Klassischer Schnitt - Eine "Hommage"

[Jerick]

Da wir (Freundin und ich) momentan bei Dreharbeiten für die Verfilmung der "Hindenburg" dabei sind, haben wir dementsprechend auch die Kleidung bekommen.

Ich habe dafür eine Hose bekommen, die wunderbar hoch geschnitten ist (Bauchnabel/Taille) und trägt sich sowas von "geil"! Absolut toll! Dazu noch richtig cool weit geschnitten...Wow. Ich bin fasziniert und weiß, was ich auf jeden Fall als "Vintage" bei Ebay schießen will!

Ein Hoch auf diesen Schnitt, auf diese Hosen! Davon muss es heute mehr geben!

 

[bertone]

Ohne Bilder, ist das nie passiert...

Wie schaut es aus mit den Details - Taschenform, Falten, evtl. gar "Fishtail-Back" ?

Wird die historische Kleidung extra geschneidert und angepasst -
für große Filmproduktionen nach Hollywood-Art werden ja teilweise Originalmuster nachgewebt, sagt zumindest die Werbung Scabals ?

Jedenfalls viel Spass am Set !
(Meine eigene Schauspieler-(Statisten)Karriere ging leider nicht über Dienstkleidung/Kittel hinaus... )

 

[Jerick]

Ich darf ja die berühmten "Interna" nicht verbreiten. Daher bin ich vorsichtig mit Fotos meinerseits. Weiß nicht wie die rechtliche Lage ist und bevor mich RTL oder die Produktionsfirma verklagt

Taschenform: Normale Taschen, schräg, aber gaaanz tief. Was da alles reinpasst ohne auszubeulen: Wahnsinn.

Sitz: So wie auf diesen Fotos (Camlot, ich habe mal die Fotos aus deinem Blog genommen. Wenn ich gegen irgendwas verstoße: Bitte melden!):

http://1.bp.blogspot.com/_TEtOkT8k7uA/SWNgA8CgCPI/AAAAAAAAAI8/wnAtokPRbTM/s1600-h/Der+Frack+0.jpg

Aber leider ist mir die Hose, die ich bekommen habe, etwas zu weit, dementsprechend ist der Sitz nicht perfekt!

Extra geschneidert bekommen Statisten nix Alles RTW. Aber mein Ursprungshemd kam von einer Berliner Maßschneiderei! War aber auch vom feinsten. Tolle Knopflöcher, tolle Verarbeitung, tolle Musterübergänge! Ansonsten wurden zwar die Ärmel (vom Sakko) und meine Hose gekürzt. Aber recht simpel: Es wurde einfach umgenäht. Logisch. Die können ja nicht alles nach einem ändern, in dem sie es abschneiden. Muss ja auch noch anderen passen!

Fishtail-back: Heißt so das kleine ausgeschnittene "V"? Wenn ja, dann ja

 

[Jerick]

Das einzige, was ich hüftig trage ist eben die Jeans. Und meine Anzüge die ich eben noch habe. Aber so der ein oder andere "Vintage" Anzug, vielleicht sogar Original aus den 30ern, wird sicherlich den Weg in meinen Schrank finden.

Es ist einfach urbequem. Und sieht so herrlich old-school aus!

 

[K. L. S.]

Und sieht so herrlich old-school aus!

Man könnte auch ketzerisch sagen: altmodisch.

Ich frage mich immer, an welchem Punkt der Kleidungsgeschichte die Vertreter von "klassich" bis "old school" stehen bleiben wollen, und vor allem: warum gerade an diesem Punkt.

Warum 1950 oder 1920? Warum nicht 1850 oder 1800 oder gar 1600 oder noch früher? Was heute modisch erscheint, mag morgen entweder überholt oder ebenfalls klassich sein. Wer will das heute beurteilen? Wer konnte das vor hundert Jahren beurteilen? Auch in früheren Zeiten galt das, was heute klassich genannt wird teilweise als unerhört modisch bis revolutionär.

Wenn es immer und überall nur darum ginge " was unsere Urgroßväter schon gut fanden, kann auch für uns nicht schlecht sein", wären wir längst nicht da, wo wir jetzt sind. Es lebe der Fortschritt und die Innovation - auch in der Kleidung!

 

[Jerick]

Hallo K.L.S.,

natürlich ist es in gewisser altmodisch. Aber es ist bequem und ich mag den "Look". Deswegen habe ich dafür eine Faszination gewonnenm, bei den Dreharbeiten und nicht weil es eben so alt ist. Und ja, ich mag auch die Kleidung vergangener Jahrhunderte!

 

[RichardS]

Man könnte auch ketzerisch sagen: altmodisch.

Ich frage mich immer, an welchem Punkt der Kleidungsgeschichte die Vertreter von "klassich" bis "old school" stehen bleiben wollen, und vor allem: warum gerade an diesem Punkt.

Warum 1950 oder 1920? Warum nicht 1850 oder 1800 oder gar 1600 oder noch früher? Was heute modisch erscheint, mag morgen entweder überholt oder ebenfalls klassich sein. Wer will das heute beurteilen? Wer konnte das vor hundert Jahren beurteilen? Auch in früheren Zeiten galt das, was heute klassich genannt wird teilweise als unerhört modisch bis revolutionär.

Wenn es immer und überall nur darum ginge " was unsere Urgroßväter schon gut fanden, kann auch für uns nicht schlecht sein", wären wir längst nicht da, wo wir jetzt sind. Es lebe der Fortschritt und die Innovation - auch in der Kleidung!

Gut formuliert. Ich fände es auch eigenartig, wenn junge Menschen sich heute in der Mode von vor x-Jahren kleiden würden. Besonders beqeum sind gerade übertrieben hoch geschnittene Hosen nämlich gar nicht, außer sie werden mit Hosenträgern getragen; das wiederum schaut dann (gerade wenn man nichts darüber trägt) entsprechend aus.
Die in den 20ern und 30ern getragenen Hosen waren zu der Zeit wohl der letzte Schrei ("Oxford bags"), gut Gekleidete (wie etwa der damalige POW) hielten sich aber auch schon zu dieser Zeit dezent zurück und trugen "maßvolle" Hosen.

 

[K. L. S.]

Hallo K.L.S.,

natürlich ist es in gewisser altmodisch. Aber es ist bequem und ich mag den "Look". Deswegen habe ich dafür eine Faszination gewonnenm, bei den Dreharbeiten und nicht weil es eben so alt ist. Und ja, ich mag auch die Kleidung vergangener Jahrhunderte!

Hallo Jerick,

das sei dir und jedem anderen gegönnt und ich kann es auch gut nachvollziehen, erfreue ich mich doch selbst auch an vielen alten Dingen.

Es ging mir aber auch mehr um diejenigen, die versuchen die (mittlerweile als solche bezeichnete) "Klassik" von vor etlichen Jahrzehnten für alleingültig stilvoll zu propagieren. Und ich frage mich immer noch, welcher Zeitpunkt / Zeitraum dazu gewählt wurde und warum eben dieser und nicht ein anderer.

Ich meine, wenn man heute im Look der 1930er auf die Straße geht, mit Vintage oder Retro Kleidung und entsprechenden Accessoires, wie zum Beispiel (Sonnen-) brillen, hat man eine gute Chance von Vielen als stilvoll empfunden zu werden, wenn man sich jedoch wie zu Zeiten des Sonnenkönigs kleidete, wären die Reaktionen vermutlich erheblich irritierter und man würde unweigerlich als "verkleidet" (im Wortsinne) angesehen.

Woher der Konsens auf den heute weitgehend akzeptierten und von einigen propagierten Kleidungstil der ersten Hälfte des 20sten Jahrhunderts und woher die Ablehnung der gleichen Leute gegenüber der Kleidung des 21sten Jahrhunderts, die jeweils als "zu modisch" betitelt wird. Immerhin sind die Abbildungen auf die sich berufen wird aus einem zur damaligen Zeit durchaus als modisch zu bezeichnenden Magazin.

Gruß, Kai