Weintemperatur

Ich frage mich ehrlich gesagt auch nach jedem Artikel der in diese Richtung geht, wer denn nun Recht hat. Beides klingt meist recht schlüssig, eigentlich paradox. Aber hier in Italien habe ich eigentlich noch nie einen dekantierten Rotwein gesehen, bzw äußerst selten, selbst in teuren guten Lokalen und dergleichen.
Wie denn nun also richtig?
:confused:
 
Noch einer, der KEINE Ahnung hat und darüber schreibt....:mad:

Aber immerhin hat er es in die Top 10 der dümmsten Weinschreiberlinge geschafft...:D

Oder in eigenen Worten: "Manfred Klimek alias Captain Cork sagt über sich selbst, er habe ein populistisches Weinverständnis mit individueller Note." (Zitat aus Zeit Online)

Frei übersetzt: Keine Ahnung, aber dazu eine feste Meinung.

dE
 
Ich frage mich ehrlich gesagt auch nach jedem Artikel der in diese Richtung geht, wer denn nun Recht hat. Beides klingt meist recht schlüssig, eigentlich paradox. Aber hier in Italien habe ich eigentlich noch nie einen dekantierten Rotwein gesehen, bzw äußerst selten, selbst in teuren guten Lokalen und dergleichen.
Wie denn nun also richtig?
:confused:

Richtig ist, lieber Youngster, dass es IMMER im Einzelfall entschieden werden muss. Sonst bräuchte man ja auch keine gut ausgebildeten Sommeliers...:)

Gerade der von ihm beschriebene Ornellaia (und den kenne ich gut, weil ich für diesen Wein das Marketing und den Vertrieb nach Deutschland leite;)) liebt das dekantieren. Das liegt auch an der Cuveé, die aus Cab. Sauvignon, Cab. Franc, Merlot und Petit Verdot besteht.

Richtig ist aber auch, dass bei den ital. Klassikern wie Brunello oder Barolo dekantieren oft nicht angebracht ist. Allerdings reichen 10 Minuten nach öffnen der Flasche nur bei Weinen, die ich zum kochen verwenden würde:D

Ich durfte einmal folgende Unterhaltung mitanhören: Mann 1 zu Sportler: Ich möchte mit dem joggen beginnen. Welches Fachbuch können Sie mir empfehlen? Sportler zu Mann1: laufen Sie los, in einer Bücherei ist noch keiner Maratonläufer geworden.

Jetzt ersetzt laufen durch Wein und den Maratonläufer durch den Sommelier...:) und so ist es...

Liebe Grüsse und Prost

Sandro
 
Nun, ich erlaube mir mal mit meinem ersten Posting auf die vorangegangene Frage zu antworten.
Grundsätzlich ist ein Wein ja ein sehr komplexes Getränk, das nicht nur durch Traubensorte, deren Qualität, Lage und Jahrgang, sondern auch durch die Hand des Produzenten (wurde der Wein modern vinifiziert oder eher traditionell) geprägt ist. Dies alles sind Faktoren, die sich auf den Reifeprozess des Weins auswirken und damit entscheidend sind, welchen Einfluss das Dekantieren auf den Wein hat.
Auch für einen grösseren Bordeaux kann Dekantieren nicht grundsätzlich empfohlen werden. Er könnte (wenn er älter ist) direkt in die Reduktionsphase, oder (wenn noch jung) in die Oxidationsphase katapultiert werden. In beiden Fällen macht der Wein nur noch geringen Spass. Grundsätzlich lassen sich 4 Phasen unterscheiden:
Fruchtphase -> Reduktionsphase -> Reifephase -> Oxidationsphase
Idealerweise trinkt man die Weine entweder in der Frucht- oder der Reifephase. Diese Zeitpunkte zu bestimmen ist ohne Erfahrung des spezifischen Weines nicht immer ganz einfach. Aus diesen Gründen wird häufig empfohlen, einen unbekannten Wein bereits Stunden vor dem Genuss zu öffnen, seinen aktuellen Zustand zu prüfen und je nachdem zu entscheiden, wieviel Luft der Wein benötigt (Korken wieder drauf ohne zu dekantieren, kaltes oder warmes Dekantieren, Grösse der Karaffe etc.).

Neben den Genussphasen des Weines kann es auch sinnvoll sein, einen Wein wegen eines muffigen Tons zu dekantieren, den er verlieren (kann) oder aber um das Depot zu entfernen.

Hört sich jetzt alles wahnsinnig kompliziert an (und es gibt auch noch einige weitere Faktoren, die zu beachten wären), doch schlussendlich wird das ganze mit etwas Übung doch bald mal überschaubar.

Mit den besten Grüssen, albarello

PS: Das Zurückgiessen des Weins aus der Karaffe in die Originalflasche ist bei vielen Weinfreunden übrigens gängige Praxis.
 
PS: Das Zurückgiessen des Weins aus der Karaffe in die Originalflasche ist bei vielen Weinfreunden übrigens gängige Praxis.

Allerdings.
Ich nehme dafür nicht den Dekanter, weil ich ihn dann spülen/polieren müsste, sondern halte eigens für das Sturzdekantieren eine saubere Flasche bereit.
Gut, man muss dafür schon erst mal einiges Verhalten, das man sonst so an den Tag legt, beiseite lassen (Wein liegend lagern, schonend in die aufrechte Position bringen, angelieferten Wein erst mal einige Tage im Keller ausruhen lassen, bevor man öffnet usw. aber es ist ja ohnehin eher für jüngere, robuste Weine zu empfehlen).

Der Effekt, den dies auf so manchen Tropfen haben kann, ist aber nicht von der Hand zu weisen.

Eine Variante kann aber auch das escanciar, das Einschenken des spanischen Sidras - vielleicht nicht ganz so ein hoher Bogen. Zuhause hat man ja nicht immer Hobelspäne auf dem Boden liegnen...
 
Eine Variante kann aber auch das escanciar, das Einschenken des spanischen Sidras - vielleicht nicht ganz so ein hoher Bogen. Zuhause hat man ja nicht immer Hobelspäne auf dem Boden liegnen...

:D Hab' ich in jungen Jahren mal versucht, fantastischer Erfolg! Hemd, Krawatte, Hose, nix mehr war zu gebrauchen. Die Farbintensität der damaligen Weine war grandios, die Leistung der damaligen Waschmittel dürftig...:D
 
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