Tips zum Schuhkauf... Passform und Qualitätsmerkmale

Jazznow

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Hallo zusammen,
etwas wichtiges vorweg: Das folgende habe ich zusammen geschrieben um es auf meinem gerade im Aufbau befindlichen Blog zu veröffentlichen. Ich habe dabei eher die Perspektive eines Schuhmachers und Verkäufers. Was hochwertige Schuhe aller Marken angeht, gibt es hier bestimmt Leute die mehr Ahnung haben als ich. :) Deshalb wollte ich das ganze hier mal zur Diskussion stellen. Wenn ihr Sachen habt, die noch fehlen oder die ihr anders seht, bin ich für Hinweise dankbar. Ich würde diese gegebenenfalls in den Text integrieren und wenn ihr wollt den Namen bei Veröffentlichung mit nennen (schreibt am Besten was wie "Bitte um Namensnennung" oder so)
Wenn ihr nicht wollt, dass was immer ihr schreibt in diesen Text integriert und veröffentlicht wird, solltet ihr am besten gar nichts schreiben oder sehr deutlich machen das ihr das nicht wollt (AM BESTEN IN GROßBUCHSTABEN, damit ichs nicht übersehe ;) ).

So oder so, ich denke das ganze auch hier im FOrum hilfreich sein kann. Weshalb ich es auf jeden Fall posten wollte, auch wenn keiner was beitragen will :)
Los geht's:

Du möchtest dir dein erstes Paar hochwertige Herrenschuhe zulegen? Oder du hast schon einige Paar aber es steht ein Neuzugang an? In beiden Fällen können dir die folgenden Tipps eventuell etwas helfen. Ich versuche auf einige grundlegende Eigenschaften von Schuhen im höherpreisigen Segment einzugehen, insbesondere in Bezug auf Passform und Qualitätsmerkmale, die euch vielleicht dabei helfen eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen. Als ersten und wichtigstes: Nur weil ein Schuh keinen Markennamen trägt, heisst doch noch nicht, dass es ein schlechter Schuh ist. Das gilt leider auch andersherum. Ein guter Schuh kostet gutes Geld, das aber auch gut angelegt ist. Bei entsprechender Pflege kann er durchaus einige Jahre oder sogar Jahrzehnte halten.
Kommen wir nun zu den konkreten Tipps.
Die Passform eines Schuhs wird durch den Leisten bestimmt, über den dieser Schuh gefertigt wird. Im Bereich der hochwertigen, rahmengenähten Schuhe ist es häufig so, dass Hersteller mehrere unterschiedliche Leisten haben, die wenn man Glück hat im Schuh oder auf dem Schuhkarton erwähnt werden. Wenn ihr dann einmal einen passenden Leisten gefunden habt, könnt ihr fast bedenkenlos auch zu anderen Modellen, die über den selben Leisten gefertigt wurden, greifen.
Wenn das dein erster Ausflug in den Bereich der hochwertigen Herrenschuhe ist, wirst du eines schnell feststellen: Die fühlen sich steifer und härter an als gewohnt. Instinktiv möchte man eine Nummer größer wählen, weil man dieses Gefühl nicht gewöhnt ist, doch das ist meistens gar nicht nötig.
Die Schuhe fühlen sich steifer an, weil sie aus höherwertigerem Leder sind, weil sie eine Hinterkappe (das ist eine Versteifung zwischen Futter- und Oberleder im hinteren Bereich des Schuhes) haben, die den Namen verdient und weil auch Ledersohlen naturgemäß steifer sind als Kunststoffsohlen.
Bevor du jetzt größere Schuhe anprobierst hier ein paar Tipps wie der Fuß im Schuh sitzen sollte. Der Schuh sollte länger als dein Fuß sein und zwar ungefähr 1,2 bis 1,8 cm (das sind 2-3 Stich), der Einfachheit halber sagen wir ca. eine Daumenbreite. Das ist nötig, weil der Fuß während des Laufens durch die Belastung länger wird.
Die Breite des Schuhes sollte so sein, dass der Fuß gut eingepackt ist. Er sollte an den Ballen stramm anliegen und ein leichter Druck ist in Ordnung. Dieser Druck sollte aber keinesfalls schmerzhaft oder schon nach wenigen Metern im Schuhgeschäft unangenehm sein. Insbesondere bei spitzen Schuhen solltest du darauf achten, dass die Kleinzehe nicht gequetscht wird. Auch hier ist ein leichter Druck in Ordnung, aber mehr nicht. In der Höhe sollte im Zehenbereich ausreichend Platz sein, dass die Zehen sich frei bewegen können. Dies beugt Scheuerstellen vor.
Im Bereich zwischen Ballen und Frist sollte nicht zu viel Volumen vorhanden sein. Das lässt sich am einfachsten durch leichten Zehenspitzenstand überprüfen. Wenn sich dann starke Falten oder sogar regelrechte Wellen bilden, ist zu viel Luft vorhanden. Das kann durchaus soweit gehen, dass die Falten von oben auf den Fuß drücken und dort scheuern. Auch optisch ist das ein Problem weil sich in dem Bereich stärkere Gehfalten bilden werden, die sich durch einen Schuhspanner nicht mehr unbedingt vermeiden lassen. Ein leichter Faltenwurf ist normal.
Wenn der Schuh fest (!) geschnürt ist, sollte die Ferse hinten nicht herausschlupfen. Außerdem sollten die beiden Schnürteile etwa 5mm Platz haben (bei einem Derby auch gern ein paar Millimeter mehr, bei einem Oxford sieht mehr schnell doof aus). Voreinander stoßende Schnürteile sind schlecht, weil sich das Leder mit der Zeit etwas dehnt, was dazu führen kann, dass der Schuh nicht mehr fest genug verschlossen werden kann.
Auch was die Qualität angeht gibt es einige Merkmale die zeigen, wie sehr der Hersteller auch auf Detail achtet. Hier muss man aber realistisch bleiben. Bei einem 250€ Schuh kann man schlecht feinstes französisches Kalbsleder, aufwendigen Handausputz usw. erwarten.
Der wichtigste Faktor für die Langlebigkeit des Schuhs ist das verwendete Oberleder. Leider ist das aber auch am schwersten für einen Laien zu bewerten. Worauf man achten sollte ist eine gewisse Grundfestigkeit und Dicke des Leders. Das lässt sich durch Druck in einem Bereich ermitteln, in dem keine Versteifungen verbaut sind, z.B. hinter der Vorderkappe.
Was man beim Druck auf das Leder auch feststellen kann, ist, wie sehr sich kleine Fältchen bilden. Diese Fältchen sind ganz klein und treten eigentlich immer etwas auf. Wenn sich starke Fältchen bilden, ist das ein Zeichen für ein stark zugerichtetes Leder oder eine minderwertige Faserstruktur.
Offenporiges Leder ist Qualitativ in der Regel hochwertiger. Es ist schon rein optisch so gut, dass es keiner Fehler verdeckenden Deckfarbe bedarf. Leider erkennt man relativ schlecht ob ein Leder offenporig ist nicht. Am zuverlässigsten ist ein Test mit einem Tropfen Wasser. Zieht dieser sofort in das Leder ein, ist es offenporig. Das sollte man im Schuhgeschäft aber besser unterlassen.
Hochglänzendes, beinahe wie Lackleder anmutendes Leder ist in der Regel glanzgestoßen. Das ist leider häufig mit einer nur oberflächlichen Färbung verbunden, die sich unter Umständen schnell abschabt und auch nur schwer mittels Schuhcreme wieder herzustellen ist. Hier ist Vorsicht geboten. Im sehr hochpreisigen Bereich ist es durchaus möglich dass die Schuhe einfach schon in der Finishabteilung auf Hochglanz poliert wurden.
Ein weiteres wichtiges Merkmal ist der Stand der Schuhe. Wenn der Schuh auf ebener Fläche steht, sollte der Absatz vollflächig aufstehen. Steht der Absatz hinten etwas hoch kann man Druck am Fersenauftrittspunkt (nicht an der hinteren Absatzkante) ausüben Dadurch hebt sich wie bei einer Wippe die Sohle. Wenn man jetzt seitlich auf den Schuh schaut kann man abschätzen wie hoch die Sohle über dem Boden hängt. Einige Millimeter sind in Ordnung und lassen sich bei der ersten Absatzreparatur leicht richten. Sind es deutlich mehr als einige Millimeter, kann sich das zum einen beim Laufen komisch anfühlen, zum anderen ist das aber auch schlecht für die Lebensdauer des Schuhs, weil bei Belastung eine erhöhte Belastung der Gelenkfeder (eine Versteifung zwischen Brandsohle und Laufsohle) auftritt, was dazu führen kann, dass diese sich löst oder bricht.
Grundsätzlich sollten alle sichtbaren Lederkannten gebugt oder paspeliert sein. Das sieht ordentlicher aus. Offene Kanten sind bei sportiveren, weniger förmlichen Schuhen in Ordnung.
Nähte sollten grundsätzlich sauber und ordentlich ausgeführt sein. Die Fersennaht hat idealerweise eine kleine Nase (engl. auch Dogtail), die verhindert, dass die Naht aufplatzt. Bei Oxfords ist darauf zu achten, dass in dem Bereich wo die Schnürteile unter dem Blatt verschwinden ein handgenähter Riegel und/oder eine kleine an das Blatt angeschnittene Lederecke vorhanden ist. Beides verringert die Wahrscheinlichkeit eines Einreißens.
Die Doppel- oder Durchnähnaht sollte deutlich versenkt sein, damit sie sich nicht so schnell durchläuft. Idealerweise ist die Doppelnaht sogar verdeckt. Das ist aber wieder nur im sehr hochpreisigen Segment zu finden.
Das Sohlenleder sollte von einer namhaften Gerberei kommen. Das ist aber nicht immer ersichtlich. Wenn der Hersteller mit dem Namen einer Gerberei wirbt, kann man sich aber in der Regel darauf verlassen, dass diese Angaben stimmen :) Gute Gerbereien für Bodenleder sind zum Beispiel Rendenbach (auch international recht verbreitet), Martin und bei Englischer Schuhen Barker.
Als letztes möchte ich auf die Machart eingehen. Als letztes, weil ich sie tatsächlich für das am wenigsten wichtige Merkmal halte. Ob der Schuh jetzt rahmengenäht, durchgenäht oder nur geklebt ist., halte ich persönlich für weniger relevant solange der Schuh gefällt und gut passt.
 
Habe nach einem Hinweis per PN den Text noch mal hinsichtlich Zeichensetzung, Satzbau und so weiter überarbeitet und einige Fachbegriffe überarbeitet. Ich schreibe die Texte für meinen Blog immer wenn ich ein paar Minuten Zeit habe runter, oft über Tage verteilt. Da vergesse ich dann schnell auf so etwas zu achten... Am Ende wird er auch noch mal Korrektur gelesen. Editieren lässt sich der Eröffnungpost leider nicht mehr, deshalb hier noch mal ;)

Du möchtest dir dein erstes Paar hocherstes wertige Herrenschuhe zulegen? Oder du hast schon einige Paar, aber es steht ein Neuzugang an? In beiden Fällen können dir die folgenden Tipps eventuell etwas helfen. In diesem Artikel möchte ich auf einige grundlegende Eigenschaften von Schuhen im höherpreisigen Segment eingehen und euch so dabei helfen eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen. Dabei werde ich mich vor allem auf die Bereiche Passform und Qualität/Verarbeitung konzentrieren.

Als erstes und wichtigstes: Nur weil ein Schuh keinen Markennamen trägt, heisst doch noch nicht, dass es ein schlechter Schuh ist. Das gilt leider auch andersherum. Ein guter Schuh kostet gutes Geld, das aber auch gut angelegt ist. Bei entsprechender Pflege kann er durchaus einige Jahre oder sogar Jahrzehnte halten.
Kommen wir nun zu den konkreten Tipps.

Die Passform eines Schuhs wird durch den Leisten bestimmt, über den dieser Schuh gefertigt wird. Im Bereich der hochwertigen, rahmengenähten Schuhe ist es häufig so, dass Hersteller mehrere unterschiedliche Leisten haben. Wenn man Glück hat, werden diese auch im Schuh oder auf dem Schuhkarton bezeichnet. Wenn du dann einmal einen passenden Leisten gefunden hast, kannst du fast bedenkenlos auch zu anderen Modellen, die über den selben Leisten gefertigt wurden, greifen.

Wenn das dein erster Ausflug in den Bereich der hochwertigen Herrenschuhe ist, wirst du eines schnell feststellen: Die fühlen sich steifer und härter an als gewohnt. Instinktiv möchte man eine Nummer größer wählen, weil man dieses Gefühl nicht gewöhnt ist, doch das ist meistens gar nicht nötig.

Die Schuhe fühlen sich steifer an, weil sie aus höherwertigerem Leder sind, weil sie eine Hinterkappe (das ist eine Versteifung zwischen Futter- und Oberleder im hinteren Bereich des Schuhes) haben, die den Namen verdient und weil auch Ledersohlen steifer sind als Kunststoffsohlen.

Bevor du jetzt größere Schuhe anprobierst, hier ein paar Tipps wie der Fuß im Schuh sitzen sollte. Der Schuh sollte länger als dein Fuß sein und zwar ungefähr 1,2 bis 1,8 cm, der Einfachheit halber sagen wir ca. eine Daumenbreite. Das ist nötig, weil der Fuß während des Laufens durch die Belastung länger wird.

Die Breite des Schuhes sollte so sein, dass der Fuß gut eingepackt ist. Er sollte an den Ballen stramm anliegen und ein leichter Druck ist in Ordnung. Dieser Druck sollte aber keinesfalls schmerzhaft oder unangenehm sein. Insbesondere bei spitzen Schuhen solltest du darauf achten, dass die Kleinzehe nicht gequetscht wird. Auch hier ist ein leichter Druck in Ordnung, aber mehr nicht. In der Höhe sollte im Zehenbereich so viel Platz sein, dass die Zehen sich frei bewegen können. Dies beugt Scheuerstellen vor.

Im Bereich zwischen Ballen und Frist sollte nicht zu viel Volumen vorhanden sein. Das lässt sich am einfachsten durch leichten Zehenspitzenstand überprüfen. Wenn sich dann starke Falten oder sogar regelrechte Wellen bilden, ist zu viel Luft vorhanden. Das kann durchaus soweit gehen, dass die Falten von oben auf den Fuß drücken und dort scheuern. Auch optisch ist das ein Problem, weil sich in dem Bereich stärkere Gehfalten bilden werden, die sich durch einen Schuhspanner nicht mehr unbedingt vermeiden lassen. Ein leichter Faltenwurf ist allerdings normal.
Wenn der Schuh fest (!) geschnürt ist, sollte die Ferse hinten nicht herausschlupfen. Außerdem sollten die beiden Schnürteile etwa 5mm Platz haben (bei einem Derby auch gern ein paar Millimeter mehr, bei einem Oxford sieht mehr schnell doof aus). Voreinander stoßende Schnürteile sind schlecht, weil sich das Leder mit der Zeit etwas dehnt, was dazu führen kann, dass der Schuh schließlich nicht mehr fest genug verschlossen werden kann.
Auch was die Qualität angeht gibt es einige Merkmale die zeigen, wie sehr der Hersteller auf Details achtet. Hier musst du aber realistisch bleiben. Bei einem Schuh für 250€ kannst du kaum feinstes französisches Kalbsleder, aufwendigen Handausputz usw. erwarten.

Der wichtigste Faktor für die Langlebigkeit des Schuhs ist das verwendete Oberleder. Leider ist das für einen Laien auch am schwersten zu bewerten. Worauf man achten sollte, ist eine gewisse Grundfestigkeit und Dicke des Leders. Das lässt sich durch leichten Fingerdruck in einem Bereich ermitteln, in dem keine Versteifungen verbaut sind, z.B. hinter der Vorderkappe.

Dabei kannst du auch direkt drauf achten, wie sehr sich kleine Fältchen bilden. Diese Fältchen sind ganz klein und treten eigentlich immer etwas auf. Wenn sich starke Fältchen bilden, ist das ein Zeichen für ein stark zugerichtetes (beschichtetes) Leder oder eine minderwertige Faserstruktur.

Offenporiges Leder ist Qualitativ in der Regel hochwertiger. Es ist schon rein optisch so gut, dass es keiner Deckfarbe bedarf, die Unregelmäßigkeiten übertüncht. Leider erkennt man relativ schlecht ob ein Leder offenporig ist. Am zuverlässigsten ist ein Test mit einem Tropfen Wasser. Zieht dieser sofort in das Leder ein, ist es offenporig. Das sollte man im Schuhgeschäft aber besser unterlassen.

Hochglänzendes, beinahe wie Lackleder anmutendes Leder ist in der Regel glanzgestoßen. Das ist häufig leider mit einer nur oberflächlichen Färbung verbunden, die sich unter Umständen schnell abschabt und auch nur schwer mittels Schuhcreme wieder herzustellen ist. Hier ist Vorsicht geboten. Im sehr hochpreisigen Bereich ist es durchaus möglich dass die Schuhe einfach schon in der Finishabteilung auf Hochglanz poliert wurden.

Ein weiteres wichtiges Merkmal ist der Stand der Schuhe. Wenn der Schuh auf ebener Fläche steht, sollte der Absatz vollflächig aufstehen. Steht der Absatz hinten etwas hoch, kannst du Druck am Fersenauftrittspunkt (nicht an der hinteren Absatzkante) ausüben. Dadurch hebt sich die Sohle wie bei einer Wippe. Wenn du jetzt seitlich auf den Schuh schaust, kannst du abschätzen, wie hoch die Sohle über dem Boden hängt. Einige Millimeter sind in Ordnung und lassen sich bei der ersten Absatzreparatur leicht richten. Sind es deutlich mehr als einige Millimeter, kann sich das zum einen beim Laufen komisch anfühlen. Außerdem ist das schlecht für die Lebensdauer des Schuhs. Wenn das Körpergewicht den Schuh in die "richtige" Form drückt, hat das eine erhöhte Belastung der Gelenkfeder (eine Versteifung zwischen Brandsohle und Laufsohle) zur Folge, was dazu führen kann, dass diese sich löst oder bricht.
Grundsätzlich sollten alle sichtbaren Lederkannten gebugt (umgeschlagen) oder paspeliert (mit einem Lederstreifen eingefasst) sein. Das sieht ordentlicher aus. Offene Kanten sind bei sportiveren, weniger förmlichen Schuhen in Ordnung.

Nähte sollten grundsätzlich sauber und ordentlich ausgeführt sein. Die Fersennaht hat idealerweise eine kleine Nase (engl. auch Dogtail), die verhindert, dass die Naht aufplatzt. Bei Oxfords ist darauf zu achten, dass in dem Bereich wo die Schnürteile unter dem Blatt verschwinden ein handgenähter Riegel und/oder eine kleine, an das Blatt angeschnittene, Lederecke vorhanden ist. Beides verringert die Wahrscheinlichkeit eines Einreißens.

Die Doppel- oder Durchnähnaht sollte deutlich versenkt sein, damit sie sich nicht so schnell durchläuft. Idealerweise ist die Doppelnaht sogar verdeckt. Das ist aber wieder nur im sehr hochpreisigen Segment zu finden.
Das Sohlenleder sollte von einer namhaften Gerberei kommen. Das ist aber nicht immer ersichtlich. Wenn der Hersteller mit dem Namen einer Gerberei wirbt, kann man sich aber in der Regel darauf verlassen, dass diese Angaben stimmen :) Gute Gerbereien für Bodenleder sind zum Beispiel Rendenbach (auch international recht verbreitet), Martin und bei englischen Schuhen Baker.

Als letztes möchte ich auf die Machart eingehen. Als letztes, weil ich sie tatsächlich für das am wenigsten wichtige Merkmal halte. Ob der Schuh jetzt rahmengenäht, durchgenäht oder nur geklebt ist, halte ich persönlich für weniger relevant solange der Schuh gefällt und gut passt.
 
Sehr guter Beitrag! Ich hätte mich gefreut, wenn solch eine komprimierte und handliche Anleitung bereits bei meinem ersten Schuhkauf existiert hätte.

Gut finde ich außerdem, natürlich auch bedingt durch meine Vorgeschichte, dass du dem Stand einen kleinen Teil deiner Ausführungen widmest. Das ist ein Punkt, den die meisten Anfänger nicht im Blick haben.
 
Als letztes möchte ich auf die Machart eingehen. Als letztes, weil ich sie tatsächlich für das am wenigsten wichtige Merkmal halte. Ob der Schuh jetzt rahmengenäht, durchgenäht oder nur geklebt ist, halte ich persönlich für weniger relevant solange der Schuh gefällt und gut passt.

Diesen Absatz hielte ich für glaubwürdig wenn ein asiatischer Billigschuhkistenschieber ihn geschrieben hätte.
Aus der Tastatur eines angehenden Schuhmacher-Meisters wirkt er dahingegen leicht befremdlich.
 
Diesen Absatz hielte ich für glaubwürdig wenn ein asiatischer Billigschuhkistenschieber ihn geschrieben hätte.
Aus der Tastatur eines angehenden Schuhmacher-Meisters wirkt er dahingegen leicht befremdlich.

In gewisser Weise muss ich Jazznow schon zustimmen. Der hochwertigste und edelste Schuh nützt nicht im geringsten etwas, wenn er nicht zum Fuß des Trägers passt. Ich hätte lieber einen passenden Schuh, der lediglich geklebt wurde, als einen handgenähten Schuh für den zehnfachen Preis, der mir nicht passt.

Natürlich spielt die Machart auch eine Rolle, das steht außer Frage. Allerdings sollte eine gute Passform deutlich wichtiger sein und bei der Suche nach einem passenden Schuh im Vordergrund stehen. Wenn sich beide Aspekte - also Passform und hochwertige Herstellung - kombinieren lassen, ist es umso besser. Wenn allerdings eines von beidem zu wählen ist, wäre meine Wahl 100 Prozent klar.

Daher muss ich Jazznow beipflichten: Die Machart sollte auf der Suche nach einem passenden Schuh erst einmal in den Hintergrund treten. Keinesfalls sollte auf eine gute Passform und Tragekomfort verzichtet werden, damit man einen Schuh mit anderer (= "besserer") Machart kaufen kann - so zumindest meine Ansicht.
 
In gewisser Weise muss ich Jazznow schon zustimmen. Der hochwertigste und edelste Schuh nützt nicht im geringsten etwas, wenn er nicht zum Fuß des Trägers passt. Ich hätte lieber einen passenden Schuh, der lediglich geklebt wurde, als einen handgenähten Schuh für den zehnfachen Preis, der mir nicht passt.

Natürlich spielt die Machart auch eine Rolle, das steht außer Frage. Allerdings sollte eine gute Passform deutlich wichtiger sein und bei der Suche nach einem passenden Schuh im Vordergrund stehen. Wenn sich beide Aspekte - also Passform und hochwertige Herstellung - kombinieren lassen, ist es umso besser. Wenn allerdings eines von beidem zu wählen ist, wäre meine Wahl 100 Prozent klar.

Daher muss ich Jazznow beipflichten: Die Machart sollte auf der Suche nach einem passenden Schuh erst einmal in den Hintergrund treten. Keinesfalls sollte auf eine gute Passform und Tragekomfort verzichtet werden, damit man einen Schuh mit anderer (= "besserer") Machart kaufen kann - so zumindest meine Ansicht.

Icecube hat die Intention dahinter schon richtig erfasst. Ich werde den Absatz noch mal umformulieren, damit dass besser raus kommt. Dazu kommt der geplante Einsatzzweck des Schuhs... Jede Machart hat ihre Vorteile und Nachteile. Und ich bin Orthopädieschuhmachermeister hin oder her (btw. nicht mehr angehend ;) ) überzeugt, dass ein hochwertiger geklebter Schuh besser sein kann als billiger Rahmengenähter. Zumal heutzutage das Argument der besseren Reparierbarkeit beinahe vollständig entfällt.

Beispiel: Ich besitze einen geklebten Schuh von Lloyd (ja, die bösen mit dem roten Streifen). Habe ich im Sale geschossen. Originalpreis war 130€. Der Schuh passt besser als alle meine anderen Schuhe (von den Maßschuhen abgesehen). Er ist aus extrem guten Leder, dass durchaus mit einem doppelt oder dreimal so teuren Schuh aus der Rahmengenähten Ecke mithalten kann. Sohle und Absatz kann ich genauso gut reparieren, wie bei Rahmengenähten. Ist halt nur geklebt, aber die Kleber sind heute so gut, dass das auch hält. Irgendwann löst sich der gesamte Bodenaufbau vom Schaft. Das passiert bei geklebten Schuhen nun mal, kann man aber auch reparieren (und das würd einen Kunden bei uns 15€ Reparatur kosten, also nicht die Welt). Irgendwann ist das Oberleder im Zwickeinschlag so auf, dass das nicht mehr geht. Schlechtestenfalls nach 3-4 mal kleben des gesamten Bodens. Bis dahin habe ich Sohle und Absatz schon mindestens ein halbes Dutzend Mal erneuert und hatte 5 bis 10 Jahre meine Freude an dem Schuh...
Natürlich ist rahmengenäht, rein von der Machart her hochwertiger. Aber wenn der geklebte Schuh den Rahmengenähten doppelt so teuren in allen anderen Qualitätsmerkmalen schlägt und besser passt, weiß ich, wozu ich greife...
 
Abgesehen davon ist das beständige Hoch- und Bejubeln von so genannten rahmengenähten Schuhe reine Grütze,
denn erstens sind die hier bejubelten zu 99 % tatsächlich geklebt und
zweitens gibt es bessere, weil aus orthopädischer Sicht für die Füße gesündere Macharten
ohne Kork- und Schaumstoff unter dem hauchdünnen Brandsöhlchen.
Das aber ist ein ganz anderes Thema.


Gerade als Schuhmacher-Meister sollte man seine und die Arbeit seiner wenigen Kollegen hochhalten,
oder sehe ich das falsch?
Wovon will er seinen Lebensunterhalt bestreiten wenn er den Leuten erzählt ... siehe oben?

Abgesehen davon ist die Machart/Ausführung von Schuhen nur bedingt etwas mit der Passform zu tun;
daher ist die Argumentation einer guten Passform den Vorzug zu geben statt einer hochwertigen Ausführung
Blödsinn!
Vielmehr ist es so, dass ein Schuhmacher, so mehrfach im letzten Jahr passiert,
einen Leisten, auf dem ein Paar Schuhe gemacht hat, diese dem Kunden zum An- und Ausprobieren gegeben hat,
entsprechend an dessen Füße anzupassen,
um anschließend ein Paar Schuhe drauf zu machen.
Nun darf jeder Leser mal raten was dabei an Schuhen heraus kam und wie zufrieden der Kunde damit ist,
[auch mit dem dafür gezahlten Preis. Ich kann diese PLV-Debatten aber eigentlich nicht mehr hören.]

Es ist mir absolut unverständlich, warum ein Meister, der seines Berufs wegen Schuhe macht,
der Fabrikware das Wort redet!
 
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