Neulich im "Rot-Kreuz-Laden"

Dandy van Dünkel

New Member
Hallo zusammen,

es begab sich, dass ich letzte Woche einige abgetragene Kleidungsstücke (Sakko, Krawatten und ein paar Pullis - alles nicht oft getragen und deshalb noch gut) im Rot-Kreuz-Laden abgegeben habe.

Dort wird die Kleidung sortiert und wenn noch gut wieder verkauft für ein paar Euro. Dient einem guten Zweck.

Jedenfalls gab ich mein Zeug dort ab und sah dabei aus einem Kleiderständer einen Tweedärmel mit hübschem Muster raushängen. Bei genauerer Betrachtung stellte sich der Ärmel als Harris Tweed Jacket heraus und witziger Weise passte mir das Sakko.

Nachdem ich kurz darüber nachgedacht habe, dass es vielleicht irgendwie verwerflich sein könnte wenn ich hier einem Bedürftigen ein gebrauchtes Sakko wegkaufe, entschied ich mich trotzdem das Sakko zu kaufen. Hatte ja auch eines mitgebracht, somit würde der Bedürftige auf jeden Fall eines finden...

Preis für das Sakko 5,00 Euro :eek::rolleyes::D!

Nach genauer Betrachtung zu Hause würde ich das Jacket als Modell aus den 1940ern einschätzen wobei es neben einem fehlenden Lederknopf am Ärmel und einer kleinen Schadstelle im Futter noch Top in Ordnung ist. Keine Löcher, kein Muff, nichts. Schaut gut aus!

Freut mich ein altes Stück gefunden zu haben und wieder zu neuen Ehren bringen zu können. Hab's gestern gleich mal getragen...

Worauf ich mit dieser Geschichte raus will:

Ich habe bisher nie über Gebrauchtkleidung nachgedacht. Muss jedoch feststellen, dass dies durchaus eine interessante Sache sein kann vorallem dann wenn jemand was Gutes im Schrank hat und das nicht mehr tragen möchte. Man kriegt noch ein paar Euro dafür und kann jemand vielleicht eine Freude machen...

Gibt's hier im Forum die Möglichkeit eines "Biete" Bereichs? Wenn nein, kennt jemand von Euch eine gute Börse für ordentliche Gebrauchtware?

Gruß und Danke!

DvD
 
Das darf nicht wahr sein. :eek:

Tut mir leid, ich bin wohl mit Blindheit gestraft... oben steht's und ich suche unten...

Sorry - ich bedauere hiermit öffentlich mein Unvermögen!

DvD
 
rot kreuz laden ist natuerlich ein muss.
als student hab ich in bonn immer meine schoensten teile bei der heilsarmee gekauft. burberrys maentel, smokings, erstklassige hemden, janker, tweed jacketts. - 25 mark auf den ladentisch gelegt und saeckeweise beutegut nach hause geschleppt.
bonn war wirklich ideal damals. buergerlich gediegenes umfeld mit entsprechen wunderbar qualitaetsversessener geschmacksauspraegung und als hauptstadt eben auch internationaler diplomaten hub. die leute starben oder zogen wieder weg und frischeste spitzenware wanderte regelmaessig zur salvation army. - niemals, nicht ein einziges mal, haette ich auch nur die spur von schlechtem gewissen gehabt. - was kann einem schoenen stueck den besseres passieren, als von einem sehenden auge in dem wust reiner zweckbekleidung als der kulturschatz erkannt und behandelt zu werden, der er ist...
nur ganz ganz selten hatte ich spaeter vergleichbar erhebene einkauferlebnisse. - salvation army in der bundeshauptstadt bonn, das war schon etwas ganz besonderes. - unerreicht, unvergessen.

related readings:
http://tmagazine.blogs.nytimes.com/2008/02/22/for-the-moment-tales-of-manhattan/#more-873
 
Ich bin der Second-Hand Kultur treu geblieben, nicht zuletzt weil mein Einkommen nicht proportional zu meinen Ansprüchen mitgewachsen ist :D.
Aber welch' wunderbare Momente der halb-bewussten Initiation waren das damals - bei mir ein Shop in Frankfurt, der überwiegend Jeans, Lederjacken und 70s fashion anbot, aber daneben einen schmalen Ständer mit Sakkos und einen Berg US-importierter Krawattenkiloware darbot, für die sich keiner interessierte (Stück 3 DM). Dort erwarb ich meine ersten Binder von Hermès, dior, Geoffrey Beene und vielen anderen Designern. Und ein exzentrisches zweireihiges Sakko von Ralph Lauren, von dem ich lange dachte, die Ärmel wären zu kurz :rolleyes:. Ich denke ich werd's mal im grau-blau Thread vorführen, es passt noch :).
 
Früher hätte ich gesagt: No way! Sehe das mittlerweile äußerst entspannt. Habe bei Ebay supergute Teile für absolute Schnäppchenpreise gekauft und auch schon hier im "Biete/Suche" Thread zugeschlagen.
 
Ich ebenfalls. Mit schmalem Budget und - von DgL richtig erkannten ;) - steigenden Ansprüchen sowie Interessen oft nur so machbar.
Zudem sind 2nd-Hand-Teile bei eBay in der Regel gewaschen, in Läden sowieso. Wenn man sich unsicher ist, selber waschen oder weggeben. So hat der Verkäufer sein Geld, man selbst die Ware und es braucht nichts weggeschmissen zu werden.
 
bonn war wirklich ideal damals. buergerlich gediegenes umfeld mit entsprechen wunderbar qualitaetsversessener geschmacksauspraegung und als hauptstadt eben auch internationaler diplomaten hub. die leute starben oder zogen wieder weg und frischeste spitzenware wanderte regelmaessig zur salvation army.

nur ganz ganz selten hatte ich spaeter vergleichbar erhebene einkauferlebnisse. - salvation army in der bundeshauptstadt bonn, das war schon etwas ganz besonderes. - unerreicht, unvergessen.

Ja, genauso habe ich auch das Bonn meiner Studentenzeit in Erinnerung. Second Hand war dort in geradezu Englischen Ausmaßen "clubbable" - soll heißen, auch viele Studenten mit durchaus etabliertem Hintergrund gingen gerne zum Oxfam-Shop nahe dem Stadthaus, zum Insider (oder so ähnlich, nahe der Oper) oder - damals Geheimtipp! - zum Thrift Shop des American Womens' Club in der Anfang der Neunziger noch mehr oder weniger in vollem Leben stehenden Ami-Siedlung. Heute existiert wohl nur noch der Oxfam, wie ich eben von unser aller Freund Google erfahren habe. Den Salvation Army Laden habe ich eigenartigerweise nie kennengelernt - wo fand dieser sich?

dE
 
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