Aller guten Dinge sind vier

Der Gentleman braucht das Sportsakko wie der Cowboy seinen Hut. Die vorzugsweise karierte Jacke wirkt am besten, wenn sie aus einem kernigen Tweed geschneidert wurde. Deshalb tragen einige Fans des klassischen Stils den schweren Stoff das ganze Jahr über. An wirklich heißen Sommertagen wird es dann zwar ziemlich warm in der Wollkutte, dafür sind sie aber immer gleich gut gekleidet und sparen sich obendrein die Investition in ein Kleidungsstück, das die meiste Zeit im Schrank bleiben muss.

Doch eigentlich muss der Herr gar nicht leiden, um zwischen Mai und September gut auszusehen, schließlich stehen ein paar bewährte Sommerqualitäten zur Auswahl. Die Nr. 1 ist irisches Leinen. Es wird zu einer eher schweren Ware verwebt, ist dafür aber ziemlich knitterresistent. Typische Töne und Dessins wären Hellblau oder Milchkaffeebraun mit hellem Überkaro oder grüner sowie lachsfarbener Fischgrat. Wer es etwas edler mag, kann auch zu Leinen-Seide-Gemischen greifen. Die Nr. 2 der Sommerklassiker sind Kammgarnstoffe in den von Tweeds bekannten Mustervarianten. Britische Webereien halten eine große Bandbreite solcher Light-Versionen der schweren Originale bereit. Während der derbe Tweed z. B. 680 g wiegt, bringt der filigrane Nachbau aus „worsted“ vielleicht nur 340 g auf die Waage. Für den eher amerikanisch ausgerichteten Gentleman bieten sich dann noch Baumwollstoffe an, z. B. blauer Chambray oder die nicht gerade diskreten Madraskaros, womit wir beim Sommerstoff Nr. 4 wären. Beide Gewebe sind typisch Ivy-League, wer sie hierzulande trägt, muss mit irritierten Blicken rechnen. Aber die zieht ohnehin jeder auf sich, der nach Frühlingsanfang nicht in T-Shirt und Flipflops herumläuft. Nächste Woche: Der Gucci-Loafer.

Kategorie: Magazin

Bernhard Roetzel

Bernhard Roetzel schreibt über Herrenmode und verschiedene Stilfragen. Der Bildband "Der Gentleman. Handbuch der klassischen Herrenmode" ist seine bekannteste Publikation, sie liegt in fast 20 Übersetzungen vor.

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