Früher - das ist bei mir noch nicht ewig her - habe ich gerne Second Hand gekauft, weil ich nicht vorhatte, auszusehen, wie ein Clown, auch wenn ich noch Student war, mir aber die Sachen, die ich tragen wollte, selbst nicht leisten konnte. Auf die Idee bin ich gekommen, weil ich gesehen habe, wie gut das mit "geerbten" Sachen funktioniert:
Für einen wirklich ordentlichen Anzug von einem über Qualitätszweifel erhabenen Hersteller zahlt man in der Bucht zwischen 50 und 120 €. Dafür bekommt man meist kein Kitonn oder Brioni, E. Zegna, Pal Zileri o.ä. sind aber dabei. Anzüge mit gutem Schnitt, full canvas, teilweise Handverarbeitung. Wichtig ist, seine Schulterweite zu kennen. Dazu kauft man passend ein. Mit einer einigermaßen durchschnittlichen Figur erledigt der Rest der Schneider. Samt Reinigung und Aufbügeln rechnet man hierfür rund 120 €. Dann bekommt man einen sehr guten Anzug, meist frisch, wie aus dem Laden, nur vom Herrenschneider passend zugerichtet für unter 250 €. Ich habe bestimmt 20 solcher Stücke hier rumhängen. Ab und zu kommt nochmal einer dazu. Meist aus dem Biete-Bereich, nur noch sehr selten aus der Bucht.
Natürlich finde ich es heute schön, nicht einen Anzug zu kaufen, den es eben gibt, sondern einen aus mehreren auszuwählen, mit dem Herrenausstatter zu reden, zu probieren, zu vergleichen... Ob das wirklich den Mehrpreis von wenigstens 1500-2000 € wert ist, sei dahin gestellt.
Was ich damit sagen will: Warum um alles in der Welt kauft man sich einen Anzug von einem dubiosen Internet-Anbieter, der keinerlei Referenzen bietet, der ewig weit weg ist, dessen Stoffe man nie gesehen hat... ?