Maß-Anzug von Prüssing&Köll (Dresden) für ca. 900€

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Guten Abend,

zuerst zur Vorgeschichte, bevor ich zum titelgebenden Angebot komme:

Habe aktuell schlechte Erfahrungen gemacht mit einem Giorgio-Anzug (Hausmarke Sinn Leffers). Nach 14 Monaten bei ca. 1 Tag Einsatz pro Woche hatte sich frühzeitig der Stoff im Schritt abgenutzt an zum Glück nicht exponierter Stelle. Nun begann der Stoff der Gesäßnaht einzureißen. Diese Hose wurde angenehmerweise ohne Einwände als Rekla akzeptiert.

Nun bin ich auf diesen Thread gestoßen:
https://stilmagazin.de/forum/bespoke/4822-investition-fuers-leben.html

Folgende Gedanken meinerseits dazu, ohne den alten Thread auferstehen zu lassen:
Wenn man nur einen oder zwei Anzüge besitzt und diese während einer typischen 80h+ M&A Woche quasi den ganzen Tag trägt, wird der Maßanzug wohl nur Nuancen länger halten als der von der Stange...
Aber man schaut halt besser aus vorm Excel :p

Mein Giorgio hätte bei diesem Einsatz ein Vierteljahr gehalten. Mehr darf man wohl erwarten.

bereits im RTW und MTM Bereich habe ich festgestellt, dass ab einer bestimmten Preisschwelle die Haltbarkeit abnimmt, ...
a.) Wie "Shop" richtig bemerkte, geht es ab einer bestimmten Preislage primär um Tragegefühl und nicht um Langlebigkeit.

Wie lässt sich diese Preisschwelle eingrenzen?

Insgesamt habe ich "Verwendung" für Anzüge an ca. 3 Tagen pro Woche bei halb sitzender Tätigkeit, halb permanter Bewegung im Freien. Passform ist ein Problem: prinzipiell Baukasten (48 und 52), jede Hose wird am Bund geengt ohen Abhilfe für aufklaffende Hosentaschen und ausreichend Falten.

Der Sprung Giorgio zu Maß-Anzug scheint mir nicht zu krass, wenn ich denn zufrieden bin und nicht wesentlich günstiger hätte kommen können.

Nun hat mir Prüssing & Köll, ein Dresdner Herrenausstatter, angeboten, einen für dauerhafte Beanspruchung durchaus verlässlichen Stoff einschließlich freier Bestimmung aller Details für 900€ nach Maß zu verarbeiten.

Hätten Sie ergänzende Hinweise zur zu erwartenden Lebensdauer bei o. g. Beanspruchung, Erfahrungen mit Prüssing&Köll oder Empfehlungen für die exakte Stoff-Wahl unter dem Kriterium Beanspruchbarkeit?
 
Die Haltbarkeit hängt zum einem vom Stoff ab und zum anderen vom Körperbau des Trägers. Wenn die Hosenbeine bei jedem Schritt im Selbigen scheuern, ist die Lebensdauer nunmal begrenzt. Dann ist es so, dass ein leichter Stoff natürlich tendenziell weniger wegsteckt als ein schwerer. Der Vorteil bei Maßkonfektion bzw. beim Schneider ist, dass man bzgl. der Stoffauswahl freie Hand hat. Außerdem ist es natürlich möglich, sich zwei Hosen anfertigen zu lassen und diese im Wechsel zu tragen.
 
Wenn ich es richtig verstehe, werden Stoffe mit steigendem Preis haltbarer dank besserer Verarbeitung und bei weiter steigendem Preis angenehmer zu tragen, das allerdings wieder auf Kosten der Haltbarkeit. Kann man das grob so sagen?

Ist der genannte Preis realistisch für das genannte Paket? Stoff welcher Güte kann man erwarten in dieser Preisklasse?

Freie Hand bei der Stoffauswahl ohne Kenntnisse meinerseits ist relativ, da ich mich natürlich auf die Empfehlung des Hauses verlassen "muss".
 
Wenn ich es richtig verstehe, werden Stoffe mit steigendem Preis haltbarer dank besserer Verarbeitung und bei weiter steigendem Preis angenehmer zu tragen, das allerdings wieder auf Kosten der Haltbarkeit. Kann man das grob so sagen?

Nein, das habe ich nicht gesagt. Man kann sicherlich sehr viel Geld für einen hochempfindlichen Stoff ausgeben, der aber aus Babykaschmir gefertigt ist und sich superleicht tragen lässt und bei 50 Grad im Schatte noch kühlt.
Die Haltbarkeit des Stoffes ist kein Qualitätskriterium.
 
Die Haltbarkeit des Stoffes ist kein Qualitätskriterium.

Ok. Heißt das im Umkehrschluss: In jeder Preislage gibt es kaum oder aber extrem haltbare Stoffe? Spielt die Haltbarkeit überhaupt merklich in den Preis hinein? Oder gilt es, den besten Kompromiss zwischen hochwertig/kurzlebig und "einfach"/robust&langlebig zu finden?

Wie erwähnt sind gerade auch Passform und Sitz ein Kreuz für mich. Vor allem daher tendiere ich zum Maß-Anzug. Das kostet seinen Preis; das ist mir bewusst.

Den "anderen Teil des Preises", wenn ich das so nennen darf, möchte ich natürlich am sinnvollsten im Stoff investiert wissen. Praktische Kriterien wären für mich durchaus Haltbarkeit und Trage-Komfort. Kann man für diesen Preis abzgl. des Arbeitsaufwandes Stoffe erwarten, die dem Gesamt-Aufwand gerecht werden? Denn was nützt der Maß-Anzug, wenn der Stoff ungünstig fällt?
 
Also erst mal zur Begriffsklärung: Wovon Sie bei dem Angebot von Prüssing & Köll reden, ist Maßkonfektion und nicht das, was man i.A. einen Maßanzug nennt im Sinne von Bespoke. Dazu können Sie, wenn Sie möchten, auch noch andere Anbieter im Unterforum Maßkonfektion vergleichen. Ein echter Maßanzug wäre um Faktoren teurer.

Dann ist bei der Haltbarkeit vieles eine Frage der Belastung und die kommt nicht nur durch die unvermeidliche Benutzung, sondern auch durch Figur und evtl. schlechter Passform. Wenn Sie voluminösere Oberschenkel haben und/oder Ihnen die Hose nicht richtig passt, so dass ein dauerhafter Scheuerkontakt an bestimmten Stellen in der Bewegung zustande kommt, hält das kein Stoff lange aus. Von daher wird überhaupt eine Form von Maßfertigung, wenn sie qualifiziert vermessen wird, in dieser Beziehung für Abhilfe sorgen. Vielleicht trugen Sie bisher auch einfach die falsche Konfektionsgröße (haben Sie Größe 26 evtl. schon früher probiert?). In jedem Fall hört sich bei Ihrer Bausteinkombination Maßkonfektion wie eine gute Idee an.

Bei einer Maßfertigung können Sie den Stoff wählen (und u.a. darüber wird dann auch der Preis nach oben ausgesteuert). Wenn Sie einen Wollstoff eines mittleren Gewichts (z.B 270g/m²) in nicht zu hoher Stofffeinheit (Super 100 bis max. Super 130) eines namhaften Herstellers aus Italien oder England wählen, können Sie auch mit einer vernünftigen Haltbarkeit rechnen.
 
Wovon Sie bei dem Angebot von Prüssing & Köll reden, ist Maßkonfektion und nicht das, was man i.A. einen Maßanzug nennt im Sinne von Bespoke.

Vielen Dank. Aufgrund der Abstimmung aller Details war ich davon ausgegangen.

Ich hatte die Definition von Bespoke und Maß-Konfektion durchaus wahrgenommen. Das Paket beinhaltet Stoff-Wahl, Mitbestimmung von Schnitt-Stil und Details, Anfertigung nach Maßen und Haltungsdaten, Detail-Abstimmung und notwendige Anpassungen. Was genau wäre noch nötig, was ich übersehe, um von Bespoke zu sprechen?

Ein echter Maßanzug wäre um Faktoren teurer.

Das veranlasste mich, mir Rat zu holen.

Dann ist bei der Haltbarkeit vieles eine Frage der Belastung und die kommt nicht nur durch die unvermeidliche Benutzung, sondern auch durch Figur und evtl. schlechter Passform. Wenn Sie voluminösere Oberschenkel haben und/oder Ihnen die Hose nicht richtig passt, so dass ein dauerhafter Scheuerkontakt an bestimmten Stellen in der Bewegung zustande kommt, hält das kein Stoff lange aus. Von daher wird überhaupt eine Form von Maßfertigung, wenn sie qualifiziert vermessen wird, in dieser Beziehung für Abhilfe sorgen. Vielleicht trugen Sie bisher auch einfach die falsche Konfektionsgröße (haben Sie Größe 26 evtl. schon früher probiert?). In jedem Fall hört sich bei Ihrer Bausteinkombination Maßkonfektion wie eine gute Idee an.

Vielen Dank für die Erläuterung. Obwohl nicht deutlich zu eng, könnte also wahrscheinlich auch die o. g. eingerissene Naht von schlechtem Sitz und damit ungünstiger Belastung herrühren?

Ich muss gestehen, dass allein das Erlebnis, wie etwas Passendes für meine Oberschenkel gesucht und gefunden wird, macht dieses Angebot für mich interessant.

Wenn Sie einen Wollstoff eines mittleren Gewichts (z.B 270g/m²) in nicht zu hoher Stofffeinheit (Super 100 bis max. Super 130) eines namhaften Herstellers aus Italien oder England wählen, können Sie auch mit einer vernünftigen Haltbarkeit rechnen.

Das hilft sehr. Danke!
 
Obwohl nicht deutlich zu eng, könnte also wahrscheinlich auch die o. g. eingerissene Naht von schlechtem Sitz und damit ungünstiger Belastung herrühren?
Schlechtes Material kann man natürlich nicht ausschließen, insbesondere bei sehr einfacher Konfektion wie von Ihnen beschrieben. Aber natürlich sind Gesäß und die Gegend zwischen den Schenkeln bei beleibteren Herren ungleich stärker belastet, wenn Stoffstellen im Innenbereich in der Bewegung in Kontakt kommen oder beim Sitzen allzu hohe Spannung auf Nähten liegt.

Ich muss gestehen, dass allein das Erlebnis, wie etwas Passendes für meine Oberschenkel gesucht und gefunden wird, macht dieses Angebot für mich interessant.
Der gesamte Verlauf der Hose ist wichtig vom Gesäß angefangen. Ich würde Ihnen auch bei einem etwas ausgeprägteren Bauch zu einer hohen Leibhöhe der Hose raten, so dass der Bund auf dem Bauch zu liegen kommt und nicht darunter. Das lässt vieles schon natürlicher fallen.
 
Ich hatte die Definition von Bespoke und Maß-Konfektion durchaus wahrgenommen. Das Paket beinhaltet Stoff-Wahl, Mitbestimmung von Schnitt-Stil und Details, Anfertigung nach Maßen und Haltungsdaten, Detail-Abstimmung und notwendige Anpassungen. Was genau wäre noch nötig, was ich übersehe, um von Bespoke zu sprechen?
Das hatte ich noch übersehen.

Es gibt grundsätzlich sehr viele Möglichkeiten, einen Anzug bzgl. Schulter, Revers, Länge, Taillierung, Schließpunkt, Armlochhöhe etc. zu konstruieren, auch wenn man schon z.B. von einem Einreiher auf zwei Knöpfe ausgeht.

Maßkonfektion bedeutet, dass eine feste Schnittform (also ein festes und im Wesentlichen nicht änderbares Modell bzgl. der obigen Gestaltungsentscheidungen) ausgehend von der nahesten Konfektionsgröße an Sie angepasst wird. D.h. man misst dann Deltas von der gewählten Basisgröße auf Ihre Körperform und berechnet daraus die daraus resultierenden Stoffschnittveränderungen des Anzugmodells vor dem Zusammensetzen.

Bespoke bedeutet, dass ein Schneider speziell für Sie und Ihre Maße eine von Grund auf neue Schnittform entwirft. Sie werden dabei absolut und nicht nur relativ zu einem existierenden Modell vollständig vermessen. Dabei sind die Freiheitsgrade wesentlich größer, auch wenn natürlich die meisten Schneider bestimmte eigene Vorlieben bzgl. der Details haben.
 
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