Der Jammer-Faden

Bartold ist super. Sehr nett, sehr versiert, sehr gute Arbeit, die man sich auch entsprechend entlohnen lässt. Bisher nicht zu versenkten Eisen zu überreden. Für mich leider 40 Minuten pro Richtung entfernt, aber jede Reise wert.

Ob ich mein ultra-nachhaltiges Lederschuhwerk wohl noch bei einem so weit entfernten Betrieb reparieren lassen darf, wenn die Ökofaschisten Hamburg zur "15 Minuten Stadt" umgebaut haben? :eek:o_O
 
Ob ich mein ultra-nachhaltiges Lederschuhwerk wohl noch bei einem so weit entfernten Betrieb reparieren lassen darf, wenn die Ökofaschisten Hamburg zur "15 Minuten Stadt" umgebaut haben? :eek:o_O
Da scheint was hinter zu stecken was ich nicht kenne, aber generell muss Nachhaltigkeit ganzheitlich gedacht werden: wenn Du Dein Lederschuhwerk (unterschätze nicht das Problem tierischer Produkte wenn nicht „Abfallverwertung“ - Cordovan vs. Rindsleder) mit dem Hummer spazieren fährst bringt das wenig.

Ja, Stil und Politik und so. IMO ist es aber auch Stil sich darum zu bemühen dass künftige Generationen noch was davon haben. Sich nicht darüber lustig zu machen wenn jemand das als Ziel hat. Und: sachlich den Tatsachen zu begegnen, sich vor Selbstbetrug zu hüten (gerade eine unangenehme Diskussion der Art gehabt „wir sind doch super, sollen sich erstmal 8 Inder in ihrer Armut weiter einschränken bevor ich bereit bin über Veränderung nachzudenken“).

N.H.
 
Warum ist das Handwerk toxisch ?
Ich sagte nicht, dass das Handwerk per se toxisch ist. Sondern - dass junge Menschen sich zurecht nicht mehr in einem toxischen Betrieb ausbilden lassen.
Ich habe genug Freund die Ausbildungen in verschiedensten Branchen gemacht haben. Da wurde beschissene Arbeit und noch beschissenere Bezahlung einfach nonchalant mit "Naja, Lehrjahre sind keine Herrenjahre!" ausgebügelt. Cholerische Chefs, 50 jährige Ausbilder die in der Vergangenheit leben und denken das was sie erlebt haben müssten sie so weitergeben, damit es ne "anständige Ausbildung ist" - ich hab doch mehr als genug Freunde daran zerbrechen sehen.

Wie sieht das anderen Ausbeuterbranchen aus ?
Wieso wechselst du das Thema? Es geht doch gerade konkret um klassische, handwerkliche Berufe.
Ja, auch zB eine Unternehmensberatung oder eine Marketingagentur nimmt junge Menschen gerne aus. Aber da kommen dann mehr als 400€ am Ende des Monats bei raus.

Es wird die Zeit kommen, da sitzen die ganzen studierten Menschen im Home Office und müssen auf den 70 jährigen Handwerker 5 Monate warten.
Erst dann werden die merken, das man nicht Alles am PC erledigen kann.
Auch diese Aussage geht komplett am Thema vorbei. Ich habe nie gesagt, dass es irgendwie gut ist, dass diese Berufe nicht mehr erlernt werden wollen oder das man alles am PC erledigen kann.
Ich sagte lediglich: Für viele junge Menschen ist eine handwerkliche Ausbildung aus vielen Perspektiven schlichtweg komplett uninteressant. Daran sind nicht die Jugendlichen Schuld, sondern die Ausbildungsbetriebe. Und die sind auch in der Verantwortung, bessere Werbung und bessere Bedingungen zu bieten, wenn sie anständiges Personal haben wollen.

Nicht aufregen, einfach ins Leere laufen lassen…
Unliebsame Wahrheiten einfach ignorieren oder was konkret ist dein Auftrag? :)
 
Warum ist das Handwerk toxisch ? Wie sieht das anderen Ausbeuterbranchen aus ?
Es wird die Zeit kommen, da sitzen die ganzen studierten Menschen im Home Office und müssen auf den 70 jährigen Handwerker 5 Monate warten.
Erst dann werden die merken, das man nicht Alles am PC erledigen kann.

Ist zwar alles richtig, aber gut bezahlen will den Handwerker trotzdem niemand. Stattdessen steht er im Wettbewerb mit billiger Konkurrenz aus Polen, Rumänien oder der Türkei. Für wieviele Berufe wurde der Meisterzwang aufgehoben? Wer da noch in einen - wohlgemerkt privat finanzierten - Meistertitel investiert, muß schon ziemlich dumm sein. Wieviele syrische und irakische Barbiere schneiden jetzt hier Haare. Mein Friseur erzählt jedesmal Gruselgeschichten über die Fehlanwendung von Haarchemikalien.
Trotzdem sollen immer noch weitere "Fachkräfte" angeworben werden. Da fragt man sich, warum eigentlich? Sind doch schon so viele hier, funzt aber offenbar doch nicht so richtig...
Hab selbst im Handwerk gelernt, mein erster Gesellenlohn war 17 Mark und 4 Pfennig. Von der Idee der Meisterschule hab ich mich ganz schnell verabschiedet (stattdessen studiert und die Branche gewechselt).
Die Löhne sind zwar heute besser, aber der Staat selbst sorgt für ungleiche Wettbewerbsbedingungen. Deswegen lohnt sich Handwerk auch zukünftig nicht.

Mit Grinsen erinnere ich mich - nur mal so als Beispiel - an die tschechische Maurerkolonne, die nicht im Verband gemauert hat, sondern stattdessen Stein auf Stein. Dabei weiß ein Vierjähriger, der mit Legos spielt, daß das nicht hält. Aber scheißegal, wird halt der Keller verputzt, damit man den Pfusch nicht sieht... ist immer noch billiger.
 
Da scheint was hinter zu stecken was ich nicht kenne, aber generell muss Nachhaltigkeit ganzheitlich gedacht werden: wenn Du Dein Lederschuhwerk (unterschätze nicht das Problem tierischer Produkte wenn nicht „Abfallverwertung“ - Cordovan vs. Rindsleder) mit dem Hummer spazieren fährst bringt das wenig.

Was für eine harte emotionale Belastung das hinter dem Steuer sein muss. Zum Glück habe ich gar kein Auto. Was sich in meinem Stadteil auch nicht empfiehlt, da der Religionsersatz hier zum Teil recht eigentümliche Auswüchse zeigt und man gerne mal anderer Leute Eigentum anzündet.

Ja, Stil und Politik und so. IMO ist es aber auch Stil sich darum zu bemühen dass künftige Generationen noch was davon haben

Künftige Generationen werden hier schlicht niemanden mehr haben, der den Zirkus für sie bezahlt. Was uns zurück zum Thema führt, denn wo dank Selbstmordpolitik kein Geld mehr verdient wird oder das verdiente Geld nichts mehr wert ist, hat hochwertiges Handwerk keine Basis mehr.
 
Künftige Generationen werden hier schlicht niemanden mehr haben, der den Zirkus für sie bezahlt. Was uns zurück zum Thema führt, denn wo dank Selbstmordpolitik kein Geld mehr verdient wird oder das verdiente Geld nichts mehr wert ist, hat hochwertiges Handwerk keine Basis mehr.

Ja, diese Jammerei findet man immer wieder. Wandel tötet, also halten wir an alten Zöpfen fest, da weiß man was man hat. Und interessanterweise sind diejenigen, die den Wandel verschlafen und den Karren in den Dreck fahren, dann diejenigen, die verlangen die nächste Generation sollte sie alimentieren. Von wegen jemand solle „der nächsten Generation den Zirkus bezahlen“, wir machen der kommenden Generation die Welt kaputt und werden dann „aber die Renten!“ jammern. Dieser Fokus auf die Gegenwart wird uns unglaublich auf die Füße fallen, wenn es nicht Entscheider gibt die in der Lage sind in Generationen statt Wahlperioden zu denken.

So, das war’s. Wenn das Thema weitergeführt wird dann ohne mich, ist für alle Beteiligten besser so.

N.H.
 
Unliebsame Wahrheiten einfach ignorieren oder was konkret ist dein Auftrag? :)

Nachdem man ziemlich sicher sein kann, dass nicht die konkreten Handwerker angesprochen werden sollten, deren Betriebsaufgabe in den Meldungen davor bedauert wurde, muss man von einer Verallgemeinerung ausgehen.

Somit vermittelt Ihr Post (vielleicht unabsichtlich) eine fehlende Wertschätzung gegenüber ganzer Branchen, und ist geradezu herabwürdigend gegenüber deren Protagonisten. Derartige Posts sollte man ins leere laufen lassen, denn entweder wurden sie unglücklich formuliert und anders gemeint oder sie drücken doch die reelle Meinung des Urhebers aus. In beiden fällen lohnt sich die Diskussion nicht. Im zweiten Fall schon gar nicht.

Übrigens ist es sicher bedauerlich, dass sich der Erfahrungshorizont in Ihrem Umkreis auf Despoten beschränkt und es ist traurig genug, dass es solche Chefs gibt. Es gibt aber auch ganz andere, vorbildhafte Vorgesetzte und „Lehrherren“.

Zum Einkommen noch folgende Anregung: In vielen Branchen verdient man lange und in machen immer schlecht. Auch das gibt einen auch kein Recht herabwürdigend zu sein. Manche machen diesen-ihren Beruf mit Freude und Leidenschaft und schaffen Großes (oft im Verborgenen).

Guten Start in die Woche!
 
Zum Einkommen noch folgende Anregung: In vielen Branchen verdient man lange und in machen immer schlecht. Auch das gibt einen auch kein Recht herabwürdigend zu sein. Manche machen diesen-ihren Beruf mit Freude und Leidenschaft und schaffen Großes (oft im Verborgenen).

Gabs da nicht gerade die Woche eine Studie (zumindest eine Nachrichtenmeldung) über die Zufriedenheit im Beruf? IIRC Handwerk 80%, Durchschnitt zwei Drittel, und ganz vorne bei der Zufriedenheit so High Value Jobs wie Florist oder Friseur. Offensichtlich nicht linear abhängig vom Einkommen. Und ja, herablassend gegen Berufsfelder zu sein die die Menschen eher glücklich machen ist sicher nicht angebracht (gegen die anderen Berufsfelder auch nicht. Ausnahme: das eigene).

N.H.
 
Ich glaube, dass die Wahrnehmung in Bezug auf das Handwerk gerade im. Ergriff zu kippen ist. Die meistens Bürojobs sind gut bezahlt, aber oft langweilig. Handwerk bietet gute Möglichkeiten sich selbständig und damit eigenständig zu machen. Aber vor allem auch exzellent zu verdienen.

Nachfrage und Angebot bestimmen den Preis und wir sehen ja, was in den letzten zwei Jahren passiert ist.

Vor allem ein selbständiger Handwerker verdient richtig gutes Geld, bei entsprechenden Risiken und bitte nicht nur den Stundenlohn fürs Einkommen heranziehen. Da wird auch ordentlich am Material verdient.

Warum sonst findet man keinen Handwerker außerhalb des eigenen Bekanntenkreises, der billig online erworbenes Material verbaut?

Allerdings bestimmt auch hier die Nachfrage das Angebot in der Form, dass es attraktive Handwerksberufe gibt, wie Elektro, Heizung oder auch Bauleistungen. Schuhmacher gehört da sicherlich nicht dazu.
 
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