Aus meiner Krawatten-Sammlung

… da das Stichwort Schottland gefallen ist, dazu noch ein kleiner Nachtrag. Bestimmte Karos haben hier ja bekanntlich keine bloß schmückende Funktion sondern eine emblematische. Traditionell hat jede Sippe ein ganz bestimmtes Muster, das sie repräsentiert. In schottischen Krawatten findet man daher, neben dem Herstelleretikett, auch eine Zuordnung zu den betreffenden Namen, zum Beispiel:

 
Nach einer Pause heute wieder mal wieder ein kleiner Blick in die Sammlung.
Die oben gezeigten Wollkaros – eine Klasse für sich – führen mich wieder zurück zu Seidenkrawatten, die jenen manchmal auf verblüffende Weise ähneln. Die traditionellen Wollkaro-Designs dienten und dienen oft als Anregung für Seidenstoffe, was durchaus reizvolle Stücke hervorbringen kann. – Bei diesen zum Beispiel sieht man nicht unbedingt auf den ersten Blick, um welches Material es sich handelt:


Interessant erscheint dabei das Bestreben, mit dem feinen Seidengarn die viel grobmaschigere Wolle regelrecht zu imitieren, wie man es hier bei der Façonable und der Prochownik sehen kann.

Weitere Beispiele von Seidenkaros:


Unter den ›schottisch‹ anmutenden Krawatten befinden sich bei genauerem Hinsehen auffallend viele Italiener, offenbar hat man südlich der Alpen eine gewisse Schwäche für den Stil aus den rauhen Weidelanden des hohen Nordwestens.



 


Von den Wollkaros kamen wir zu ähnlich aussehenden Seidenkarodesigns und mitunter ist der Matarialvergleich recht interessant. Und es ist manchmal nicht auf den ersten Blick offensichtlich, um welches Material es sich handelt. Denn, wie man viell. annimmt: Fein = Seide und Gröber = Wolle – das gilt nicht immer. Auf diesem Bild sind zwei Seidenkarawatten und eine wollene. Was ist was?
Es darf getippt werden!
Die Auflösung gibt’s nächste Woche. _ Einen schönen Sonntag wünsche ich.

 
Als ich dieses Thema am 26. Februar fortsetzen wollte – und zwar mit besonders schrägen Exemplaren, die zur Faschingszeit gepaßt hätten –, war gerade der Krieg ausgebrochen und ich war überhaupt nicht mehr in der Stimmung dazu. Deswegen die Pause seitdem.
Die Fortsetzung wird irgendwann kommen, aber in der Zwischenzeit habe ich mal ein anderes Thema aufgemacht: Krawatten datieren
 
Unter den jüngeren Neuzugängen befindet sich eine schmale schwarze Krawatte, die ich zunächst euphorisch als Grenadine ansah; als ich sie dann in der Hand hielt, gab’s jedoch eine Überraschung: auf dem Etikett steht Trevira.
Soetwas war mir neu. – Grenadine aus Kunstfaser – gibt’s das? Oder ist das »Pseudo-Grenadine«?
Kennt jemand ähnliches?

 
Grenadine aus Kunstfaser gibt es, die Bezeichnung beschreibt nur die Garndrehung und nicht das Material.
Ob "Seidenraupe" als Qualitätsemblem echte Seide meint, weiß ich nicht, aber der Hersteller Trevira macht ein Kunstfasergarn wahrscheinlicher.
 
Eine ähnliche in Kunstfaser in blau hat man mir in einem Herrenbekleidungsgeschäft in Canterbury U.K. verkauft. Ich habe noch nachgefragt, ob es Seide ist. Vor lauter Wut habe ich sie "entsorgt".
 
»Seidenraupe« ist hier wirklich putzig, eben Reklame. Man sieht auf den Bildern ansatzweise, wie schäbig das Teil inzwischen ist, echt super-Vintage sozusagen. Ein abgeranzter Plastik-Stoff in Verbindung mit einer edlen Webart, das ist schon auch irgendwie lässig. Manche mögen ja sowas.