Vollmaß bei Cove

Weinschlucker

Gast
Hallo zusammen,

da ich sei einigen Jahren immer wieder MTM-Anzüge und Sakkos mit zufriedenstellenden Resultaten bei Cove machen lasse, überlege ich zur Zeit in Bezug auf Passform weiter zu optimieren und mir dort einen Anzug auf Vollmaß schneidern zu lassen. In der Filiale in Köln sagte man mir, das bei meiner Preisvorstellung von 2000 - 2500 Euro durchaus Einiges im Bereich Bespoke vorstellbar sei. Da ich im Moment noch am Zweifeln bin, ob es eine gute Idee ist soviel Geld für einen Vollmaßanzug bei einem eigentlich auf MTM spezialisierten Anbieter auszugeben, wollte ich hier im Forum nachfragen, ob jemand schon Erfahrung mit Vollmaß bei Cove gesammelt hat.

Gruß
Thomas
 
hi,

ich kann jetzt nur für cove in frankfurt sprechen, aber hier bekommst du eine hervorragende arbeit von roland schmidt, der ja auch selbst schneidermeister ist.

gruß

torsten
 
Ich glaube das kann man, wie Broadway schon andeutete, am besten an den Erfahrungen in einer speziellen Filiale festmachen. Wenn in Köln noch Ingo Pogodzik für den Bereich verantwortlich ist: Habe bisher nichts Schlechtes über seine Arbeit gehört.

Die Aussage, dass bei 2-2,5T€ einiges im Bespoke-Bereich vorstellbar ist finde ich jedoch clownesk und wäre mir zu unpräzise.

Ansonsten würde ich mir bei dem Budget auch durchaus mal die Kaffefahrtangebote von Grimod ansehen!
 
hi,

ich kann jetzt nur für cove in frankfurt sprechen, aber hier bekommst du eine hervorragende arbeit von roland schmidt, der ja auch selbst schneidermeister ist.

gruß

torsten

Das kann ich nur unterschreiben, wobei ich 2k auch ziemlich eng finde.

Der Preis steht und fällt mit dem Stoff. Meinen letzten MTM von Cove, als 3- Teiler mit "sartorialer Ausführung" lag schon bei 1.900,00.
 
Ob 2-2.500,- für Cove-Verhältnisse viel oder wenig ist, kann ich nicht ausreichend beurteilen. Allgemein bekommt man dafür aber vielerorts gute Schneiderarbeit.
 
Für 2 - 2.5k kann man in DE einen guten Schneidermeister finden, der das gesamte Programm runter leiert. Da braucht man kein MTM. Stoffe sind doch billig. Die meisten Schneider packen 500% auf ihre Stoffe, um die Kosten zu verstecken, das ist alles eine Lügerei und ein Quatsch. Es gibt natürlich auch teure Stoffe wie Vikunja.
 
Vollmaß lebt von Handarbeit! Ich habe zwar noch nie bei Cove fertigen lassen, kann mir aber nicht vorstellen, dass hier Handarbeit geboten wird. Bei meinem Wiener Schneider erhalte ich für 2,5 k 100% Handarbeit - von der pikierten Brust bis hin zu den händisch umsäumten Knopflöchern. Wenn erst wieder die Maschine die Nähte macht, kann man sich mMn nach das Vollmaß sparen. Die Passform einer Handnaht ist auf Dauer unübertroffen, sie passt sich dem Körper immer weiter an, während bei den maschinengenähten Teilen der Stoff nur leidet, da die Naht nicht so flexibel ist.
 
Für 2 - 2.5k kann man in DE einen guten Schneidermeister finden, der das gesamte Programm runter leiert. Da braucht man kein MTM.
Ja, na klar, das ist immer wieder zu lesen. Aber konkrete Namen lese ich dann selten. :) Eigentlich müsste dieses überteuerte Top-Level-MTM doch schon längst vom Markt gefegt sein...

Ich würde auch behaupten, dass ein handwerklich guter Schneidermeister nicht reicht. Ich habe dank Internet schon eine ganze Reihe handwerklich sicher im Detail kenntnisreich ausgeführte Vollmaß-Arbeiten an stolz vorführenden Trägern gesehen, die ich - mal gelinde ausgedrückt - stilistisch nie tragen würde und die den Träger auch nicht wirklich gut aussehen ließen. Und das weiß man als Neukunde i.d.R. erst nach der ersten Bestellung (wenn es ihm überhaupt auffällt).

Teure MTM-Angebote wie von Zegna, Brioni, Regent haben den Vorteil, dass man stilistisch schon im Vorfeld sieht, was man bekommt. Und das sind teilweise sehr elegante Grundschnitte, die nicht jeder weniger bekannte Schneider (nur die sind ja nun mal in der unteren Preisklasse anzutreffen) einfach mal so aus der Hand schüttelt.

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Wienerbär hat gesagt.:
Bei meinem Wiener Schneider erhalte ich für 2,5 k 100% Handarbeit
Aus Ihren und auch vielen anderen Beiträgen glaube ich zu erahnen, dass Wien bei vielen Herrenbekleidungsdingen noch eine Enklave des guten Geschmacks ist, wo solche Anbieter zu solchen Preisen leichter und zuverlässiger zu finden sind als in Deutschland. Neidvoll muss ich da sagen: Felix Austria. ;)
 
Aus Ihren und auch vielen anderen Beiträgen glaube ich zu erahnen, dass Wien bei vielen Herrenbekleidungsdingen noch eine Enklave des guten Geschmacks ist, wo solche Anbieter zu solchen Preisen leichter und zuverlässiger zu finden sind als in Deutschland. Neidvoll muss ich da sagen: Felix Austria. ;)

Ja, anscheinend
Wien ist vielleicht auch mal eine Reise wert, ich stelle mich gerne als Begleiter zur Verfùgung!
Tipps: Jungmann & Neffe, Jockey Club, Netousek - bei allen dreien bekommt man um dieses Budget schon einen sehr guten Anzug - Bespoke & Handarbeit. Vielleicht lohnt sich da das Ticket schon?

Liebe Grüße!
 
Bei meinem Wiener Schneider erhalte ich für 2,5 k 100% Handarbeit - von der pikierten Brust bis hin zu den händisch umsäumten Knopflöchern. Wenn erst wieder die Maschine die Nähte macht, kann man sich MTM nach das Vollmaß sparen. Die Passform einer Handnaht ist auf Dauer unübertroffen, sie passt sich dem Körper immer weiter an, während bei den maschinengenähten Teilen der Stoff nur leidet, da die Naht nicht so flexibel ist.

Jetzt muss ich mal in ein paar Falschheiten hier Ordnung schaffen...
Was heißt denn 100% Handarbeit heute?
Alle langen Nähte, wie alle Längsnähte und Schulternaht können mit der Maschine und mit den heutigen Nähgarn ohne Probleme sauberer mit der Maschine geschlossen werden, diese Nähte sind alle elastisch. Die Schulternaht und der Ärmel werden auch mit der Maschine geschlossen. Vor 70 Jahren hatte man nicht diese elastischen feinen Garne, da hat man das bucklig mit der Hand geschlossen. Man sollte wissen, dass was die Schneider vor 70 Jahren hergestellt haben, damit würde man heute im Keller Kohlen stapeln gehen. Sicher gab’s den ein oder anderen guten Schneider vor 70 Jahren der auch heute noch Schritt halten könnte.

So: was ist nun die Handarbeit, die die Passform angeblich so schön herstellt?
Die Aussage ist reiner Blödsinn, der aus immer wiederholten Aussagen von Blogs und Lügen der Schneider entstanden ist, die ihre Kunden einlullen wollen. Die Passform eines Anzuges wird allein durch den Zuschnitt erzeugt und das Verstehen und Übertragen der Körperform mit dem Bügeleisen oder industriellen Körperpressen. Diese Körperformvorgaben sind komplett in der heutigen Schnittkonstruktion beinhaltet, der Maßschneider ermittelt die letzten Feinheiten nach den Dressurvorgängen und Flachbügeln mit dem Auszeichnen der zusammengesetzten Schnittteile. Das ist eigentlich nur ein egalisieren. Die Industrie überspringt diesen Vorgang, dort ist alles komplett abgelängt und passt, das könnten sogar blinde zusammennähen. Ach wie wäre der Schneidermeister froh, hätte er doch diese Fähigkeiten des ingenieurmäßigen Erfassens einer Schnittkonstruktion. Aber leider, die Ingenieure in der Industrie machen auch Fehler, z.B. bei dem zu tiefen Armloch und dem versauten Ärmel dazu. Der Kunde sieht das aber nicht. Der Schneidermeister hat einfach nicht die Möglichkeit das ingenieurmäßigen Zuschneiden zu erlernen, weil er aus Gründen der Gier, Faulheit, Unvermögen oder Existenznot keine Zeit für den Lernprozess bereitstellen kann. Schneider arbeiten ja schon 16h am Tage, das ist der Schneiderfluch.

Und nun zur Qualitätsmäßigen Handarbeit, die tatsächlich ausschlaggebend ist, nicht wegen der Passform sondern wegen der Eleganz des ganzen Stückes. Da sollte nun erst einmal eine individuelle Fronteinlage entwickelt werden und das dazugehörige Plack. Die Abnäher darin zeigen zur Brust und zum Bauch, wenn man Wanst hat. Der Plack muss mit der Hand blasenfrei unter die Fronteinlage pikiert werden. Die Schneider versuchten das mit Strobelpikiermaschinen, die Qualität einer wie aus Stein gehauenen Einlage kann damit aber nicht erreicht werden, denn die Einlagen sind heute sehr dünn. Wer sich also eine Anzug machen lassen will, sollte diese Frage aufwerfen, die Schneider wissen dann ganz genau wo die Reise hingeht und sie werden mit allerlei Lügen versuchen das auszureden. Das gleiche gilt auch für das Pikieren der Fassons. Der nächste Knackpunkt wäre das Aufbringen des Kragens auch dieser sollte komplett mit der Hand aufgebracht werden, obwohl ich mir vorstellen kann, das es geschickte Schneider gibt, die das mit der Maschine hinkriegen. Ich mach das jedenfalls komplett mit der Hand.

Nun um Besetzen: Wer in der Lage ist das Besetzen mit der Maschine aufzubringen, es sieht besser aus als mit der Hand. Mit der Hand geht es aber leichter, sieht aber eben ein Tick schlechter aus. Nun gibt es viele Schneider die Ihre Kunden mit unendlicher Handarbeit einlullen wollen, da wird das Innenfutter mit der Hand ans Besetzen genäht und dann noch ein Topstich drüber gezaubert und dann Topstiche hier und Topstiche da, das ist alles sehr viel Arbeit, die vom Gesamteindruck des Sakkos ablenken soll. Früher brauchte man so etwas nicht, da wurde unsichtbar durchgenäht. Man sollte wissen das 1932 die Klekseinlage entwickelt wurde, die dem Vorläufer der heutigen Fixiereinlage entspricht und das die Schneider auch davon Gebrauch machten, denn am Fortschritt kam man schon in den 30iger Jahren nicht vorbei. Nun gibt es Schneider, die denken, das man in alle vorderen Kanten Eckenband einstaffieren sollte, sicher kann man das machen, da wird die Kante schön dick und unruhig an bestimmten Stellen, mitunter sehen ja auch Sakkofronten wie Mondkrater aus und nicht wie aus Stein gehauen. Die Industrie benutzt für die Kantenarbeiten heute Klebebänder, die sind dünner und machen das Durchnähen eigentlich überflüssig. Der Vorteil liegt aber darin, dass die gesamte Kante wie aus einem Guss formgepresst werden kann und bei dünnen Stoffen wie gemeißelt am Körper vorne herunterfällt. Vor 70 Jahren fertigten die Schneider Anzüge aus Stoffen, die waren dick wie Dachpappe, die Sakkos konnte man in die Ecke stellen so steif waren die mit ihrer 250g Einlage und 300g Plackeinlage. Da hätte man auch den Zuschnitt etwas vernachlässigen können, die Sakkos standen wie eine Baracke um den Körper. Auch sollte man also das Futter mit der Maschine ans Besetzen bringen und auch alle Längsnähte des Futters mit der Maschine nähen. Das hält besser und sieht auch akkurater aus. Eine andere Handarbeit wäre das umwendeln der Schnittteile nach dem Auszeichnen mit der Hand. Ich habe das mal mit Maschine probiert, das ergibt eine Wulst, die sich beim Bügeln nach rechts durchdrückt und das sieht beschissen aus. Man sollte die Arbeit des umwendelns mit der Hand also nicht scheuen, dann sieht auch innen alles angenehm aus.

Die Hosen sollte man aber mit der Maschine umwendeln, da fällt es nicht auf. Knopflöcher sind alle mit der Hand zu Schlingen, mit Gimpe, und auch die Ärmelknopflöcher müssen alle funktionsfähig sein.

Man kann also sehr wohl viele Arbeiten mit der Maschine ausführen, weil es einfach sauberer aussieht. Teilweise ist die Maschinenarbeit sehr viel aufwendiger als die Handarbeit. Z.B das komplette einfüttern des Rückenschlitzes mit der Hand ist eine Millimeterarbeit, die man viel schneller mit Handstichen hinschludern könnte. Es gibt auch nur ganz wenige Schneider die diesen Origamivorgang überhaupt verstehen geschweige dann ausführen könnten. Die Industrie hat eine vereinfachte Form der Schlitzfütterung entwickelt die regelrecht säuisch von innen aussieht.

Alle Überlegungen beziehen sich auf die Fertigung eines Streifen oder Karo Designs. Bei Unifarben stehen dem Schneider für die Schludereien Tür und Tor offen und können ein extremes Ausmaß erreichen.

www.berlinbespokesuits.com
 
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