Was auf den Kopf

Vor ein paar Jahren wurde noch mit Amüsement oder Verwunderung betrachtet, wer sich mit einem Panama- oder Strohhut gegen die Sonne schützte. Heute werden die Anhänger klassischer Kopfbedeckungen rechts und links von der Modejugend und allerlei Fashion-Victims überholt.

Weiße Hüte sind extrem angesagt, insofern fällt der Gentleman mit seinem Panama kaum noch auf. Wobei natürlich nur die wenigsten wissen, dass ein himmelweiter Unterschied zwischen dem Sommerhütchen von H & M und dem feinen Nobelmodell liegt und das nicht nur beim Preis. Umso besser. Wozu Neid und Missgunst erregen? Wobei der günstigere Sonnenhut durchaus seine Berechtigung hat und obendrein eine lange Tradition. Schließlich waren europäische Strohvarianten über viele Jahrhunderte die einzigen Rohstoffe für die Schattenspender, wieso also die Nase über eine einfache Variante rümpfen?

Wer auch heute Blicke auf sich ziehen möchte, muss im Sommer schon den „boater“ wählen, den Hut also, der im deutschen Sprachraum als „Kreissäge“ geläufig ist. Kombiniert mit einem hellen Leinenanzug ergibt er ein ebenso skurriles wie elegantes Outfit. Ich persönlich bevorzuge übrigens eine schmalkrempige Panamaform im Stil des Trilbys. Beim Kauf achte ich auf das Schweißband im inneren des Hutes, es sollte meiner Meinung nach aus Stoff gefertigt sein und nicht aus Leder, z. B. aus roter Seide. Stoff nimmt den Schweiß auf und klebt nicht an der Stirn und sieht – im Fall der roten Seide – einfach besser aus. Nächste Woche: Seersucker.

Kategorie: Magazin

Bernhard Roetzel

Bernhard Roetzel schreibt über Herrenmode und verschiedene Stilfragen. Der Bildband "Der Gentleman. Handbuch der klassischen Herrenmode" ist seine bekannteste Publikation, sie liegt in fast 20 Übersetzungen vor.

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