[...]Wir werden als Gesellschaft halt immer panischer gegen kleinste eingebildete Bedrohungen und Gefahren, weil wir mangels echter Gefahren Risikohöhe und Eintrittswahrscheinlichkeiten gar nicht mehr in die Bewertung einbeziehen. Das fängt bei Stickoxiden an und hört bei Domestos-Reklame gegen Keimbelastungen nicht auf. Das ist natürlich auch nur anekdotisch, aber mir ist aus den vergangenen 20 Jahren kein Kind im Freundeskreis bekannt, das irgendwelche Krankheitssymptome zeigte, nachdem ich in meinen Straßenschuhen deren Wohnung betreten habe. [...]
Bis auf die Stickoxidgeschichte stimme ich dir zu. Hier geschieht meines Erachtens viel Unrecht an Menschen, die in den Städten wohnen. Wir sind erst kürzlich aus der unmittelbaren Umgebung der Mainzer Schadstoffmessstation weggezogen: Im Winter konnte man im Berufsverkehr kaum im Vorbeigehen atmen - da musste man nicht hysterisch sein um die Brisanz des Dieselbetrugs zu erkennen.
Als ich neulich zur Wurstfachverkäuferin sagte, dass sie wegen mir nicht extra Einweghandschuhe verwenden müsse - sie hatte sich unmittelbar davor vor meinen Augen die Hände gewaschen verwies sie auf neue Vorgaben. Daraufhin sagte ich etwas in der Richtung deines Beitrags. Im Anschluss bin ich mit einem Mann aneinandergeraten, der dann auch irgendwas von tödlichen Keimen und meinen Kindern, die dabei waren, erzählte. Ich finde es krank, dass der Käse nach jedem Kunden in neue(!) Folie eingepackt wird. Natürlich sollen die Lebensmittel hygienisch hergestellt und verkauft werden. Aber das Ausmaß stimmt nicht mehr. Nahrung ist nicht und wird nie keimfrei sein. Mal davon abgesehen, dass der beste Käse der ist, der in Frankreich auf dem Markt von einer alten Frau unter höhnischer Missachtung jeglicher EU-Normen verkauft wird ;-)
[...] Aber: Ich kann sehr gut verstehen, wenn das den Gastgebern zu schmutzig oder unhygienisch ist. (Vor allem bei Teppich / Auslegeware. Da sind schmutzige Schuhe natürlich wesentlich schädlicher, als bei Fliesen, Parkett oder Laminat.) [...]
Hygiene und Teppichboden gehören für mich nicht in einen Satz. Entweder man lebt mit dem Umstand, dass diese Böden hervorragende Millieus für Dreck und Keime bieten, oder man lässt es. Auch regelmäßiges Saugen und diese Nasssauger aus der Reinigung helfen nur bedingt ab.
Und zum Thema Hygiene: Dann müsste ich ja auch erbitten, dass sich der Besuch beim Eintreten in die Wohnung die Hände wäscht. Viel wahrscheinlicher ist nämlich, dass derjenige nicht beim Frankfurter Hauptbahnhof in irgendeinen kontaminierten Kot getreten ist, als dass er auf dem Weg irgendwelche öffentlichen Gegenstände angefasst hat. Auch ruiniert das nicht das zusammengestellte Outfit..
Habt ihr alle keine Parkettböden? Bekannte von uns haben sich bei einer Feier den neuen Parkett von Stilettos ruinieren lassen. Bei uns daheim gibt es einen Vorrat an Hausschuhen oder dicke Wollsocken in unterschiedlichen Größen im Angebot, wobei es Dank Fußbodenheizung auch in Strümpfen/Socken angenehm ist.
Der Parkett gehört imho zu den Dingen, die man nach der Fertigstellung umgehend abschreiben sollte - idealerweise mit einer großen Macke im Sichtbereich. Die Patina gehört einfach dazu. Ich war früher regelmäßig bei einer Familie zu Gast, in der die Hausherrin einen Parkett versuchte über die Zeit zu retten. Niemand traute sich in den Bereichen zu
wohnen - vor lauter Angst, dass irgendeine Spur in den Parkett kommen könnte. Demgegenüber meine erste Teenieliebe, die im Herrenhaus (mit Personal), einen in der Einweihungsparty durch Stilettos
ruinierten Fischgrätparkett hatten. Ich habe selten einen so schön patinierten Parkett gesehen. In diesem Sinne sollte man sich nicht von seinem Besitz besitzen lassen, sondern damit Leben und sich an den Spuren des Lebens freuen.