Neues Brioni Logo

Anscheinend hat man mittlerweile begriffen, was für eine Bullshit-Idee es war, einen Hipster ohne jede Design-Erfahrung zum Kreativdirektor einer klassischen High-End-Konfektionsmarke zu machen, die nicht so recht nach den oberflächlichen Markenbildungsmechanismen der "Designer"-Modeindustrie funktioniert, sondern vor allem auf vorhandenen Substanzwerten basiert. Nach nur sechs Monaten ist Schluss mit Justin O'Shea und die Marke ist erst mal komplett an die Wand gefahren: New York Times
 
Nach nur sechs Monaten ist Schluss mit Justin O'Shea und die Marke ist erst mal komplett an die Wand gefahren: New York Times

Hat aber auch (hoffentlich) sein Gutes.

Den Anlauf für die Wand hatte Brioni schon vor o´Shea genommen. Mit Ihm hat Brioni dann die fahrt in Richtung Wand beschleunigt und die Wand sauber getroffen.

Jetzt können die Verantwortlichen die Karre von der Wand kratzen und sich (hoffentlich) Gedanken über eine neue und bessere Fahrtrichtung machen.
 
Den Anlauf für die Wand hatte Brioni schon vor o´Shea genommen. Mit Ihm hat Brioni dann die fahrt in Richtung Wand beschleunigt und die Wand sauber getroffen.
Ich finde ja, dass er durchaus die richtige Idee hatte, dass man den Anzug in der gesellschaftlichen Wahrnehmung vom Büro-Dresscode-Zwangsoutfit zu einer bewussten (und gewünschten) stilistischen Entscheidung als Ausdruck seines Lebensgefühls machen sollte. Man soll einen Anzug tragen wollen als Teil seines alltäglichen Lebens wegen seiner Präsenz, seiner Ausführung, seines Körpergefühls und nicht nur mehr oder weniger widerwillig als bloßes distanziertes Werkzeug in einer beruflichen Situation tragen müssen.

Er hat nur dann in der Konsequenz der Umsetzung naive Entscheidungen getroffen. James Hetfield im Anzug ist zwar lustig, trifft aber nicht die reale stilistische Wahrnehmung der Mehrheit der Männer, die Metallica hören, und schon gar nicht die der Brioni-Bestandskunden, die Metallica nicht hören. ;)

Das Problem ist, dass man diesen radikalen Wechsel in der Kundenkommunikation nicht mehr per 180°-Wende zurücknehmen kann. Die Leute haben es gesehen und es ist in den Köpfen präsent.
 
Danke für den Times Artikel. Ich finde die Zusammenfassung schon recht treffend:

“The pressures today on brands are high, and the ultimate test is how you move a collection forward without completely abandoning the customer base,” said Robert Burke, the founder of the luxury consulting firm that bears his name.

Manchen gelingt es dann eben aber in diesem Falle war der Schritt wirklich extrem, das habe ich ebenfalls so empfunden und auch nicht richtig verstanden. Ich hatte das neue Logo erstmals im store in Paris mehr so im Vorbeigehen entdeckt und fand sofort, dass es schon zum Rest des Ladens etc. nicht passte.

Ich weiß allerdings auch aus Erfahrung, wie schwer es ist, wenn man neue Zielgruppen erschließen will ohne die Stammkunden zu vergrämen.
 
Danke für den Times Artikel. Ich finde die Zusammenfassung schon recht treffend:

“The pressures today on brands are high, and the ultimate test is how you move a collection forward without completely abandoning the customer base,” said Robert Burke, the founder of the luxury consulting firm that bears his name.

Manchen gelingt es dann eben aber in diesem Falle war der Schritt wirklich extrem, das habe ich ebenfalls so empfunden und auch nicht richtig verstanden. Ich hatte das neue Logo erstmals im store in Paris mehr so im Vorbeigehen entdeckt und fand sofort, dass es schon zum Rest des Ladens etc. nicht passte.

Ich weiß allerdings auch aus Erfahrung, wie schwer es ist, wenn man neue Zielgruppen erschließen will ohne die Stammkunden zu vergrämen.

Oder man bleibt einfach konsequent bei der Zielgruppe, die man bereits erreicht hat und wächst nicht mehr, als gut tut. Die Idee, dass ein Unternehmen beständig wachsen müsste, ist war en vogue, aber grundsätzlich kein zwingendes Erfordernis. Manche Unternehmen haben gerade deshalb Erfolg, weil Sie nicht wachsen.
 
Ich bin auch kein Freund des Wachstumswahns, vermute aber, dass Brioni zurzeit eher die gegenteilige Entwicklung erlebt. Die Stammkundschaft kommt in ein Alter, in dem man mehr Zeit auf dem Golfplatz als im Vorstandssessel verbringt und da trägt man eher seltener Anzug ;)
Im Übrigen berichtet mein Schuhmacher, der auch Dinkelacker vertreibt, von ähnlichen Entwicklungen bei seiner Kundschaft.
 
Ich bin auch kein Freund des Wachstumswahns, vermute aber, dass Brioni zurzeit eher die gegenteilige Entwicklung erlebt. Die Stammkundschaft kommt in ein Alter, in dem man mehr Zeit auf dem Golfplatz als im Vorstandssessel verbringt und da trägt man eher seltener Anzug ;)
Im Übrigen berichtet mein Schuhmacher, der auch Dinkelacker vertreibt, von ähnlichen Entwicklungen bei seiner Kundschaft.

Ja, das kan sein. Auch weil man vielleicht bereits zu stark gewachsen war.
Dann ist es aber mglw. auch durchaus erfolgversprechend, wieder gesund zu schrumpfen. Ich glaube nicht, dass Brioni seine Zielgruppe nachhaltig verschreckt hat oder verlieren wird. Ich denke aber, dass auf diese clowneske Weise auch keine neue Zielgruppe erschlossen wird.

Wir befinden uns gegenwärtig in einer Phase ausgesprochen lockerer Bekleidungsvorlieben. Das hat auch mit den Bekleidungsvorlieben von bestimmten Meinungsvorbildern zu tun, Jobs z.B. Es kommt zu jeder Bewegung auch eine Gegenbewegung auf. Wenn die meisten Dax-Vorstände keine Krawatte und einen zu kurzen Anzug tragen, werden sich wieder Menschen finden, die einen klassisch geschnittenen Brioni haben wollen. Er wird aber nie ein Produkt für den Massenmarkt werden können. Das muss man halt berücksichtigen, wenn man über eine geeignete Unternehmensgröße nachdenkt.
 
ja vgl. dazu auch Dieter Zetsche bei der EQ Präsentation in Paris in Arschzeigerjacke und verwaschener Jeans. Die Halbglatze und der graue Jean-Pütz-Türgriffschnurrbart machten das ganze noch lächerlicher. Aber es müssen sich gerade im Automobilbereich ja gerade alle Mühe geben möglichst digital und "Startuppig" auszusehen...
 
Oben