Nichts laege mir ferner als so eine Schlussfolgerung ! Selbstverstaendlich laesst das Aussehen des Traegers in aller Regel keine Rueckschluesse auf die Qualitaet des Massschneiders zu.
Mir scheint, daß eben das Vergessen dieses letztendlichen Ziels zu den teilweise arg esoterischen und gelegentlich geradezu absurden Detaildiskussionen führt über die optimale Fadendicke der idealen Knopflochseide und die Frage, ob nun der Innenknopf der Hose unbedingt über Kreuz oder notfalls auch im parallelen Stich angenäht sein kann.
Andererseits scheint mir auch das Ringen um immer exotischere, obskurere Hersteller mittlerweile eine gewisse Absurdität angenommen zu haben. dE
Ich glaube dass, fuer viele, genau diese zwei Punkte der eigentliche sinn von Bespoke ausmachen.
Ich personlich habe ein kleiner Schneider ums eck probiert, ueber 2 Jahre 3 Anzuge und ein Sakko. Ein nette Kerl, immer viel zeit fuer mich, wir haben lange gequatscht, details diskutiert usw, aber ein richtig guter Anzug habe ich erst bei Pooles bekommen.
Letzten Endes, plaude ich lieber "nur" 15 Minuten mit Mr. Parker und bekomme ein richtig guter Anzug als 2 Stunden mit der Kleine Schneider und etwas halb gebackenes bekommen, auch wenn der Poole Anzug mehr kostet.
Ueber die Jahren habe ich erfahren dass egal was mann kauft, ob Anzug, Auto oder Badezimmer, kommt jemand und sagt, ich kenne einer der es viel besser und billiger hatte machen konnen. Aber so oft wie ich dass gehoert habe erlebt habe ich es noch nie. Vezeih mir wenn ich diese ganze wunderbare unbekannte Deutscher Kleinbetriebe gegenueber ein Bisschen skeptisch bin.
Rob
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Mir scheint, daß eben das Vergessen dieses letztendlichen Ziels zu den teilweise arg esoterischen und gelegentlich geradezu absurden Detaildiskussionen führt über die optimale Fadendicke der idealen Knopflochseide und die Frage, ob nun der Innenknopf der Hose unbedingt über Kreuz oder notfalls auch im parallelen Stich angenäht sein kann. Zumindest für mich ist bei allem Respekt vor und aller echten Begeisterung über hervorragende Handwerksarbeit diese Fixierung auf die Details der Handwerkskunst ein Ausdruck für den Mangel an Verständnis für das große Wesentliche, für das "big picture", wie es im business speak gerne genannt wird. Oder anders ausgedrückt: Technische Kennerschaft ersetzt nicht Stilempfinden - erstere ist nicht einmal Bedingung für letzteres und kann ihm gelegentlich sogar im Weg sein.
Wenn ich jedoch "besser Aussehen" als höchstes Ziel habe, wie kann dann der Schneider, der diesem Ziel am nächsten kommt, nicht zumindest für mich der beste Schneider sein?
Herzliche Grüße,
dE
Andererseits scheint mir auch das Ringen um immer exotischere, obskurere Hersteller mittlerweile eine gewisse Absurdität angenommen zu haben. Je mehr "Preppy", "Trad" und "Vintage" Blogs, Foren und sonstige Online-Ergüsse ich mir anschaue, umsomehr komme ich nicht umhin, auch die vermeintliche Rückkehr zur klassischen Mode als eine sicher sehr bald vorübergehende Hipster-Marotte zu erkennen. Hier heißt es also tagesaktuell sein für denjenigen, der auf diesen Zug erfolgreich aufspringen will -nicht unbedingt eine Vorzeigequalität deutscher Schneider.
Lieber Oxford,
das verstehe ich nun wirklich nicht.
Wie ich schon in meiner vorherigen Erwiderung auf diese Passage in Herrn Kueblbecks Antwort geschrieben habe, kann ich mir keine endgültigere Rechtfertigung für den Gang zum Maßschneider vorstellen als dessen Fähigkeit, mich mit seinem Produkt besser aussehen zu lassen. Warum sonst sollte ich für ein Jackett 2500 Euro ausgeben, wenn ich doch eins für 59 Euro bei H&M bekomme?
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Wenn ich jedoch "besser Aussehen" als höchstes Ziel habe, wie kann dann der Schneider, der diesem Ziel am nächsten kommt, nicht zumindest für mich der beste Schneider sein?
Entsprechend ist das kuriose Zitat aus der bekannten BBC-Dokumentation ueber die Row, dass der Gloeckner von Notre Dame durch einen Anzug von Anderson & Sheppard zu Justin Timberlake wuerde, nicht nur eine grobe Uebertreibung, sondern taeuscht ueber die Tatsache hinweg, dass man eben keine Wunder erwarten kann.
… Ob man nun eine "Manufacturisierung" erkennen kann, mag ich bezweifeln, denn gerade in den Kreisen des sog. "Gutmenschentums" mit nachhaltig erzeugten Lebensmitteln, spielt Kleidung keine vordergründige Rolle. …
Dieser Begriff ist von denjenigen erfunden worden, die letzlich nur vom eigenen schlechten Gewissen ablenken wollen - deshalb ist es mir rätselhaft, warum so ein Begriff hier Verwendung findet.
In »diesen Kreisen« spielt Kleidung sehr wohl eine große Rolle, aber eher im Sinne von Nachhaltigkeit. Das Kaufverhalten bzgl. Bekleidung »dieser Kreise« kann man sich eher zum Vorbild nehmen, als daß man es kritisieren müßte. Aber dann kann man auch kein T-Shirt mehr für 9,95 von H&M kaufen - das ist dann der Preis des Nachdenkens.
Beste Grüße
Klaus
Der Chef meines besten Freundes lässt nur bei Knize arbeiten und laut meines Freundes (Vorsicht ich zitiere nur und gebe keine eigene Meinung wieder!!!) sind die Anzüge an Langweiligkeit und an Durchschnittlichkeit nicht zu überbieten.