Stil im Außendienst bewahren

Sebastian1120

New Member
Ich bin neu im Forum also zuerst Hallo an alle!

Bin im Moment ein wenig am verzweifeln, was die Kleidungswahl im Job betrifft und hoffe den einen oder anderen Ratschlag zu ergattern :)

Habe vor kurzem das Unternehmen gewechselt und habe nun keine CI Kleidung der Firma mehr zur Verfügung, was zum einen sehr angenehm war, da ressourcenschonend, zum anderen für stilbewusste Menschen der Horror. 200 MitarbeiterInnen im Außendienst in exakt gleicher Kleidung, die persönliche Note ging verloren und man wurde zur Nummer. Aber genug davon. Nun bin ich Vertreter in einem Großhandelsunternehmen und muss mich für meinen Außendienstjob neu einkleiden.
Privat trage ich gerne Maßkleidung oder von der Stange Boss, RL, Hilfiger wenn' s serienmäßig gut passt. Ich habe das Problem, dass ich als Vertreter beim Kunden auf keinen Fall überheblich ankommen möchte, was ich auch nicht bin, aber oft durch überteuerte Kleidung so wahrgenommen wird.

Nun stelle ich mir die Frage, soll ich günstig bei C&A und dergleichen ein paar Sakkos, Hemden usw kaufen, anpassen lassen oder doch an bewährten Marken festhalten? Kann man der Qualität von günstigen Anbietern trauen? Preis spielt natürlich auch eine Rolle, da die Kleidung im Außendienst doch stärker beansprucht wird als im Büro.
Was sagt Ihr dazu?

Liebe Grüße, Sebastian
 
Hallo Sebastian,

1. willkommen im Forum!:)
2. herzlichen Glückwunsch zum neuen Job!:)
3. Aus der Erfahrung von 23 Jahren Vertrieb: Lass Dich nicht beirren - die meisten Mitmenschen wissen den Unterschied zwischen teurer und preiswerter Kleidung nicht zu erkennen. Ich pflege seit vielen Jahren "meinen" Stil und bin damit bei noch keinem Kunden schlecht angekommen. Generell kommen z.B. Kombinationen weniger formell rüber, als der dunkelblaue oder dunkelgraue Anzug - wenn Du Dir doch unsicher bist.

Und mehr strapaziert wird die Kleidung auch nicht; es sei denn, Du bist im Vertrieb von landwirtschaftlichen Geräten und versuchst mit Deinen Vass über den Acker zu latschen...:D
 
Danke für die rasche Antwort!

Hahah, arbeite nur mit einem IPAD, maximal einem Kugelschreiber :)
Also Anzug ist bei einigen meiner Kollegen an der Tagesordnung, bei anderen Hemd oder Polo und normaler Pullover. Da ich mit Abstand der Jüngste im Team bin, lasse ich den Anzug Außen vor...
Wie sieht es eigentlich mit Polo + Sakko aus? Ich lese oft, dass es garnicht geht und doch sieht es eigentlich garnicht schlecht aus und einige tragen es...

LG
 
Polo und Sakko gehen mMn gar nicht! Hemd ohne Krawatte und Sakko sind ok; nur bitte kein Anzug ohne Krawatte (und Hemd) :D
 
Ich meine auch, dass die meisten Menschen den Unterschied zwischen teurer und günstiger Kleidung (leider) nicht erkennen. Unbewusst wird ein sorgfältiges und mit Liebe zum Detail zusammengestelltes Outfit aber wohl trotzdem eine andere Wirkung auslösen als etwas lieblos Zusammengewürfeltes. Von daher würde ich nicht auf günstig/billig wechseln.

Die Frage ist nun, welchen Eindruck du erwecken willst. Unabhängig vom Preis und der Qualität der Stücke vermittelt der dunkelblaue oder dunkelgraue Dreiteiler (mit Kreidestreifen?) mit förmlicher Krawatte, weissem Leinen-Einstecktuch und schwarzen Oxfords einen ganz anderen Eindruck als ein grünes, gröber gewebtes Sakko mit braunen Hosen, Strickkrawatte und braunen Derbys – um mal spontan zwei gegensätzliche Beispiele zu nennen. Am besten klickst du dich etwas durch den WTIH-Thread. Dort findest du alle möglichen Inspirationen. :)
 
Eine nicht zu unterschätzende Frage ist die nach der Branche in der man tätig ist.
Der eigene "gute Stil" ist natürlich gut und schön.
Man sollte sich im Außendienst jedoch nicht zu sehr von seinen Kunden abheben.
Im handwerklichen Milieu als "geleckter Affe" rüber zu kommen, kann dem Geschäft schaden, wobei das nicht zwangsläufig etwas mit der Qualität von Kleidung zu tun hat.
Wie hier schon geschrieben, kann der Großteil der Mitmenschen gute KLeidung ohnehin kaum erkennen.
 
Also ich handhabe es immer so das ich gucke wer mir bei den Terminen gegenüber sitzt.
Fahre ich eine Reihe mittelständischer Maschinebauer ab, welche ggf. noch selbst im Werk mit anfassen oder präsent sind, tauche ich da maximal mit Kombination aus Tuchhose, Hemd, Sakko, Krawatte ohne EST auf.
Je nachdem auch mal mit dunkler Jeans, Hemd, Sakko.
Bei diesen Kunden bin ich ehrlich gesagt immer lieber etwas "underdressed" da ich nicht wie so ein Yuppie-Bürostuhl-GordonGekko-Spinner rüberkommen möchte.


Erwarten mich irgendwelche Consultans oder Daxunternehmen etc. ( was leider häufiger der Fall ist ) immer dunkler Anzug nebst Krawatte und dezentem EST, meist weißes Leinen.

Immer hochwertige Lederschuhe und gute Passform. Sowie ein makelloser Zustand der Kleidung. Patina gehört für mich in die Freizeit.
Ich denke den meisten Kunden ist es wichtig das man kein nachlässiges Erscheinungsbild abgibt, da dies die gegsenseitige (Nicht-)Wertschätzung deutlich zum Ausdruck bringt.

Generell bin ich aber der Meinung das im Außendienst Kompetenz und soziale Fähigkeiten deutlich wichtiger sind als die Frage Anzug oder Kombination. In jedem Fall sollte die Qualität und Passform einwandfrei sein.

Ein Geschäftspartner/Kunde tritt mir regelmäßig mit Metallica T-Shirt und Jeans entgegen, stellt aber vom Umsatz einige Global Player leicht in den Schatten......
 
Die wenigen Menschen, die ein Auge für und Ahnung von Qualitätsunterschieden haben, tragen im Zweifel selbst bessere Sachen. Die Leute mit geklebten Polyestersäcken erkennen was besseres eh nicht - ich saß mal in einer Besprechung von ca. 10 Leuten mit ähnlich grauen Anzügen, die aus thermischen Gründen die Jacken ausgezogen und über die Sessel gehangen hatten. Da dann mal kurz Reise nach Jerusalem gespielt wurde, gab's nachher das "Wo ist jetzt eigentlich mein Sakko"-Spiel. Ein Kollege wollte mir ein Sakko andienen, das ich als nicht meins ablehnte. Beim Blick rein sagte er: "Oh, Boss, da hätten Sie aber ein gutes Geschäft gemacht." Meine Antwort: "Das wäre für mich ein schlechtes Geschäft!" hat ihn völlig fassungslos gemacht ... dass es was besseres gibt als Boss kam in seiner Gedankenwelt gar nicht vor.

Und guter Sitz wirkt auch auf Leute positiv, deren Sachen selbst schlecht sitzen, auch wenn sie gar nicht wissen, warum.
 
Im Prinzip richtig.
Aber was bedeutet "sich vom Kunden abzuheben"? Nach welchen Kriterien "entscheidet" der Kunde, der i.d.R. keine Ahnung von Kleidung hat?

.

In der Frage, ob man sich vom Kunden abhebt, hat ja nichts mit Frage zu tun, ob man "Ahnung" von Kleidung hat.
Das ist ja mehr ein Bauchgefühl. Der Kunde sieht Dich und hat das Gefühl, dass Du "anders" bist, nicht den notwendigen Stallgeruch hast.

Wie ich schrieb: im handwerklichen Bereich Maßanzug mit dicken Blockstreifen, Maßhemd mit Doppelmanschette & Einstecktuch ist vielleicht ein Tick zu viel.
Da wäre eventuell ein Sakko mit jeans/Chino angebrachter….
 
Wie schon gesagt, die konkrete Marke oder Qualität können die meisten eh nicht beurteilen, da sollte man seinem Stil und Geldbeutel treu bleiben. Auffällige Materialien (sei es hochwertig oder extra billig) sollte man im Business sowieso vermeiden, es sei denn, man kann sich das aufgrund der Position leisten. Alles, was auffällt, setzt unweigerlich ein Zeichen, das vom Gegenüber uU negativ interpretiert wird (sei es auffallend teuer, auffallend billig, auffallend modisch, oder auffallend altmodisch :)

Für mich gibt es drei Formalitätsgrade im Büro, mit denen man nicht aneckt:

1 Förmlicher Anzug (dunkelgrau/dunkelblau, Einreiher, fallendes Revers), natürlich mit Krawatte und Lederschuhen (nicht unbedingt Full Brogue)
2 Legerer Anzug oder Kombination (wenig oder unauffällig gemustert, je nach Geschmacksempfinden), natürlich Lederschuhe und bei Kombination in bestimmten Umgebungen auch schon mal ohne Krawatte.
3 Sakko mit Chino (waschbar), Raulederschuhe, mit oder ohne Krawatte.

Im Vertrieb würde ich Jeans nicht verwenden.

Man wählt dann je nach Gegenüber
1 Für Geschäftsleitung, Unternehmensberatung, öffentliche Auftritte, Großunternehmen
2 Passt fast immer
3 Für Arbeitsumfeld (Sachbearbeiter, Lager, Produktion), Kleinunternehmen, Handwerk

Solange die Materialanmutung, Muster, Farben, und Schnitte nicht zu sehr vom Kaufhausdurchschnitt abweichen, kann man meines Erachtens jedes passende Kleidungsstück tragen.
 
Oben