die Kenntnis dieser Konventionen eher theoretischer Natur.
 
Ein Cut wirkt heute geradezu clownesk. Den kann man in Deutschland außerhalb solcher "Märchenhochzeiten" nirgends tragen. Mit mangelndem gesellschaftlichem Selbstbewusstsein hat das wenig zu tun. Auf der Insel mag es noch anders aussehen. In Ascot kann man Cut tragen.

Helmut Kohl erschien 1983 im Cut zu seiner Vereidigung als Bundeskanzler. Das ist lange her aber der letzte Fall eines öffentlichen Auftritts im Cut, an den ich mich erinnern kann.

Diese Woche wurde ich mit offenen Mündern angestarrt, als ich im Smoking in der Frankfurter Oper erschien. Ich war der einzige, der sich derart kostümiert hatte. Dafür konnte man sich am Anblick von Hipstern mit Dutt im Haar, langem Bart und pinkfarbener Krawatte zu einem grünen Hemd erfreuen.
 
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