Fortführender Versuch: Was höre ich heute SammelThread

Heute einmal kein Album, sondern der gleiche Titel in 12 verschiedenen Aufnahmen: Aus Bachs Mätthäus-Passion der Schlußchoral zum ersten Teil „O Mensch, bewein‘ Dein Sünde groß“. Die Ordnung der Aufnahmen ist zufällig.

1. RIAS-Kammerchor, Akademie für Alte Musik Berlin, René Jacobs (5:25 Minuten)
2. Bach Collegium Japan, Mazaaki Suzuki (6:24 Minuten, Aufnahme 2020)
3. Trinity Boys‘ Choir, Monteverdi Choir, English Baroque Soloists, John Eliot Gardiner (5:35 Minuten, Aufnahme 2017)
4. Wiener Singverein, Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan (7:24 Minuten)
5. Gaechinger Cantorey, Hans-Chistoph Rademann (6:07 Minuten)
6. Gabrieli Consort, Paul McCreesh (6:02 Minuten)
7. Monteverdi Choir, English Baroque Soloists, John Eliot Gardiner (6:04 Minuten, Aufnahme 1988)
8. Collegium Vocale Gent, La Chapelle Royale, Philippe Herreweghe (5:23 Minuten)
9. Gächinger Kantorei, Bach Collegium Stuttgart, Helmuth Rilling (6:27 Minuten)
10. Chorgemeinschaft Neubeuern, Orchester der KlangVerwaltung, Enoch zu Guttenberg (5:12 Minuten)
11. Münchner Chorknaben, Münchner Bach-Chor, Münchner Bach-Orchester, Karl Richter (6:49 Minuten)
12. Jongenskoor „Zanglust“, Amsterdam Toonkunst Choir, Koninglijke Concertgebouw Orkest, Willem Mengelberg (8:16 Minuten)

Mengelbergs Interpretation mit ihren extrem schleppenden Tempi mag zwar völlig aus der Zeit gefallen sein, ist aber für mich gerade deswegen sehr interessant und im Einleitungschor des ersten Teils sowie den beiden Schlußchören stellenweise sehr ergreifend. Und an die stimmliche und deklamatorische Qualität eines Karl Erb als Evangelist ist meines Erachtens kaum je ein Tenor herangekommen.
Bei den neueren Aufnahmen empfinde ich alle Aufnahmen, die den Choral in weniger als sechs Minuten absolvieren, als zu konzertant. Andacht will sich da nicht so recht bei mir einstellen. Müßte zwei Favoriten benennen, wäre diese im Augenblick die Einspielungen von Rademann und Suzuki.
Dort scheint mir Karajans Aufnahme herausragend, welcher es vermochte, die Choräle der Matthäus-Passion mit der ganzen ihnen zukommenden Schwere zu präsentieren (wie auch etwa "Oh Haupt voll Blut und Wunden").
Heute: H. Schütz, Geistliche Chor-Music op.11., in der Aufnahme des Dresdener Kammerchores unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann. Die Stücke begeistern den Freund der klassischen Musik durch ihre wunderbar klare Stimmführung und den virtuos gesetzten Contrapunctus, vorausgesetzt, man ist bereit, sich ihnen zuzuwenden, da sie anfangs etwas unzugänglich wirken mögen.
 
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