Gute Kleidung nur Mittel zum Zweck?

Andreas Gerads

Stilmagazin-Inhaber
Kürzlich sprach ich mit jemandem in dessen Beruf es dazu gehört sich gut zu kleiden, um Eindruck damit zu machen. Als ich später über das Gespräch nachdachte fiel mir auf, dass ich mich selber sogar auch etwas von seiner Kleidung beeindrucken ließ und Gefallen daran fand. Unbewusst habe ich die Person als vertrauenswürdiger empfunden, als ich es anfänglich erwartet habe - ob es daran lag, dass er mich schlicht durch sein Äußeres beeindruckt hat? Nicht unmöglich muss ich im Nachhinein sagen.

Ist euch schon mal etwas ähnliches passiert, dass ihr euch quasi von einem Auftritt oder von einem Erscheinungsbild habt "blenden" lassen, bzw. dass es eure Entscheidung in irgendeiner Weise beeinflusst hat?

Daran anschließt sich eigentlich auch die Frage, ob ihr selber eure Kleidung auch manipulativ einsetzt und dazu nutzt andere von euch zu überzeugen?
 
Ist euch schon mal etwas ähnliches passiert, dass ihr euch quasi von einem Auftritt oder von einem Erscheinungsbild habt "blenden" lassen, bzw. dass es eure Entscheidung in irgendeiner Weise beeinflusst hat?

Ja, klar.

Daran anschließt sich eigentlich auch die Frage, ob ihr selber eure Kleidung auch manipulativ einsetzt

Ja, aber anders. Wenn mir etwas wirklich wichtig ist, dann heißt es bei mir eher 'come, as you are' und wenn ich dann auf Offenheit stoße, ist alles in Ordnung.

und dazu nutzt andere von euch zu überzeugen?

Nein,dazu muß ich sowieso ständig reden, reden, reden, da hilft mir nach 2 Minuten die edelste (Ver-)kleidung nichts. Angemessen angezogen und keine unnötigen Barrieren aufbauen, weder in die eine, noch in die andere Richtung.
 
(...)
Daran anschließt sich eigentlich auch die Frage, ob ihr selber eure Kleidung auch manipulativ einsetzt und dazu nutzt andere von euch zu überzeugen?

Lieber Andreas,
aber selbstverständlich, in meinem Beruf ist Seriosität und Ausstrahlung derselben der Schlüssel zum Erfolg und Kleidung, sorgfältig abgestimmt, spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ich kann es mir nicht leisten, nachlässig gekleidet zu sein.

Liebe Grüße
Heinz
 
Hallo zusammen

Kleidung bzw. die Art WIE jemand sich kleidet, ist für mich, gleich nach der Sprache, der zweite Indikator wo jemand herkommt, oder wo er hinmöchte (sozial/gesellschaftlich). Das klingt vielleicht etwas hart, aber hat sich schon sehr oft bewahrheitet; auch im Nachhinein. Entscheidend sind hier aber für mich nicht Marken, Preis usw. sondern die Details sind ausschlaggebend. Wenn jemand auch auf kleine Dinge achtet, dann gehe ich davon aus, dass er auch seinen Mitmenschen gegenüber aufmerksam ist und ihre Bedürfnisse und Sorgen ernst nimmt.

Ich selbst kleide mich nicht auf bestimmte Art und Weise, um jemanden zu beeindrucken, oder um etwas bestimmtes damit zu erreichen. Wenn man aber jemand anderen inspirieren kann, dann ist das für mich das Schönste, was passieren kann. Kleidung und Sprache sind für mich durchaus verwandte Aspekte unserer Kultur und da ist es nicht erstaunlich, wenn jemand es schafft, über Kleidung Eindruck zu machen. Eloquenz kann über jedwede sozialen Hintergründe hinwegtäuschen/hinweghelfen und das gilt ebenso für unseren sartorialen Ausdruck.

Grüße, Camara
 
Ist euch schon mal etwas ähnliches passiert, dass ihr euch quasi von einem Auftritt oder von einem Erscheinungsbild habt "blenden" lassen, bzw. dass es eure Entscheidung in irgendeiner Weise beeinflusst hat?

Möglich (sogar wahrscheinlich) aber nicht das ich mich erinnern würde. In meinem Beruf sind die Leute eher in Jeans und Turnschuhe gekleidet.
Wenn doch jemand im Anzug kommt sind es höchstens Verkäufer oder Chefs die aber nomalerweise planlos sind. Wenn man auf 8 von 10 Fragen Antworten wie
Muß ich klären
Kann ich nicht sagen
Ich rufe schnell einen Kollegen an
Die Antwort erhalten Sie per Mail usw
bekommt, oder es wird drumherumgeredt aber keine Antwort gegeben dann ist nicht viel mit "blenden"

Daran anschließt sich eigentlich auch die Frage, ob ihr selber eure Kleidung auch manipulativ einsetzt und dazu nutzt andere von euch zu überzeugen?
Ja natürlich. Auf Messen beispielsweise wird man ohne Anzug ja nicht wahrgenommen. <Offtopic> Nirgendwo findet man auch mehr schlechtes Schuhwerg gepaart mit Anzügen als dort <ende offtopic>

Im Beruflichen muß ich niemand überzeugen. Normalerweise kommt man zu mir weil man mich braucht. Anzüge oder Kravatten wären unangemessen und wären meiner "glaubwürdigkeit" eher abträglich.

Mike
 
aber selbstverständlich, in meinem Beruf ist Seriosität und Ausstrahlung derselben der Schlüssel zum Erfolg und Kleidung, sorgfältig abgestimmt, spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ich kann es mir nicht leisten, nachlässig gekleidet zu sein.

Genau so geht es mir auch - und ich finde es im nach hinein sehr schade, dass ich so etwas wie dieses Forum nicht 20 Jahre früher als Ratgeber gehabt habe.
 
Obwohl unsere gesamte Gesellschaft weitaus weniger förmlich als früher daherkommt - und das ist noch freundlich ausgedrückt und nicht nur auf die Kleidung bezogen -, wird dem förmlichen Kleidungsstil von der ganz überwiegenden Mehrheit das Etikett "seriös" angehängt.

Im Umkehrschluß bedeutet das z.B.: Lehrer und Angehörige des öffentlichen Dienstes sinds nicht :p.

Wer als Berater im weitesten Sinne wie ich (vielleicht in Abhängigkeit von der Branche, ich denke dabei z.B. an IT) ernst genommen werden will, muß sich also dieser Förmlichkeit mehr oder weniger (je nach Klientel) unterziehen.

Vor acht Wochen erst hat der Geschäftsführer eines unserer Mandanten einer (durchaus renommierten) Rechtsanwaltskanzlei das Mandat entzogen, weil die Mitarbeiter in Alltagskleidung auftraten (war mir bei einem Treffen auch aufgefallen). Deren Chef hat die Beendigung der Zusammenarbeit nicht verstanden, den wahren Grund wußte er ja auch nicht.
Überflüssig zu erwähnen, daß der Geschäftsführer es weder selbst noch bei seinen Mitarbeitern mit der Berufskleidung so genau nimmt. Schon recht seltsam!

In Kenntnis solcher Vorgänge ist es dann natürlich zwingend, den Erwartungen des verehrten Publikums zu entsprechen. Ich würde mich aber auch ohnedies so anziehen, weil es mir gefällt. Dabei wähle ich aber je nach Gelegenheit eine etwas weniger förmliche Variante, wenn es angeraten ist, ein Gegenüber nicht mit Förmlichkeit "zu erschlagen". Man kanns natürlich auch "einschleimen" nennen :D.


Grüße Zieten
 
Gottfried Keller "Kleider machen Leute"

Erinnern wir uns doch an Gottfried Keller, der den Schneiderlehrling Wenzel Strapinski mittels seiner Kleidung zum polnischen Grafen werden lässt ...
 
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