Ein paar Eindrücke aus Amsterdam:
Da ja immer wohlklingend über SuitSupply geschrieben wird, wollte ich mir deren Laden im Willemsparkweg natürlich in persona anschauen. Dieser liegt relativ zentral nicht weit vom Vondelpark - und eigentlich sind es genauer gesagt zwei Läden: Einer für MTM und einer für RTW, beide sich gegenüber liegend. Aufmachung, wie man es von SuitSupply erwartet: modern, neon, junge Verkäufer von Kopf bis Fuß in SuSu gekleidet. Die Auswahl an Anzügen war natürlich riesig - aber irgendwie war kein Stoff dabei, der mich von Hocker gerissen hat. Anprobe erübrigte sich daher. Die Wand mit Krawatten war recht beeindruckend.
Nicht weit entfernt, in der Van Baerlestraat, befand sich The Society Shop (
http://www.thesocietyshop.com/ ), bei dem ich das Gefühl hatte, es ist der holländische Soer. Im Schaufenster waren, ganz nach der heutigen Facon, bereits verschiedene Klassen von Anzügen der Hausmarke, von knapp 300 Euro (sicherlich fully fused) bis etwas unter 1000. Da gerade Samstag und Sale war, herrschte im Laden selbst reges Treiben. Hemden, Hosen, Krawatten, Anzüge, ... Letztere nahm ich etwas genauer unter die Lupe (Stoff, Hersteller) - ein Verkäufer kam dann und sagte, alle wären 100% Wolle; diejenigen, die etwas glänzten, mit Seideateil. Wer hätte das gedacht. Der einzige Anzug, der mich vom Hocker riss, war ein grauer Corneliani mit netten Nadelstreifen, runtergesetzt auf knapp 600, samt Label, welches beschrieb, dass der Anzug traditionell italienisch mit vernähter Rosshaareinlage verarbeitet sei. Aber nicht das, wofür ich auf dem Markt war. Die Brioni-Anzüge enttäuschten mich - man sollte bei deren hohen Preisen und dem "Namen wie Donnerhall" doch erwarten, dass die Streifen der Taschenpatten mit denen des restlichen Anzugs in einer Linie verarbeitet werden ... In diesem Laden sah ich auch die einzige Grenadine-Krawatte während meiens Aufenthaltes, allerdings in rot und garza grossa.
Einen Block weiter befand sich Harbour Tailors (
http://www.harbourtailors.nl/ ) - welche sich aber leider im Urlaub befanden. Die Auslage im Schaufenster ließ auf einen starken britischen Einfluss schätzen. Laut Website sowohl MTM als auch "bespoke" (das alte Definitionsproblem).
Während die Van Baerlestraat, welche auch am Rijksmuseum vorbeiführt, ja vor allem höherpreisige Geschäfte beherbergt (im Gegensatz zur Grachtengegend mit ihren "Mainstream"-Geschäften), ist nebendran ein Wohn- und Geschäftsgebiet (in dem auch die SuSu-Läden sind), welches eher wenige der typischen Amsterdam-Touristen anzieht. Dort befand sich in einer ruhigen Seitenstraße Dressed2Kill (
http://www.dressed2kill.nl/ ), ein Maßkonfektionär. Nette Krawatten, Stoffbücher, Beispielkragen für MTM-Hemden und ein Verkäufer, der kein Problem mit deutschen Touristen hat, die sich einfach mal umschauen wollen. Nach der (Innen-)Verarbeitung der Anzüge habe ich nicht gefragt.
Zurück in der Van Baerlestraat wagte ich mich in Pauw (
http://www.pauw.com/#/men/en/collections/38/1 ). Der Kaschmirmantel, der mir gut gefiel, fiel dann aber gleich aus dem Preisrahmen - spätestens bei "Kiton" und allerspätestens beim alles sprengenden price tag. Insgesamt der one stop shop für Anzüge, casual wear, Schuhe, etc. pp. für die entsprechend gefüllte Geldbörse. Wobei ich die Standard-Caruso-Anzüge auch in so mancher deutscher (Groß-)Stadt finden könnte.
Alles in Allem bietet Amsterdam (und ich habe natürlich nicht alles gesehen) wohl fast die gesamte Bandbreite der heutigen Herrenausstattung, wie sie in Foren wie diesem besprochen werden - Ketten, die sehr gehobenen RTW-Marken, Maßkonfektionäre. Sicherlich kann man hier besser einkaufen als in den meisten Großstädten der Republik.
Und was den Stil der dortigen Herren angeht: Der etwas legere, aber dennoch adrette Stil, wie ihn auch SuSu propagiert, war hier des Öftern zu betrachten.