Herrenschneider in Deutschland

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In Deutschland selbst werden so viele gute Produkte hergestellt. Müssen Individuen, die es sich leisten können, heimische Produkte zu kaufen, Einkauf im Ausland propagieren? Das ist ein Teufelskreis, da immer mehr wertvolles Wissen und handwerkliches Knowhow im Lande unwiederbringlich verloren geht. Dann wundern wir uns irgendwann, warum in Deutschland niemand mehr Schneidern oder Nähen kann.
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Guten Abend,

da dies sehr gut zu einem heutigen Telefonat von mir passt möchte ich das gern mal Thematisieren.

Ich hatte heute bei einem sehr bekanntem Tuchlieferanten angerufen um Informationen zu erhalten. Beim plaudern kam dann u.a. die Aussage das die deutschen Herrenschneider im Schnitt 62 Jahre alt seien.

Ist es wirklich schon so schlimm ? Ich habe hier vor Ort zwar auch größere Probleme bezüglich passenden Schneider finden, aber dachte das dies ein spezifisch regionales Problem ist.

Wie seht Ihr das ? Gibt es eine Zukunft für die Branche in Deutschland oder wird es über kurz oder lang "nur" noch MTM werden weil das Handwerk gar nicht mehr vermittelt wird ?
 
In Leipzig stand ein Artikel in der Zeitung, als ein Herrenmaßschneider sein Geschäft aufgemacht hat. Ausschließlich Anzüge, Hemden von E. Berg. Wie ich noch meine mich erinnern zu können hat er Probleme, einen Azubi zu finden..
Laut Artikel geht das bei 1700€ los.
Der Artikel dürfte noch auf seiner Homepage einzusehen sein: http://www.herrenmassschneiderei.de/
 
Bei Wahl des Berufes stehen ja auch Fragen wie Karrierplanung, Aufstiegs & Verdienstmöglichkeiten im Raum. Und all diese Dinge sind bei dem Beruf des Maßschneiders recht limitiert.
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Guten Tag,

dies würde ich zwar allg. auch so sehen aber speziell im Handwerksbereich gehören da auch Themen wie "Stolz", Tradition und Generationen dazu. Es gibt Handwerksbereiche welche aussterben weil sie wirklich nicht mehr benötigt werden. Aber trifft dies auch auf die Bekleidung zu ?
 
Ich erinnere hier an eine Diskussion, welche bei NAs stattfand:
Es ging um Mark´s Schuhwerk in Frankfurt/Main.

Warum genau Herr Mark seine Geschäft schließen musste, weiß ich nicht
zu 100 %.

Aber ich gebe Stephan Goerner absolut recht, dass Handwrksberufe sich eben auch "rechnen" müssen. Maßschneider und -schuhmacher zählen dann irgendwie nicht so dazu.
Außerdem hat nicht jeder Mann das finanzielle Vermögen, sich neben Maßschuhe, auch Maßhemd und -Anzug leisten zu können/zu wollen.

Ähnliche Probleme kann ich es mir auch im Bäckerhandwerk vorstellen.
Schaut Euch doch mal die Deutschen Innenstädte an:
Gibt ein alteingessenes Ladengeschäft auf, kommt entweder ein
Handy-Laden oder ein "Billig-Schnell-Bäcker" rein.

That´s life.

Liebe Grüße

Matz
 
Geiz ist "geil" ???

Das grundsätzliche Problem liegt doch auch darin, daß der niedrigste Peis Maßstab aller Kaufentscheidungen sein soll. Das geht so nicht.
Die Spirale dreht sich ja dann auch in den Billigläden oder Discountern weiter auf die Entlohung der Mitarbeiter.
Klar gibt es Personenkreise, die auf den letzten Cent achten müssen.

Wir müssen lernen und bereit sein, dem Anbieter -in unseren Fällen hier im Forum- den Schneidermeistern und Schuhmachermeistern (und grundsätzlich auch anderen Dienstleistern) einen angemessenen Preis zu zahlen.

Wenn wir nicht in größerer Zahl bereit sind, eine gute Leistung mit einer entsprechenden Zahlung zu honorieren, wird die Angebotspalette immer weiter schrumpfen.
 
Das grundsätzliche Problem liegt doch auch darin, daß der niedrigste Peis Maßstab aller Kaufentscheidungen sein soll. Das geht so nicht.
Die Spirale dreht sich ja dann auch in den Billigläden oder Discountern weiter auf die Entlohung der Mitarbeiter.
Klar gibt es Personenkreise, die auf den letzten Cent achten müssen.

Wir müssen lernen und bereit sein, dem Anbieter -in unseren Fällen hier im Forum- den Schneidermeistern und Schuhmachermeistern (und grundsätzlich auch anderen Dienstleistern) einen angemessenen Preis zu zahlen.

Wenn wir nicht in größerer Zahl bereit sind, eine gute Leistung mit einer entsprechenden Zahlung zu honorieren, wird die Angebotspalette immer weiter schrumpfen.

Ich stimme Dir zu!

Wenn jeder nur so denkt würde...
Aber auch ich hatte mal eine Phase und geglaubt, es geht noch ein Stück billiger.
Gott sei Dank ist das längst vorbei! Heute habe ich eine etwas konservative Einstellung.
Geiz ist nicht geil, Geiz ist krank!!!

Liebe Grüße

Matz
 
Also so ganz kann ich den Argumenten nicht folgen, Herrenschneider haben sich noch nie im unteren Preissegment der Bekleidung bewegt. Und alles was mit Luxus zu tun hat verkauft sich nun wirklich offensichtlich in Deutschland gut. Nur leider geht das fast immer mit Marke/Image einher. Dies trifft sicher auch auf andere europäische Länder zu. Aber warum gibt es dort noch deutlich mehr Handwerk in der Bekleidung und in Deutschland nicht? Geld ist dabei ganz sicher kein Argument.
 
Also so ganz kann ich den Argumenten nicht folgen, Herrenschneider haben sich noch nie im unteren Preissegment der Bekleidung bewegt. Und alles was mit Luxus zu tun hat verkauft sich nun wirklich offensichtlich in Deutschland gut. Nur leider geht das fast immer mit Marke/Image einher. Dies trifft sicher auch auf andere europäische Länder zu. Aber warum gibt es dort noch deutlich mehr Handwerk in der Bekleidung und in Deutschland nicht? Geld ist dabei ganz sicher kein Argument.

Nun ja, so weit so gut.

Aber, wie schon erwähnt, muss beim Schneider auch etwas "hängenbleiben". Auch er hat kosten die gedeckt sein wollen. Und da sehe ich Probleme.
Nun kenn ich den Kuchen nicht, den sich, die in Deutschland ansässigen Maßschneider teilen müssen, ich glaube aber, da wird keiner reich.

Weiter glaube ich, dass gerade Deutschland nicht das Land der Maßschneider und -Schuhmacher ist. Da dürfte Italien und GB die Nasen vorne haben.

Liebe Grüße

Matz
 
Es wäre schön wenn der Anzug vom Maßschneider von mehr Menschen nicht mehr als Luxus, sondern als Selbstverständlichkeit angesehen würde.

Darin liegt auch der Unterschied zu Italien und England.
 
Wieder das "Argument" KOsten/Geld. Sorry aber in Deutschland wird viel Geld verdient und wird nachweislich viel Geld für "Luxus" ausgegeben. Warum sollte das Geld dann nicht für Bekleidung vorhanden sein?

Ich denke das die Ursachen mehr in der mangelnden Wertschätzung für dieses Handwerk liegt. Aber auch das es das Handwerk nicht in der Breite schafft sich entsprechend zu verkaufen. Dann wurden offensichtlich auch neue Generationen gar nicht angesprochen. (dies geht eigentlich am besten über einen Generationsübergang auch im Handwerksbetrieb)
 
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