Der Artikel Sammelthread

Ein Artikel im Economist über den (bedauerlichen) Niedergang des Anzugs.
http://econ.trib.al/htft6j3

Der Anzug leidet in der öffentlichen Meinung nicht darunter, dass er u.a. auch von einem prominenten ehrlosen Soziopathen getragen wird, der als gewählter Vertreter der Konservativen auch auf konservativ-christlichen Moralvorstellungen öffentlich herumtrampelt. Auch Gangster wie Al Capone waren zu ihren Zeiten Modeikonen und Berlusconi war zu seinen aktiven Zeiten ein durchaus bewunderter Dresser. Den Schlüssen des Autors kann ich also hier nicht ganz folgen, auch wenn's schön geschrieben ist.

Der Anzug ist halt einfach nicht "cool" im Sinne von modern und imagebezogen begehrenswert nach den Wertvorstellungen einer abstrakten Jugendkultur, die die heutige Straßenmode mittlerweile auch für ältere Generationen bestimmt. Dazu trägt Trump nur insofern verstärkend bei, dass er sich als Anzugträger klischeeartig wie der alte, fette, gierige Geldsack aufführt, den viele mit dem Anzug ohnehin prototypisch verbinden, was ihn aus jugendkultureller Sicht sicherlich nicht als Rollenmodell interessant macht. ;) Aber auch innerlich würdige Vertreter der Anzugkultur würden sich eben dafür nicht qualifizieren.
 
Dieser Artikel handelt von den Akzeptanzproblemen modebewusster Frauen.

Im Grunde ist es aber nur eine leicht veränderte Variante dessen, womit auch unsere Kleidungsnische tagtäglich konfrontiert ist mit dem erschwerenden Zusatz, dass jede Form von Selbstdekoration nicht nur als oberflächlich konnotiert wird, sondern auch in dieser mittelalterlich-patriarchalischen Weltsicht am Rande des Femininen, Schwachen, Machtlosen verortet ist. Und die Quintessenz des Artikels als Ansprache gibt den Ratschlag, den auch ich in den Bin-ich-overdressed-nee-ich-kann-doch-kein-Einstecktuch-tragen-da-gucken-ja-alle-Diskussionen immer gebe: Resist! Denn die Welt da draußen ist nicht nur illiberal, sie ist vor allem auch gewohnheitsorientiert.

You gotta fight for your right to party. :) Gilt nicht nur für die Jungs.
 

Naja, also von Lino Ieluzzi hat man ja schon deutlich extrovertiertere Sachen gesehen, das einzige wirklich extrovertierte ist der Farbverlauf an den Schuhen. Francesco Gaeta sieht dagegen mE wirklich scheiße aus und das nicht nur wegen der Hochwasserhosen. Ich habe eher das Gefühl, dass ein auf Zeilenhonorarbasis arbeitender Journalist schnell ein bisschen was zu den Bildern schreiben sollte. Irgendeine inhaltliche Konsistenz der Stilkritik kann ich nicht erkennen und mal abgesehen von letztgenanntem gefällt mir jeder besser als der in scharzen Tiger of Sweden schlimmfit gepresste Deutsche (auch wenn manchem der Peacocks weitere Hosen ebenfalls besser stünden).
 
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