Kleine Schuhberatung - Qualitätsfrage

Ich trage ein Paar Dinkelacker mit Leisten Luzern und bin damit sehr zufrieden.
Dinkelacker habe ich gekauft bei:

www.budapester.de

Zu Ferragamo kann ich nichts sagen, Ferragamo ist kein Schuhhersteller, die Schuhe werden wahrscheinlich unter dem Ferragamo Label andernorts gefertig.
 
Am Ende habe ich mich aber auf zwei Schuhfabrikate fixiert, nämlich "Heinrich Dinkelacker" und "Salvatore Ferragamo". Kennt jemand diese Marken und kann sie qualitativ bewerten? Zum Ferragamo konnte ich bis jetzt nichts ausfindig machen. Ein Vergleich zu Klassikern wie Trickers etc. wäre evtl. nett.

Über Salvatore Ferragamo findet man einiges im englischen Wikipedia. Kurz zusammengefasst, er war eine italienischer Schuhdesigner, der den amerikanischen Traum verkörperte: Als eins von 11 Kinder fertigte er seine ersten Schuh bereits mit Neun für die Konfirmation seiner Schwester. Über einige Zwischenstadionen landete er in Hollywood, wo seine Made-to-Measure Schuhe von Stars gekauft und getragen wurden.

1927 zog es ihn wieder zurück nach Italien (Florenz), und -- obwohl er 1933 Konkurs anmelden mußte -- schaffte er es, seine Firma weiter auszubauen. In den 50ern fertigte die Firma rund 350 handgemachte Schuhe täglich. Seine Schuhe wurden unter anderem von Marilyn Monroe und Eva Peron getragen.

Nach seinem Tod 1960 wurde das Unternehmen von der Familie weitergeführt, die es zu einem internationalen Modellabel ausbauten und sich nebenbei um die Führung und das Geld stritten.

Ferragamo hat (wohl) drei Linien für Herrenschuhe: Tramezza (idR. Goodyear-Welted), Lavorazione Originale (Blake) und Studio (Geklebt). Das Paar, dass Dich interessiert, ist aus der Tramezza Linie. Angeblich werden sie von Renzo Tattini, Florenz, gefertigt -- zumindest bis 2007.

Über die innere Konstruktion konnte ich nichts finden, also im Zweifel 'Caveat emptor': Wahrscheinlich wird ein Gemband und Thermokappen benutzt. In dieser Preisklasse sollte das Oberleder nicht deckgefärbt sein; verlassen kann man sich darauf leider nicht.

Im Styleforum wird Ferragamo von manchen als überteuert beurteilt. Aber dieser Vorwurf trifft fast jede Firma, die auch nur entfernt in der Nähe zu einem Fashionlabel steht.

Für etwas über 500 Euro kann man auch Vass, Budapest, in Betracht ziehen. Dort ist Vorder- und Hinterkappe aus Leder und es wird kein Gemband benutzt, sondern einen Einstechdamm (wenn ich recht erinnere). Gemäß den ungeschriebenen Gesetzen über Herrenschuhe -- "Genäht ist immer besser als geklebt" bzw. "Leder und sonst nichts!" -- ist das mehr Schuh fürs Geld.

Anders herum betrachtet bekommt man bei Ferragamo eigentlich nichts, was man nicht auch bei anderen, aber günstigeren Schuhen bekommt: Für um die 350 Euro gibt es Tricker's, Crockett & Jones, etc. Oder wenn man die Engländer nicht mag: Heschung, Carmina, etc.

Letzlich lohnt der Preis also nur, wenn es irgendwas an diesen Schuhen gibt, das Dich persönlich anspricht.
 
Außerdem ist mir bitter aufgestoßen, dass die Doppelnaht in der Laufsohle sichtbar war. Ich habe bei günstigeren Schuhen damit nur schlechte Erfahrungen gemacht. Erstens scheint diese Konstruktion sehr anfällig für Feuchtigkeit zu sein und zweitens ist der Schuh sehr schnell ein Fall für eine Neubesohlung, da man sonst die Naht durchläuft (ca. halbes Jahr haben meine letzten gehalten).
Treten diese Probleme immer auf, wenn die Naht freiliegt oder ist das nicht zwingend so?

Wenn für die Doppelnaht ein guter Faden verwendet wurde, wurde dieser vorher mit Pech eingerieben. Das Pech verschliesst die Löcher und schützt vor Feuchtigkeit.

Selbst wenn am Faden gespart wurde: Wenn der Schuh rahmengenäht ist, führt die Doppelnaht nach außen, nicht nach innen. Feuchtigkeit kann also nicht ins Innere gelangen.

Aus einem ähnlichen Grund ist das Ablaufen der Naht auch nicht so problematisch. Die Laufsohle wird nicht nur durch die Naht gehalten.

Eine gesenkte Naht verhindert das auch nicht. Tatsächlich kommt diese wieder zum Vorschein, sobald die Sohle abgelaufen wird -- also in aller Regel an der Spitze. Das sieht so aus, als wenn etwas kaputt wäre, ist aber völlig normal.

Der einzige Schutz sind Metallspitzen und/oder eine zusätzliche Gummi- oder Teflonsohle.

Optimal fände ich einen Schuh, der wirklich komplett aus Leder ist und eine verdeckte Doppelnaht hat (evtl. mit Doppelsohle wie Dinkelacker). Achja, möglichst keine Klebevorgänge im Schuhinneren (z.B. kein Gemband), das wäre auch schön.
Welche Marken erfüllen diesen Anspruch? Dinkelacker? Vass?

Achja und ist Vass= Laszlo Vass?

Ja, Laszlo Vass. Die gibt's auch mit Doppelsohle, bzw. halber Doppelsohle. Rendenbach, wenn ich mich recht erinnere.

Eine Schuh ohne Kleber im Inneren gibt's meines Wissens nicht. Die Korkpaste muß auch halten. Auch die Schichten im Ansatz werden nicht nur genagelt.

Aber Vass oder Dinkelacker dürften der Beschreibung am Nächsten kommen. Alternativ bleibt nur der Maßschuh.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich besitze weder den einen noch den anderen.

Von daher kann ich nur mein Bauchgefühl widergeben:
Ich denke, in dieser Preisklasse tun die sich nichts.
Wobei zu beachten ist, dass es John Lobb, Englang und
John Lobb, Paris gibt. Der eine gehört, so glaube ich, zu Hermes.
Bitte diesbezüglich mal suchen bei DS und/oder NAS.

Entschuldigung für die folgende Aussage:
Überteuert halte ich beide!

Bei diesen Preisen, lohnen sich wahrscheinlich Maßschuhe.

Liebe Grüße

Matz
 
Dies halte ich allerdings für selbstverständlich.
Ein nicht passender Schuh ist, egal für welchen Preis, ein unnützes Ding, das den Kleiderschrank füllt.

Schwieriger ist es nur den perfekten (oder annähernd perfekten) Sitz als Laie zu erkennen, wie ich finde.

Mir ging es eher darum, unter der Grundannahme, dass alle Modelle gleich gut passen, zu erfahren, welcher Hersteller sich nur den Namen zahlen lässt und wo ich noch richtig etwas für mein Geld bekomme.

Ich sehe z.B. den Mehrpreis eines Johnn Lobb zu einem Edward Green nicht heraus und merke auch keinen sonstigen Unterschied, daher kann ich mir die Euros schenken.

für selbstverständlich soll man gar nichts halten.

passform ist ein sehr subjektives empfinden.

ich lass meine schuhe sehr lose fertigen. mich interessiert der fersenhalt und der sitz im mittelfussbereich und über dem spann. der rest ist banane. meine zehen sind es gewohnt sich frei zu bewegen.

ebenso ist preissensibilität m.E. ein sehr individuelles erlebnis.

nichts gegen deine grundannahme, jedoch können nicht alle modelle gleich gut passen, weil schuhe in der regel auf unterschiedlichen leisten gefertigt sind. das gilt es zuerst herauszufinden. das meinte ich mit der passform.

wenn diese hürde genommen ist, kann man mit der selektion nach den selbsternannten kriterien beginnen. vorher m.E. nicht.
 
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