Daher bin ich mir sicher, dass es zwei Möglichkeiten des Einstiegs gibt:
Die hier oft anzutreffende Schnäppchenmentalität, um ein gepflegtes Äußeres zeigen zu können, und
Schuhe der Füße und der Begeisterung für gutes Schuhwerk wegen zu erstehen.
Tja. Auch aus eigener Erfahrung würde ich erstmal zu ersterem raten. Ich würde keinem Anfänger zu einem bespoke Anzug raten, nicht zu handgemachten Schuhen, noch nicht mal zu Shibumi-Krawatten. Ebensowenig wie ich einen teuren Neuwagen für den Fahranfänger oder meine Messer für den angehenden Hobbykoch empfehlen würde. Das ist einfach sinnlos. Geschmack und Wertschätzung müssen sich erst entwickeln, auch ist das Risiko nicht gering dass der Anfänger die Dinge erstmal falsch behandelt (und damit ruiniert). Erfahrung kann man sich nur begrenzt anlesen.
Da ich natürlich meinen Weg für richtig halte: moderates Geld ausgeben (thrifting/SuSu, Einsteigerrahmengeklebtgenähte, Schirwan-Krawatten, gebrauchter Polo und Zwilling-Messer), sich selber beobachten, Erfahrung sammeln, und dann, nicht aus der Not etwas zu "brauchen", sondern auf dem Boden von Erfahrung und eigener Willensbildung mal nach Sternen greifen.
Und auch dort bin ich nicht bei Urban, dass das unbedingt Schuhe sein müssen. Ich hatte ja mal überschlagen was bei seinem Schuhlevel konsequenterweise so an Geld fließt, nicht jeder kann und will das. Also:
Ein toller Anzug, daneben weiter die "Grundgarderobe" nutzen. Oder statt dessen
ein paar Spitzenschuhe (nicht die Ballettversion). Vielleicht sind einem ja
drei Highendhemden wichtiger. Oder auch endlich einmal eine der sagenumwobenen Shibumi-Krawatten bestellen. In jedem Fall nach so einem Sternenkauf längere Zeit warten, (sich) beobachten. Dann ggfs. und gezielt weiter investieren. Die Highlights genießen: wenn man nicht überall am oberen Ende mitschwimmen kann muss man priorisieren, dann ist es um so wichtiger dass die Highlights genau da sitzen wo sie einem am meisten Spaß machen.
Insofern kann ich jemandem, der eh nen Tausender für Schuhe ausgibt, Alternativen zu EG et.al. aufzeigen, das ist sinnvoll und löblich. Aber jemanden der in seiner sartorialen Entwicklung vernünftigerweise (siehe Bankers Anriss) bei 250€-Schuhen steht zu zanken dass er nicht besseres für 800€ kauft ist sinnlos. Klar, wenn er 550€ mehr auszugeben beabsichtigte wären das wertvolle Informationen, so geht es am Thema vorbei.
Und 40 Einsteigerschuhe plus fünf Highendanzüge ist nichtmal ein Widerspruch, es steht jedem frei Anzüge für wichtiger als Schuhe zu halten (und umgekehrt). Oder sich mehr an einer Breite der Schuhsammlung als an einer Tiefe zu erfreuen. Man würde ja auch nicht zu einem Briefmarkensammler gehen "bist Du blöd hier drei Regalmeter Europa Postfrisch 1950-1990 zu haben, für das Geld hätteste gleich die Blaue Mauritius haben können. Besser eine gescheite als massig so mittelmäßiges Zeuch".