Wenn man sich die Medien anschaut und Studentenfreundliche explizit raussucht, dann könnte man tatsächlich den Eindruck bekommen, dass es sich bei einem Bewerbungsgespräch um eine weitere Prüfung handelt auf die man sich vorbereiten soll.
So nach dem Motto:
Lerne das Unternehmen vorm Termin kennen und nenne dann den Namen des Gründers und den seines Großvaters beiläufig im Gespräch. Das macht Eindruck!
Ja, das ist traurig, aber auch mein Eindruck aus Bewerbungsgesprächen. Ich z. B. frage gar nicht viel. Ich denke, ein akademischer Bewerber sollte in der Lage sein, sich zu präsentieren und auch darzustellen, warum er die ausgeschriebene Position besetzen sollte. Natürlich muss er dazu wissen, was für spezielle Aufgaben das jeweils beinhaltet und wie er mit diesen umgehen soll.
Ich halte es bei meinen eigenen Bewerbungen bzw. Vorstellungsgesprächen so:
Im Vorgespräch mit dem Personaldienstleister frage ich die wichtigsten Fakten des Unternehmens ab. Im ersten Gespräch mit dem Geschäftsführer oder Vorstand skizziere ich meine grundsätzlichen Haltungen zu den wichtigsten Themen meiner Tätigkeit und erfrage, warum man ausgerechnet mich eingeladen hat bzw. was man sich von meiner Einstellung versprechen will. Vor dem zweiten Gespräch bringe ich in Erfahrung, wie das Unternehmen bisher hinsichtlich der wichtigsten Themenfelder aufgestellt ist. Im zweiten Gespräch stelle ich dar, welche wesentlichen Stärken und Schwächen ich sehe und wie ich eine entsprechende Tätigkeit im Unternehmen ausführen würde, wo ich ersten und vordringlichsten Handlungs- und Veränderungsbedarf sehe. Im dritten Gespräch bespreche ich den finanziellen Schmerz bzw. meine Gehaltsvorstellung. Manchmal präsentiere ich die zusammengefassten Ergebnisse aus 1. und 2. in einem 4. Gespräch dem Aufsichtsrat, meist ist dessen Personalausschuss schon bei 1. oder 2. zugegen gewesen. Wenn dann alles passt, kann man ins Geschäft kommen.
Muss ich mich vorbereiten? Klar. Sogar gut. Aber nicht auf die Fragen des Gesprächspartners. Eher vorbereiten muss ich meine eigenen Fragen. Darüber hinaus und das ist das Wichtigste: Was ich dem anderen sagen will - abseits von dem, was der fragt.
Weil es um Krawatten geht: Ich trage immer navy Anzüge, weißes Hemd, weißes EST. Zum Gespräch mit dem Personaldienstleister wenn es persönlich nicht st Shibumi burgund mit Muster oder Regimental. Zum ersten Gespräch uni burgund. Zum zweiten Gespräch Muster oder Regimental, es hat eher einen Arbeitscharakter. Das dritte Gespräch ist in kleiner Runde, schon etwas Vertrauter aber ein Kampf. Meist Grenadine Kirsche und teure Schuhe. 4. Gespräch/AR ist alles ausgemacht. Ein demütiges Gespräch mit Menschen, die viel von sich selber halten. Blaue Krawatte, unauffällig. Uni oder höchstens dezente Streifen.