Ja, in manchen Punkten kann ich schon pingelig sein, in anderen dafür locker, es gleicht sich wohl insgesamt auf angenehme Weise aus (abgesehen davon, daß ich von vornherein nicht leicht zu
fitten bin).
Ich bekenne mich hier offen zu meinem „Zuschnitt-Fetisch“. Die verschiedenen Schnitt-Systeme sind dermaßen ausgefeilt, damit könnte m.E. bei ausreichend Grund- und Kontrollmaßen ein Anzug so zugeschnitten werden, daß eine Probe ausreichen würde, insbesondere um heikle Stellen wie Kragen und Schultern exakt am Körper zu modellieren. Leider ermöglichen diese Systeme zugleich aber mit einer Handvoll Grundmaßen den Zuschnitt, womit man zur Heftprobe auf leicht abgeänderte, großzügig zugeschnittene Standardteile treffen kann, die sodann und in den Folgeproben Stück für Stück am Körper angepaßt werden und einem das Gefühl geben, das Ganze gleiche - böse gesprochen - mehr einer Änderungs- als einer Maßarbeit.
Ich finde dies besonders schade, denn abgesehen von der Mühe (Zeit), die sich der Zuschneider einmalig/anfänglich mit dem gründlichen Beherrschen/Umsetzten des Systems macht und einem vielleicht geringfügig erhöhten - auf die gesamte Fertigungszeit gesehen wohl wiederum ausgeglichenen - Aufwand beim Zuschnitt jeder Anfertigung kostest es hier ebenso viel etwas richtig wie etwas schlampig zu machen. An so vielen anderen Stellen könnte (und wird oftmals) zu Lasten des Kunden tatsächlich eingespart werden: vorgefertigte Schulterpolster, Hosenbunde oder Fronteinlagen, maschinelles Pikieren, weniger Formbügeln, rationalisiertes
finish (von der Schneiderkante bis zu den Knopflöchern), günstige Futterstoffe, Knöpfe etc. böten bei Arbeitszeit und Material nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. Mit einem verfeinerten und ausführlich berechneten Zuschnitt wäre hingegen m.M.n. ohne große Kosten für beide Seiten viel gewonnen.
Die Schnittteile ließen sich dann bspw. bei gemusterten Stoffen schon im Zuschnitt entsprechend exakt auflegen, Abnäher genau einplanen u.a., um die hohe Schule der Musterverarbeitung zu verwirklichen, um ein angenehmes Gesamtbild zu schaffen. Wie dies aussieht, lernt man Stück für Stück kennen, bei einem Schneider dieses, beim nächsten jenes und schon steigen mit dem Wissen die Ansprüche für den nächsten Auftrag. (Und spätere Veränderungen der Körpermaße mit entsprechender Anpassung des Anzugs schmerzen umso mehr.) Ich habe hier auch deswegen darauf hingewiesen, weil bei so kontrastreichen wie den gezeigten
overchecks Mängel eben deutlicher auffallen als bei einem, eigentlich komplizierteren, aber dezent abgetönten PoW Check mit Überkaro.