Nun, ich erlaube mir mal mit meinem ersten Posting auf die vorangegangene Frage zu antworten.
Grundsätzlich ist ein Wein ja ein sehr komplexes Getränk, das nicht nur durch Traubensorte, deren Qualität, Lage und Jahrgang, sondern auch durch die Hand des Produzenten (wurde der Wein modern vinifiziert oder eher traditionell) geprägt ist. Dies alles sind Faktoren, die sich auf den Reifeprozess des Weins auswirken und damit entscheidend sind, welchen Einfluss das Dekantieren auf den Wein hat.
Auch für einen grösseren Bordeaux kann Dekantieren nicht grundsätzlich empfohlen werden. Er könnte (wenn er älter ist) direkt in die Reduktionsphase, oder (wenn noch jung) in die Oxidationsphase katapultiert werden. In beiden Fällen macht der Wein nur noch geringen Spass. Grundsätzlich lassen sich 4 Phasen unterscheiden:
Fruchtphase -> Reduktionsphase -> Reifephase -> Oxidationsphase
Idealerweise trinkt man die Weine entweder in der Frucht- oder der Reifephase. Diese Zeitpunkte zu bestimmen ist ohne Erfahrung des spezifischen Weines nicht immer ganz einfach. Aus diesen Gründen wird häufig empfohlen, einen unbekannten Wein bereits Stunden vor dem Genuss zu öffnen, seinen aktuellen Zustand zu prüfen und je nachdem zu entscheiden, wieviel Luft der Wein benötigt (Korken wieder drauf ohne zu dekantieren, kaltes oder warmes Dekantieren, Grösse der Karaffe etc.).
Neben den Genussphasen des Weines kann es auch sinnvoll sein, einen Wein wegen eines muffigen Tons zu dekantieren, den er verlieren (kann) oder aber um das Depot zu entfernen.
Hört sich jetzt alles wahnsinnig kompliziert an (und es gibt auch noch einige weitere Faktoren, die zu beachten wären), doch schlussendlich wird das ganze mit etwas Übung doch bald mal überschaubar.
Mit den besten Grüssen, albarello
PS: Das Zurückgiessen des Weins aus der Karaffe in die Originalflasche ist bei vielen Weinfreunden übrigens gängige Praxis.