Hallo stilofski,
ich trage gerade im Moment die Visodate am Arm. Bitte beachten: Sie heißt Visodate, vom Datum abgeleitet. Mit Daten (data) hat Sie nichts am Hut. ;-)
Ich habe damals auch mit vielen Uhren verglichen und fühle mich daher qualifiziert ein paar Deiner Fragen zu beantworten.
Preissegment: Entgegen der Meinung vieler Watchsnobs bekommt man für die genannte Summe bei Tissot und anderswo schon eine ziemlich anständige Uhr. Natürlich bietet eine Uhr vom Schlage Lange, Jaeger oder gar Patek "mehr", wenn man das zu schätzen weiß. "Vernünftig" sind die deswegen aber nicht. Das sind eher die genannten. ;-)
In der Visodate im speziellen werkelt ein ETA-2836-Werk. Das Ding ist ein "Arbeitstier" und schwer kaputt zu bekommen. Da es so verbreitet ist, kann Dir nahezu jeder Uhrmacher einen Service bei dem Werk machen. Den es aber selten braucht. Dazu bietet es Features wie den optionalen Handaufzug, jeweils separate Datums- und Tagesverstellung und "Hack-Winding", eine Gangreserve von knapp 40 Stunden und in meinem Fall eine Genauigkeit von +3,-2 Sekunden pro Tag (die Uhr ist jetzt etwa ein Jahr alt und wird nicht täglich getragen). Mehr Uhr braucht "vernünftigerweise" wohl kaum jemand, alles darüber ist Luxus.
Farbwahl: Ich habe die Visodate in weiß erworben, da sie mit dem schwarzen Ziffernblatt doch sehr spiegelt. Außerdem sieht die weiße in meinen Augen stimmiger aus. Da ich jedoch meistens schwarze Schuhe und Gürtel trage und meine Aktentasche ebenfalls schwarz ist, habe ich das (durchaus gute) braune Tissotband gegen ein schwarzes Alligatorband getauscht. In meinen Augen steht das auch der weißen Visodate sehr gut. Die Tissot-Faltschließe kann man dabei sehr leicht "mitnehmen". Es gibt die Visodate soweit mir bekannt inzwischen auch mit Milanaise-Band. Darüber kann man sicherlich nachdenken, um den 50er-Look komplett zu machen.
Generell würde ich die Farbwahl darauf abstimmen wofür Du die Uhr zu verwenden gedenkst. Weiß ist klassischer und sieht (an der Visodate) mehr Retro aus. Als klassische Dresswatch empfiehlt es sich daher. Schwarz ist sportlicher, wirkt eben deswegen auch nicht deplaziert wenn man die Uhr mal am Strand trägt (aber Achtung: Die Visodate ist nur spritzwassergeschützt. Sie ist per se keine Taucheruhr).
Alternativen:
Da gibt es dann doch eine Menge, je nach persönlichem Geschmack. Ich versuche mal zu jeder die mir einfällt etwas aufzuschreiben:
Tissot LeLocle: Die habe ich mir damals ebenfalls parallel zur Visodate angesehen, da sie eine der offensichtlichen Alternativen ist. Persönlich finde ich die LeLocle jedoch zu überladen. Das macht sie einfach weniger schön. Gerade in der Seitenansicht des Gehäuses ist die Visodate durch die klaren Linien ein anderes Kaliber. Aber das ist mein persönlicher Geschmack, das muss jeder selbst entscheiden. Technisch ist die Standard-LeLocle leicht unter der Visodate angesiedelt. Es gibt sie allerdings auch mit einem COSC-Zertifikat mit anderem Werk (höherwertiges ETA). Dann fällt Sie aber aus dem Preisrahmen.
Seiko SARB:
Ich hatte vor der Visodate eine SARB-033, die ich jedoch inzwischen wieder verkauft habe, als Dresswatch. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass das Werk in der SARB033 dem der 2836 in der Visodate an Gangreserve über- dafür aber an Genauigkeit unterlegen ist. In der SARB hat außerdem der Datumswechsel etwa 3 Stunden gedauert, die Visodate hat eine Komplikation für einen "Instant-Wechsel" um 0:00 Uhr. Ich mag das. Anderen ist das sicherlich total unwichtig, was die Uhr zwischen Mitternacht und Drei anzeigt...
Ebenfalls schön ist die SARB065 Cocktail-Watch. Die Uhr wird soweit mir bekannt bereits nicht mehr hergestellt und hat das Zeug zur Wertsteigerung. Sie ist aber deutlich auffälliger als Alltagsuhr als eine Visodate oder LeLocle. Muss man wollen.
Ebenfalls nicht unwichtig: Die Stahlarmbänder von Seiko sind leider miserable Hohlkammerteile mit schlechten Verbindern. Da sollte man unbedingt einen Wechsel einkalkulieren. 100 EUR für ein anständiges "Oyster-Style" Band oder etwas weniger für ein gutes Lederband (als Dresswatch) sind da gut investiert.
Hamilton Jazzmaster: Ebenfalls ein Klassiker im Retrodesign. In Deutschland leider schwer zu bekommen. Eventuell über den Uhrenhändler Deines geringsten Mistrauens.
Hamilton Intra-Matic: Ebenfalls eine sehr schöne Uhr die stärker in die Bauhaus-Richtung tendiert. Leider gilt das gleiche wie für die Jazzmaster.
Orient Bambino: Die dürfte für Dich sehr interessant sein. Orient baut seine Werke "In-House", also Manufakturkaliber. Ich besitze selbst zwei Orientuhren, und die Ganggenauigkeit ist innerhalb von COSC-Standards. Wenn man bedenkt das jede davon unter 200-EUR gekostet hat und die Verarbeitungsqualität gut an so manche ältere Omega heranreicht, dann sind Orient-Uhren eigentlich der Tipp schlechthin. Die Bambino gibt es so zwischen 140 und 160 EUR und Du erhältst eine sehr, sehr gute Automatikuhr, wenn Dir das Design zusagt. Mit einer Uhr auf der der Schriftzug "Orient" prangt kann man natürlich nur Kenner beeindrucken.
Als Entscheidungshilfe: Eine Google-Suche nach Tissot Visodate Review und Tissot Visodate Alternatives fördert viel schönes Bildmaterial zu Tage. Da sollte die Entscheidung gleich viel schwerer fallen.