Erstmal schön, wenn Du Dich für die Welt der Zigarre interessierst. Und der Einstieg ist kein leichter…
Ich will einige Punkte aufgreifen, die meine Vorredner angesprochen haben:
- Kuba:
Kubanische Zigarren spielen für mich persönlich in der Königsklasse, erfordern allerdings ein glückliches Händchen bei der Auswahl (Beurteilung der Qualität, Deckblätter, Konstruktion etc.) bzw. gute Beratung im Laden – letzteres ist leider selten – und (viel) Zeit Die kubanischen Zigarren werden in der Regel sehr jung in den Markt gebracht (was
@Belami schon schrieb) und sind in vielen Fällen erst nach mehreren Monaten bzw. Jahren als Genussmittel rauchbar. Ich würde immer versuchen, die Zigarre entweder ganz frisch oder erst nach 9-12 Monaten nach ihrer Produktion zu rauchen. Woran kannst Du es erkennen? Nur im Geschäft, wenn Du auf den Boden der Kiste schaust. Dort ist ein Stempel aufgebracht, der die Fabrik (codiert), den Herstellungsmonat und das Herstellungsjahr kennzeichnet (ja, vor den 2000ern war das anders, aber solche Kisten wird @stilofski in freier Wildbahn wohl nicht mehr so schnell finden ). Siehe hier:
https://www.cubancigarwebsite.com/packaging/information#Date_Codes
Wie guter Wein kann man eine kubanische Zigarre gerne auch mal 10 Jahre oder länger reifen lassen – vielleicht erinnert sich
@Roger O. Thornhill an die 20 Jahre alte Trinidad Fundadores als kleines MItbringsel und kann’s bestätigen
Dndere Destinationen mit verschiedenen Herstellern liefern demgegenüber konstantere (und auch bessere) Qualität als die Kubaner, bspw. Arturo Fuente oder Davidoff. Dort ist ein Ausfall deutlich seltener. Und sind hinsichtlich der Verfügbarkeit im Moment auch besser aufgestellt…
- Gesellschaft/Rauchdauer/Etikette:
@psb hat empfohlen, in Gesellschaft zu rauchen – ich würde es immer davon abhängig machen, was ich rauche. Rauchen in Gesellschaft macht viel Spaß, aber man kommt schnell an den Punkt, dass man der Zigarre keine Aufmerksamkeit mehr schenkt, die sie verdient.
Beim Rauchen bis zu 2/3 der Zigarrenlänge bin ich zurückhaltend – Du kannst Sie so lange rauchen, wie sie Dir schmeckt. Es gibt Zigarren, die werden bis zum letzten Zentimeter (oder darunter...) geraucht, andere legt man früher ab. Wenn Sie bitter werden: Gegebenenfalls einfach die Asche abdrehen, nochmals anfeuern und ca. 10-15 Sekunden durchpusten („degassieren“).
Ein Hinweis, weil man auf einigen Websites über angebliche Zigarrenregeln „informiert“ wird (bspw. Gentleman's Gazette), nur die Warnung vor dem schädlichsten Tipp: bitte die Banderole nicht vor dem Rauchen entfernen. Der Klebstoff ist oft mit dem Deckblatt verbunden und würde es beschädigen. Mit zunehmender Rauchdauer erwärmt sich das ganze und der Kleber lässt sich leichter lösen. Meistens entferne ich die Banderole erst, wenn das Brandende bei ihr angekommen ist…
- Geschmacksprofil:
Cremige und fruchtig sind Kategorien, die man in allen Destinationen finden kann, d.h. das sehe ich anders als
@Belami der das überwiegend in Nicaragua oder Honduras verortet. Da Du als Einsteiger in der Welt unterwegs bist, stelle ich Dir die Frage: weißt Du denn, ob Du es wirklich cremig und/oder fruchtig willst?
Insgesamt spielt die Konstruktion der Zigarre eine große Rolle für das Geschmacksprofil und hier kann man sich von Null weg direkt ein wenig schulen und trainieren. Bspw. werden viele günstige Zigarren als Shortfiller produziert, d.h. sie bestehen aus Tabakschnitt und nicht aus vollständigen Blättern (Longfiller).
So, aber jetzt kommen wir mal zum konkreten – dabei greife ich auch gleich einige Vorschläge der Vorredner auf und erkläre immer kurz, warum ich die Zigarre wählen würde. Dein Vorschlag cremig/fruchtig findet sich dabei teilweise wieder, aber ich setze mich auch an einigen Stellen gezielt mal darüber hinweg
Einiges kann sich lohnen, es direkt hintereinander zu verkosten, deshalb habe ich einiges auch als „Tasting-Sets“ zusammengefügt. Am Ende muss man „leider“ viel rauchen und viel probieren – die Liste ist nur ein Anhaltspunkt, hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ich bin für Widerworte offen. Die Wiederholung einiger Zigarren ist bewusst, weil man damit die Sinne für die Eigenheiten und Charakteristiken schärft:
Tasting-Set 1:
- Quintero Brevas: Günstiger Medium/Shortfiller aus Kuba. Rustikal im Geschmack und in der Konstruktion. Kann man ruhig nach der Hälfte weglegen, es geht mehr um die sensorische Erfahrung im Vergleich mit der nachfolgenden Zigarre. Link:
https://www.cigarworld.de/zigarren/cuba/regulares/quintero-brevas-01011_87
- Partagas Serie D No 6: Longfiller aus Kuba, der Unterschied zum Shortfiller sollte direkt auffallen. Außerdem ein kurzes (auch cremiges) Rauchvergnügen und aktuell verfügbar. Da die Zigarre nicht der Umsatzrenner ist, ist sie meistens schon etwas älter, wenn sie in den Versand geht. Link:
https://www.cigarworld.de/zigarren/cuba/regulares/partagas-serie-d-no-6-01008_28864
Tasting-Set 2:
- Partagas Serie D No. 6: Wir starten nochmal damit, weil’s so gut war
- Romeo y Julieta Mille Fleur: nachdem Du sie schon hast, darfst Du sie auch rauchen. Achte auf den Unterschied zwischen den Zigarren. Normalerweise bin ich bei der Empfehlung einer Mille Fleur aufgrund der eher rustikalen Verarbeitung und vielen Problem mit dem Zugwiderstand zurückhaltend, aber es ist ein Ausflug in die floralen Noten und man bekommt ein grundsätzliches Bild von Romeo y Julieta.
Du könntest dabei den unterschiedlichen Kern verschiedener Marken aus dem gleichen Land feststellen – schmeckt anders, obwohl das Herkunftsland identisch ist (genaue Region/Farm/etc. spielen natürlich eine Rolle)
Tasting-Set 3 (hier wird’s wirklich cremig):
- Flor de Selva (Honduras): nachdem es
@Belami empfohlen hat, bringe ich es hier mit aufs Tablet. Die Corona ist gut rauchbar, wenig komplex und mit keinem beeindruckenden Rauchverlauf. Ein entspannter Smoke in Gesellschaft, bspw. draußen im Sommer.
Link:
https://www.cigarworld.de/zigarren/honduras/flor-de-selva-corona-01204_406
- Davidoff Grand Cru No. 2 (DomRep): Wir verlassen Honduras und wechseln in die DomRep. Da die Zigarren ähnliche Geschmacksnoten aufweisen, ist ein direkter Vergleich spannend. Die Davidoff spielt hinsichtlich Komplexität und Rauchverlauf in einer anderen Liga und ist ein schöner Kontrast, um die Unterschiede zu erschmecken.
Tasting-Set 4:
Hier bin ich unschlüssig, ob Dir beides auf einmal zu viel ist. Aber die Zigarren sind einen Ausflug wert und könnten Dein gewünschtes Geschmacksprofil treffen.
- Arturo Fuente Rosado Sungrown Robusto: Link:
https://www.cigarworld.de/zigarren/...ungrown-r-52-fifty-two-robusto-90009201_20732
- Arturo Fuente 8-5-8: Cremige Preis-Leistungs-Zigarre. Gibt es auch als Maduro und ist da noch besser, aber leider gegenwärtig nicht überall zu kriegen.
Link:
https://www.cigarworld.de/zigarren/...fuente-classic-8-5-8-corona-grande-01101_8054
Das ist nur ein Vorschlag zum Einstieg und zur kleinen Schulung der eigenen Sensorik. Danach heißt es viel rauchen...
Ich hoffe, es hilft zur Orientierung ein wenig weiter. Für Streit mit den Mitforanten bin ich natürlich offen ;-)
Viele Grüße