Erfahrungsbericht Maßkonfektion in Stuttgart

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Well-Known Member
Nachdem ich mich seit längerem mit dem Gedanken an einen Maßanzug trage habe ich das Projekt jetzt endlich mal in Angriff genommen. Ich habe mir darum Atelier Calkap, die Maßabteilung beim Breuninger und Jesper Ploug angeschaut. Die Anforderung an den Dienstleister: Erstberatung für einen MTM-Anfänger mit dem Ziel mir am Ende einen modischen, gern auch leicht extravaganten Dreiteiler anzufertigen.

Am schnellsten ging es bei Herr Calkap: Das Ergebnis des 10-minütigen Gesprächs in zwei Worten zusammengefasst: Keine Chemie. Die Räumlichkeiten haben den Charme eines Hobbykellers und ich hatte auch nicht den Eindruck, dass zwischen mir und Herr Calkap ein Verhältnis entstehen könnte wie ich es mir zwischen Schneider und Kunde vorstelle.

Bei Herr Rauschmeyer von der Breuninger Maßabteilung fühlte ich mich deutlich besser aufgehoben. Sehr kompetente Beratung (soweit ich das als MTM-Anfänger sagen kann). Das erste Beratungsgespräch hat mir durchaus gefallen. Geduldig hat er mir sehr viel erklärt zum Thema Feinmaß und MTM. Ich könnte mir durchaus vorstellen, mich von Herr Rauschmeyer beschneidern zu lassen. Was mich dort etwas gestört hat war die fehlende Auswahl an Stoff-Designs, die mich ansprechen. Ich hatte nach etwas ausgefallenerem gesucht, aber beim Durchschauen der Stoffe reihte sich ein langweiliger Nadelstreifen an den anderen. Einzig ein Hahnentritt-Stoff von Loro Piana fiel mir ins Auge.

Bei Jesper Ploug hat der erste Besuch nur für ein kurzes aber sehr angenehmes Gespräch gereicht, da ein anderer Kunde einen Termin hatte. Wir haben einen Termin ausgemacht und heute haben wir anderthalb Stunden lang meine Ideen besprochen, Stil, Stoff und Details festgelegt und schließlich Maß genommen. Ich fand, dass Herr Ploug das ganz wunderbar gemacht hat und mir das Gefühl vermittelt, dass er ziemlich genau verstanden hat, was mir vorschwebt. Auch die Stoffauswahl kam meinem Geschmack sehr entgegen, weil Herr Ploug eine sehr breite Spanne an Designs vorlegen konnte von brav bis ziemlich wild, so dass ich genau das umgekehrte Problem wie beim Breuninger hatte: dort hatte ich Mühe einen Stoff zu finden, der nicht zu langweilig ist. Beim sympathischen Dänen hatte ich das Problem, 10-12 Stoffe, die für mich in die engere Auswahl gekommen waren, schließlich auf DEN einen einzuschränken.

Ironischerweise wurde es genau der Loro-Piana-Stoff, den ich schon beim Breuninger gesehen hatte. Und obwohl der Preis nicht das wichtigste Kriterium für mich ist bei der Wahl des Schneiders, stellte ich überrascht fest, dass der Preis für einen Dreiteiler aus genau dem gleichen Stoff bei Ploug's rund 600 Euro günstiger ist als bei Breuninger.

Nun bin ich gespannt auf die erste Anprobe in ein paar Wochen. Ich werde berichten.
 
Kann ich nicht sagen. Bei Breuninger wäre der Anzug von Scabal genäht worden wenn ich mich recht erinnere, Herr Ploug lässt nach eigenen Angaben in kleinen Werkstätten in Deutschland, Portugal und Italien arbeiten.
 
Kann ich nicht sagen. Bei Breuninger wäre der Anzug von Scabal genäht worden wenn ich mich recht erinnere, Herr Ploug lässt nach eigenen Angaben in kleinen Werkstätten in Deutschland, Portugal und Italien arbeiten.

Wurde über die grundsätzlichen Verarbeitungsmerkmale gesprochen?
Insbesondere ist ja immer interssant, ob die Einlagen vernäht oder geklebt werden usw.

Nachdem Herr Ploug auf seiner Website angibt, die Presie starten bei EUR 600 gehe ich von letzterem aus. Ein MTM Anzug mit vernähten Einlagen erscheint mir auch bei günstigen Stoffqualitäten als utopisch.

Aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren.
Steven Aver hats ja auch mit MTM, ordentliche Stoffe, fully canvassed für unter 500$ versucht. Lang hat ers aber nicht durchgehalten...
 
Wurde über die grundsätzlichen Verarbeitungsmerkmale gesprochen?
Insbesondere ist ja immer interssant, ob die Einlagen vernäht oder geklebt werden usw.

Nein, hat er nicht angesprochen. Und ich selbst kenne mich da leider noch nicht gut genug aus... Ist wie gesagt mein erster Maßanzug.

Nachdem Herr Ploug auf seiner Website angibt, die Presie starten bei EUR 600 gehe ich von letzterem aus. Ein MTM Anzug mit vernähten Einlagen erscheint mir auch bei günstigen Stoffqualitäten als utopisch.

Ich werde ihn fragen.
 
Geklebte und genähte Einlagen und Felix W.

Wenn ich mich recht erinnere, kosten bei Emanuel Berg in München (Scabal) genähte Einlagen gegenüber geklebten nicht mehr als 50 € Aufpreis. Ich sehe folgende Möglichkeiten, diesen geringen Preisunterschied zu erklären: Es handelt sich um…
  • … eine Mischkalkulation
  • … eine besonders kostspielige Form von Verklebung
  • … eine besonders preisgünstige Form von Vernähung
Oder der Mehraufwand ist schlicht deutlich geringer, als oft suggeriert wird. Wer weiß Rat?

Und da gerade von Stuttgart die Rede ist: Hat jemand Erfahrungen mit Maßkonfektion von Felix W.?
 
Wurde über die grundsätzlichen Verarbeitungsmerkmale gesprochen?
Insbesondere ist ja immer interssant, ob die Einlagen vernäht oder geklebt werden usw.

Nachdem Herr Ploug auf seiner Website angibt, die Presie starten bei EUR 600 gehe ich von letzterem aus. Ein MTM Anzug mit vernähten Einlagen erscheint mir auch bei günstigen Stoffqualitäten als utopisch.

Aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren.

Herr Ploug sagt:
"Die Revers werden nicht geklebt! "

Mein Anzug wird übrigens um die 1500€ kosten. Beim Breuninger - gleicher Stoff - wäre ich mit 2100 dabei
 
Zuletzt bearbeitet:
Na, da dürfen es auch genähte Einlagen sein. Mein erster MTM war von Odermark, ich fand den damals toll. Hat 1.000 € gekostet, und das mit verklebten Einlagen, Elefantenhosen und viel zu weiten Ärmeln. Die Unterschiede hinsichtlich Einlagen, Schulterpolstern, Armlöchern etc. waren mir damals nicht bekannt. Hätte es das Stilmagazin schon gegeben wäre mir das nicht passiert. Ich habe den Anzug immer noch und er ist nach weiteren € 100 für diverse Änderungen durchaus tragbar. Trotzdem würde ich eine derartige MTM nie mehr kaufen.

Einen Teil meiner ersten MTM-Hemden habe ich mittlerweile aussortiert. Gleiches Thema, ich wußte damals einfach nicht was mir wichtig ist.

Deshalb ist es gut, dass Du Dich so umfassend informierst. 2.100 für Scabal erscheint mir etwas hoch aber da spielt das Tuch von LP sicher eine nicht unbedeutende Rolle.
 
Na, da dürfen es auch genähte Einlagen sein.
Denke ich auch.

Mein erster MTM war von Odermark, ich fand den damals toll. Hat 1.000 € gekostet, und das mit verklebten Einlagen, Elefantenhosen und viel zu weiten Ärmeln. Die Unterschiede hinsichtlich Einlagen, Schulterpolstern, Armlöchern etc. waren mir damals nicht bekannt. Hätte es das Stilmagazin schon gegeben wäre mir das nicht passiert. Ich habe den Anzug immer noch und er ist nach weiteren € 100 für diverse Änderungen durchaus tragbar. Trotzdem würde ich eine derartige MTM nie mehr kaufen.
Mein erster MTM war aus Thailand. Hab erst Jahre später kapiert, was die mir für einen Schrott verkauft haben. Na, war auch sehr, sehr billig. Von daher kann ich nicht wirklich meckern. Ich hatte damals noch weniger Ahnung von vernünftiger Schneiderei als heute. Ich betrachte es als Anfängerfehler.

Deshalb ist es gut, dass Du Dich so umfassend informierst.
Nun, ich wollte diesmal halt was "richtiges" und durchaus auch Geld dafür auf den Tisch legen. Deswegen hab ich mich schon ein wenig umgeschaut, denn 1500 Euro geb ich nicht jeden Tag am Stück aus.

2.100 für Scabal erscheint mir etwas hoch aber da spielt das Tuch von LP sicher eine nicht unbedeutende Rolle.
Kann auch sein, dass das der Preis für's Nähen bei Zegna war. Da würde ich meine Hand jetzt nicht ins Feuer legen wollen. Breuninger bietet ja beide an. Aber es war der identische Stoff, für den ich jetzt bei Ploug's sehr viel weniger bezahle. Und den Unterschied von 600€ in der Herstellung fand ich schon sehr krass.
 
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