Das Ascottuch – von Stephan Görner

Maßkleidung in englischer Tradition – dies und mehr bietet Ihnen Stephan Görner im Home- und Officeservice, sowie in seinem Frankfurter Atelier. Für das Stilmagazin verfasste er einen Gastbeitrag zum Thema „Ascottuch“. Über das gesamte Angebot von Stephan Görner können Sie sich auf seiner Webseite informieren.

Was macht Männer verdächtig? Wenn sie zu gut aussehen, zu stylisch sind und dazu noch zu gutes Benehmen haben. Denn solche Prachtexemplare sind sie in der Regel schwul. Nicht das daran etwas falsch oder schlecht wäre. Nur eben auffällig. Was der Restmehrheit von uns Männern zu denken geben sollte.

Dabei gibt es heutzutage kaum ein Kleidungsstück, das die vermeintlich homophile Neigung stärker unterstützt, als das Ascottuch. Jene bunten Seidenschals, die wie eine Krawatte um den Hals gebunden werden und mit klassischen Paizleymustern schreien: „Ich habe Stil“.
Alle modegebildeten Menschen wissen natürlich, dass der Ascotschal ein männliches Accessoire ist, das eventuell etwas klassisch, aber keineswegs „out“ ist, um dieses Modewort zu benutzten.

Woher kommt der Ascotschal? Im britischen Englisch ist der klassische Ascot eine sehr breite Seidenkrawatte. Sie wird normalerweise zu einem Frack und einer grau gestreiften Hose getragen. Klassisch dazu gehört ein silber grauer Zylinder. Traditionsgemäß ist der Ascot grau oder schwarz.
Entstanden ist der Ascot im frühen 19. Jahrhundert zu Zeit des Dandys Brummel. Um 1880 trug die gehobene Mittelklasse eine lose gebundene Version zur formellen Morgenkleidung. Auch heute wird sie zu sehr formellen Morgengaderobe getragen, wie zum Beispiel bei Hochzeiten. Bis zur Edwardian Ära wurde Sie beim englischen ‚Royal Ascot Race‘ getragen. Ein sehr bekanntes und von der hohen englischen Adels Klasse besuchtes Pferderennen. Hiervon hat der Ascotschal auch seinen Namen.

Die heutige Mode des Ascots wurde im 19ten und frühen 20ten Jahrhundert in Amerika eingeführt. Es handelt sich hauptsächlich um klassische Paizleymuster in unterschiedlichsten Farbkombinationen. Passend zu allen Anzugstoffen. Mal etwas dezenter, mal etwas lauter.

Der Ascotschal ist meistens aus Seide gefertigt und wird wie eine Krawatte um den Hals gebunden. Die Kunst beim Binden besteht darin, den Ascot weder zu fest, noch zu leicht zu binden. Gerade letzterer Fehler führt dazu, dass Mann ständig an seinem Ascotschal rumfummelt und „nachjustiert“, weil er fühlt, dass er nicht richtig sitzt. Wer das Binden des Ascot einmal raus hat, der wird an den vielen bunten Mustern seine Freude haben.

Und die regelmäßigen Ascotträger wissen: Neugierige Blicke sind ihnen sicher. Denn selbst in den stylischen Metropolregionen dieser Welt ist der Ascot selten geworden. Verdrängt durch einen stillose Zeitgeist, der gnadenlos um sich schlägt und die wahren Werte stiefmütterlich verlacht. Wer dennoch Lust auf Ascot bekommen hat, dem empfehle ich die Tücher aus dem Hause Laco aus Hamburg. Der letzten Fabrik in Deutschland, die Seidenkrawatten und Ascottücher von Hand fertigt. Das hat seinen Preis, versetzt einen aber in die Lage, in der Masse aufzufallen. Und das gelingt heute nur noch wenigen.

Kategorie: Magazin

Andreas Gerads

Kommentar schreiben