Ich glaube, daß es völlig normal und üblich ist, daß der Fotograf und der Auftraggeber über LOcation/Kleidung/Posing entscheiden und nicht das Modell.
Sicher wirkt der Herr nicht so, als hätte er viel zur Inszenierung beigetragen.
Aber was hätte er "natürlicher" erklären können? Eventuell, daß er im echten Leben vielleicht gar keine Anzüge trägt?
Es geht gar nicht ums Erklären, sondern nur um die Bildinszenierung.
Wie wohl auch bertone fände ich es eben interessant zu sehen, was passiert, wenn man dem Herrn einfach nur den Anzug gäbe und sehen würde, ob wirklich nur Kleider schon Leute machen. Nicht dass der Herr auch in seinen normalem Klamotten keine symphatische Erscheinung machte, aber so erinnert wenig an sein alter ego.
Meine Theorie wäre, dass er sich in dem Anzug nicht so ganz wohl fühlt und wenn man ihn nicht aktiv posen ließe deutlich anders rüberkäme und wie andere fände ich genau das das Spannende. Die meisten Menschen, die sich im "Festtagsanzug" nicht wohl fühlen, vermitteln das auch und haben ja meist allen Grund dazu, weil das Ding billig aussieht und nicht gut passt. Solche Bilder kennt man zur Genüge von Familienfeiern und aus der Lokalpresse. Das würde mich mal mit dem Görner Anzug interessieren.
Herr Görner will Anzüge verkaufen und will deswegen natürlich die Theorie, dass allein der Anzug einen Mann macht befördern. Insofern kann er kein Interesse haben, die von ihm aufgestellte These objektiv zu prüfen, auf die Gefahr hin sie dabei zu widerlegen. Wollte er das tun, sollte er eben gerade darauf verzichten, das zu machen, was der Modofotograf gerne tut, nämlich nach Anleitung posen lassen. Im Münchner Museum Brandhorst gab es letztes Jahr eine schöne Ausstellung mit dem Werk von Richard Avedon, der auch Modefotograf war, wo man aber schön sehen konnte, dass die Bilder wo er seine Modelle machen ließ, was sie wollten, ganz anders wirkten als Vogue-Cover-Material.
Deswegen kann die These, dass Kleider Leute machen, so nicht bewiesen werden und Görner verfehlt damit sein angebliches Ziel. Meine These wäre, dass nur das Gesamtpaket Leute macht, ein guter Anzug ist nur ein Baustein. Das könnte man aber nur untersuchen, wenn man dem Probanden einen Anzug gibt und ihn dann ganz natürlich fotografiert.