Was trinke ich heute....

Hochzeitstag in den Zeiten von Corona: Einfacher und wuchtiger Grauburgunder vom Kaiserstuhl (der Weinkeller sieht momentan nicht gut bestückt aus). Dazu Sushi als take away. Im Hintergrund ein improvisiertes home office im Esszimmer. Deshalb mussten wir ins Wohnzimmer ausweichen. Trotzdem ein schöner Abend.

Ich freue mich nächstes Jahr auf den Italiener (mit einem komplexen Chianti)...

Aber alles Jammern auf hohem Niveau: Wir haben beide Jobs, das Gehalt wird pünktlich bezahlt, und ich frage mich, wie wir den nächsten Urlaub verbringen können. Da haben andere deutlich größere Probleme.

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Noch ein paar nette Sachen, die ich in den letzten Tagen getrunken habe, inkl. Winzersprudel von heute.

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Hamilton Russell macht einen erstklassigen burgundisch geprägten Chardonnay in Südafrika, eher schlank im Alkohol, honig-buttrig-haselnussig-mineralisch mit kräftiger Pfirsich-Ananas-Note. Und wo kommt ein Wein schon aus einem Himmel-und-Erde-Tal wie hier? :)

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Die Domaine de l'Enclos ist eine Neugründung von 2016 von ein paar alten Chablis-Hasen mit jeweils einigen Hektar Rebflächen in diversen Premier-Cru und Grand Cru Lagen. Fourchaume präsentiert sich hier weich und sanft (sprich malolaktisch vergoren, um die Säurespitzen dieser ziemlich nördlichen Region Burgunds abzuschleifen). Chablis-typisch wird kein Barrique verwendet, der Wein reift hier im großen Stückfass. Klare, präzise Frucht, eine Ode an die Mandarine :), ein paar Kräuter und ungeröstete Pinienkerne leiten dann in einen sehr langen mineralischen Abgang über (Feuerstein, ein Hauch Salz), der fast stumpf auf den Zähnen wirkt. Grandioser Chardonnay aus dieser recht speziellen Region, die normalerweise ob ihrer stählernen Säure und ihres kantigen Charakters nicht so recht mein Ding ist. Der tolle Hitzejahrgang hat u.U. auch Wunder gewirkt.

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Und das ist der heutige Sprudel, ein Winzerchampagner von Francoise Martinot bzw. eigentlich von ihrem Sohn, dem Champagne-Winzerexzentriker Charles Dufour, der die Reben seiner Mutter unter ihrem Namen zu Wein macht. Streng biologisch angebaut (der Mann braut einen eigenen Tee zur Schädlingsbekämpung an der Rebe :)), spontan vergoren mit der traubeneigenen Hefe, wenn überhaupt nur sehr dezent dosiert mit max. 3g/l Zucker. Ein echter Nerd-Schampus also. Der Bistrotage B.13 ist ein reinsortiger, weiß gekelterter Pinot Noir.

Brioche und frisch gebackener Apfelkuchen, gerade aus dem Ofen geholt, satt in der Nase, bleibt durchgängig hellfruchtig (Pfirsich, Birne), florale Noten, leicht rauchig, etwas grobe Perlage. Das ist mehr ein kantiger, anstrengender Charakter-Champagner in der Richtung seines bekannteren Kollegen Anselme Selosse, kein lässiger Feierabendverschönerer. Macht aber trotzdem viel Spaß mit jedem Schluck. ;)
 
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