bluesman528
Ruhrpotthanseat
Ich will Dir gar nicht widersprechen, aber wo warst Du die letzten 30 Jahre? Das war noch nie anders, jedenfalls seit 1982.bluesman: das sehe ich anders. Es hat nichts mit German Angst oder Verlustpanik zu tun, wenn Unfug veranstaltet wird.
Politik ist lernresistent geworden. Und natürlich hilft ein Blick über die Grenzen. Aber bitte auch zum Lernen oder Vermeiden von Fehlern. Die Balten sind weiter in der IT, die Schweiz und Schweden haben clevere Streitkräfte, wir sollten bloß nicht die Gesellschaft so spalten wie in den USA, usw., usw.. Die Konservierung des Status Quo gipfelt in einem Stepptanz auf der Stelle nebst Herumgerede über Nebensächlichkeiten.
Und was ist daran wichtig, dass die Balten in der IT weiter sind (was ich aus eigener anekdotischer Erfahrung ernsthaft bezweifle ), wenn sie vor allem - wie Ungarn - zu einem Großteil von EU-Subventionen abhängen und zusammen etwa die Einwohnerzahl des Ruhrgebiets haben? Ihr Wachstum wäre ohne die zahlungskräftigen Auftraggeber im Westen gar nicht denkbar. Unsere Streitkräfte sind in einem bemitleidenswerten Zustand, kaputt gespart, keine Frage. Dass das keine ernsthaften Folgen hat, beweist, dass wir sie offenbar in dieser Form nicht brauchen, was aber außenpolitisch nicht zu vermitteln ist.
Ich habe das schon ein paar Mal am Rande erwähnt: Ich bin studierter Informatiker, arbeite in der IT eines DAX30-Konzerns und verantworte die technische Entwicklung globaler Applikationen mit Mrd.-Umsatz. Deswegen verstehe ich auch beide Aspekte: Resultate und die Bedeutung der Herbeiführung politischer Kompromissfähigkeit zwischen vielen isolierten, laut vertretenen Einzelinteressen in großen Organisationen.Ich weiß ja nicht, was Du beruflich machst. Ich werde für Resultate bezahlt, nicht für Showtanz auf einem Quadratmeter. Politiker sind keine Partei- und Medienhelden, sie sind zuerst Auftragnehmer des Wählers. Das nennt sich Demokratie. Und die muss sich regelmäßig selbst verbessern, sonst läuft etwas falsch im System.
Demokratie bedeutet nicht, dass jeder Bürger jeden Aspekt seiner persönlichen und monatlich wechselnden Agenda umgesetzt bekommt. Daran misst aber jeder seine sog. Resultate. Der Wähler überträgt die Ausübung seiner Souveränität für die Zeit der Legislaturperiode auf's Parlament, das dann eigenverantwortlich handelt. Dass damit in der heutigen Zeit ganz viele Menschen aus ganz vielen unterschiedlichen und teilweise orthogonal entgegengesetzten Gründen unzufrieden sind, ist praktisch unausweichlich. Mehr erneuerbare Energie, aber kein Windrad vor dem eigenen Haus. Hass auf Flüchtlinge in Regionen ohne Flüchtlinge. Jedes Quartal eine neue Mediensau, die durch's globale Dorf getrieben wird und die Menschen zum eigenen Vorteil verängstigt. Und Schuld haben immer die da oben, auch wenn sie gar nichts dazu getan haben.
Du willst Resultate: Wir hatten eine globale Finanzkrise epochalen Ausmaßes und gemerkt haben wir davon nahezu nichts. Seit 10 Jahren haben wir einen beispiellosen konjunkturellen Aufschwung, der daher rührt, dass wir zahllose Produkte bauen, die andere überall in der Welt gerne haben wollen. Wir hatten IS-Terror auf europäischen Straßen und durch gezielte Außen- und innere Sicherheitspolitik haben wir trotz einer großen Anzahl an gewalterfahrenen Terroristen diese Gefahrenquelle ausgetrocknet. Wir haben einen rechtsextremen, diktatorisch agierenden und altersdebilen US-Präsidenten und seine zerstörerischen Effekte wurden für uns bisher stark abgedämpft.
Es könnte alles besser sein und es sollte vieles besser werden, weil wie schon in allen Jahrzehnten zuvor viele Fehler gemacht wurden, klar. Aber in Summe war's in den 70ern, 80ern, 90ern, 00ern deutlich schlechter, in jeder denkbaren Beziehung. So übel kann die Regierung also nicht gewesen sein.